Weites wildes Land
ich, wenn ich mittags nach Hause komme, was anderes vorgesetzt kriegen als kaltes Fleisch und Häcksel.« »Welches Häcksel?« »Na, dieses Grünzeug.« »Sie meinen den Salat.« »Ich meine das Essen für Viehzeug. Ich möchte was Solides haben, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« »Wenn Sie mir Bescheid sagen, daß sie zum Mittagessen nach Hause kommen, dann kann ich auch…« »Es dauert nicht lange, ein paar Koteletts und Kartoffeln in die Pfanne zu werfen.« »Aber das essen wir doch abends.« »Das ist mir egal. Jedenfalls will ich dieses Viehfutter nicht noch mal auf meinem Teller haben.« »Maudie«, sagte Sibell ruhig, »wenn Sie weiterhin so auf mir herumhacken, können Sie für sich selbst kochen.« »Und ich könnte Sie rausschmeißen.« »Dann tun Sie es doch. Schmeißen Sie mich raus. Ich würde mit Freuden gehen.« Sie beendeten die Mahlzeit ohne ein weiteres Wort. Irgendwie einigten sie sich stillschweigend, Casey und Archie Sims, einen Viehtreiber, weiterhin samstags zum Abendessen einzuladen. Diese Abende waren für Sibell nicht besonders erfreulich, denn Maudie beachtete sie nicht und redete mit den Männern über Farmangelegenheiten. Zwar sah Sibell das ein, da die beiden wahrscheinlich nur wenig anderen Gesprächsstoff kannten, aber bald bemerkte sie, daß sie die Unstimmigkeiten zwischen den beiden Frauen mitbekommen hatten und sich darüber amüsierten. Bei einem dieser Anlässe richtete Maudie das Wort an Sibell. »Was ist eigentlich mit Ihrem Freund Logan? Haben Sie was von ihm gehört?« Sibell war wütend. Maudie wußte genau, daß Sibell nichts mehr von Logan gehört hatte. Das an sich war schon schlimm genug, doch zu allem Überfluß sah sie, daß sich die beiden Männer vielsagende Blicke zuwarfen. »Kommt Zeit, kommt Rat«, erwiderte sie fröhlich. Allerdings war ihr die Gegenwart der beiden unangenehm. Sie beschloß, Logan zu schreiben und ihn auf die Farm einzuladen, da es für sie zu umständlich war, nach Idle Creek zu reiten. Und das entsprach der Wahrheit. Erst kürzlich hatte sie Casey gegenüber erwähnt, sie würde gern einmal die Anlegestelle besuchen, wobei sie natürlich an Logan gedacht hatte. Doch Casey war von diesem Vorschlag nicht gerade begeistert gewesen. »Ich weiß nicht recht, Missy. Im Augenblick haben wir zu wenig Leute. Und aus Sicherheitsgründen kann ich Sie nicht ohne eine Handvoll Männer losreiten lassen. Nach dem, was mit Cliff passiert ist, sollten Sie im Augenblick besser hierbleiben. Außerdem hat eine Dame wie Sie an der Anlegestelle nichts verloren. Am besten sprechen Sie noch mal mit Maudie darüber.« Das würde sie garantiert nicht tun. »In der Regenzeit ist hier nicht viel los«, fuhr er fort. »Deshalb kann es gut sein, daß die Familie für ein paar Monate nach Palmerston fährt. Dann bekommen Sie auch ein wenig Abwechslung.« »Fahren alle mit?« fragte Sibell. »Nein. Ich kann es in der Stadt nicht aushalten. Ich bleibe mit ein paar Leuten hier, um nach dem Rechten zu sehen. Maudie meint, ich sollte im Haus wohnen, damit es ab und zu gelüftet wird.« Sibell erfuhr, daß der Großteil der Viehtreiber und die Rinderbarone mit ihren Familien die Regenzeit gewöhnlich an der Küste verbrachten. Einige fuhren mit dem Schiff sogar bis nach Sidney. Wirklich wohlhabende Leute, darunter auch die Minenbesitzer, reisten nach England. Sibell wurde von Vorfreude überkommen: Logan würde auch reich sein, wenn er erst einmal mit dem Schürfen begonnen hatte. Es mußte aufregend sein, wenn man reisen konnte, durch den großen Regen, von dem alle sprachen, zum Reisen gezwungen wurde. An diesem Abend durchwühlte sie Charlottes Papiere und suchte die Besitzurkunde für das Haus in Palmerston heraus. Maudie hatte es nie erwähnt, und auch Zack schien es vergessen zu haben. »Wenn Zack so dringend Geld braucht«, sagte sie zu Maudie, »könnte er doch das Haus in Palmerston verkaufen.« Maudie blickte Sibell an, als wäre sie übergeschnappt. »Aber das ist unser Strandhaus. Das verkauft er doch nicht. Betrachten Sie's mal von der finanziellen Seite! In der Regenzeit ist Palmerston von der Außenwelt abgeschnitten; man kann es nur mit dem Schiff erreichen. Wo sollten wir sonst wohnen? Schließlich geht es nicht nur um Zack und mich, sondern auch um Wesley, die beiden Kindermädchen und Netta für die Hausarbeit. Und es würde einen ganzen Batzen kosten, in Palmerston ein so großes Haus für drei Monate zu mieten.« »Das kann ich mir denken«, sagte Sibell. Sie
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