Weites wildes Land
Sprachkenntnisse. »Perth?« fragte er. »Wo liegt Perth? Englisch? Sprecht ihr Englisch?« Aber sie lachten nur und riefen sich irgendwas zu. Wieder staunte Logan über den Frohsinn dieses Volkes. Sie lachten viel und ließen sich schnell von Fröhlichkeit anstecken, und angesichts des Gleichmuts, mit dem sie Sibell und ihn aufgenommen hatten, war Logan überzeugt, daß ihnen Europäer nicht fremd waren. Noch einmal versuchte er es mit Häusern, die er in den Boden zeichnete; einfache Umrisse mit Türen und Fenstern. »Wo ist das?«, fragte er, während er auf seine Zeichnung wies. »Haus von weißem Mann?« Neugierig beugten die Alten ihre breiten, narbenbedeckten Schultern über seine Zeichnung. Dann nahm einer Logan den Stock aus der Hand. Erwartungsvoll sah Logan zu, doch der Mann ergänzte das Bild nur, indem er einen Fisch zeichnete. Einen Fisch! Das Ganze schien sich zu einer Zeichenstunde zu entwickeln. Doch Logan gab noch nicht auf, er glättete eine weitere Stelle und malte ein Schiff mit prallen Segeln. Dafür erntete er zwar lebhaften Applaus, doch sonst nichts weiter. Also kehrte er zu den Fragen zurück. »Perth?« versuchte er es noch einmal. »Wo liegt Perth?« In seiner Stimme schwang Verzweiflung mit. »Wir müssen nach Perth kommen.« Die Männer besprachen sich, während er in sie drang. »Könnt ihr mir den Weg nach Perth zeigen?« Gerade als er aufgeben wollte, hörte er ganz eindeutig ein vertrautes Wort. »Später!« rief er. »Habt ihr ›später‹ gesagt?« Einer der Männer mit einem wallenden weißen Bart stieß seine Freunde in die Seite und wiederholte stolz: »Später.« »Oh, vielen Dank, guter Mann!« Logan strahlte. »Gut gesagt. Und was machen wir später?« »Mann kommen«, sagte der Alte langsam und wiederholte mit besonderer Betonung: »Schwarzer Mann kommen.« »Welcher schwarze Mann? Wer kommt?« Doch mehr fand er nicht heraus; offensichtlich waren damit die Sprachkenntnisse des Alten erschöpft. Er begann, Logan etwas in seiner Stammessprache zu erklären. Als Logan ihn nicht verstand, wußte er nicht mehr weiter. Schließlich zeigte er mit dem Finger auf Logans Zeichnung von den Häusern. Um sicherzugehen, daß keine Irrtümer aufkamen, stippte er resolut den Finger in den Sand. »Mann kommen«, erklärte er unwirsch. Logan lief zu Sibell, die mißmutig im Schatten saß und Kletten von ihrem Rock zupfte. Sie war nicht besonders beeindruckt, als er ihr berichtete, was er herausgefunden hatte. »Wie weit ist es bis Perth?« »Ich weiß nicht.« »Hoffentlich bringt dieser Mann dann wenigstens Pferde mit.« »Für den Fall sollten Sie allerdings auch reiten können, Miss Delahunty«, gab er bissig zurück. Dieses Mädchen schaffte es immer wieder, ihn auf die Palme zu bringen. In seinen vierundzwanzig Lebensjahren war er noch keiner verwöhnten Göre wie ihr begegnet. »Mein Vater meint, für mein Alter reite ich außerordentlich gut.« »Und welches Alter meint er damit?« »In einigen Wochen werde ich achtzehn«, erklärte sie hochmütig. »Vielleicht veranstaltet Vater für mich dann in Perth einen Ball.« Logan konnte nur noch staunen. Offensichtlich lebte sie in einer Traumwelt. Alles deutete darauf hin, daß ihre Eltern mit der Cambridge Star untergegangen waren. Doch das wollte sie anscheinend nicht wahrhaben. Allerdings hatte er noch nicht erzählt, daß der Alte von einem Schwarzen geredet hatte, der Sie angeblich abholen sollte. Denn schließlich konnte das alles mögliche bedeuten – wahrscheinlich stand ihnen wieder ein Marsch auf bloßen Füßen durch unwirtliches Gelände bevor. Aber er schien sich, was die Häuser anbelangte, sicher gewesen zu sein. Demnach hatten die Eingeborenen wohl die Nachricht weitergegeben, daß zwei Weiße in ihrem Lager lebten und jetzt auf Antwort warteten. Doch wie diese lauten würde, konnte er nur vermuten. Der Alte konnte ebensogut Unsinn geredet haben. »Welche Pläne haben Ihre Eltern in Perth?« erkundigte er sich bei Sibell. »Sie wollen ein großes Stück Weideland erwerben und Schafe züchten. Mein Vater hat einen Partner in Perth, ein einflußreicher Mann namens Percy Gilbert. Haben Sie schon von ihm gehört?« »Wie könnte ich? Ich war noch nie in Perth.« »Die Schafzüchter in den Kolonien verdienen recht gut«, sagte Sibell. »Und angesehen sind sie auch. Mr. Logan, ich habe nachgedacht… Wir müssen einfach erklären, daß ich Sie erst hier bei diesem Stamm getroffen habe. Damit vermeiden wir, daß über uns
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