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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Ihm kam diese Drohung anscheinend nicht weiter außergewöhnlich vor. »Das glaube ich nicht«, protestierte Logan. »Die Leute waren doch so gut zu uns.« »Nicht zu mir«, warf Sibell ein. »Mich hat man geschlagen.« Über dem Auge hatte sie noch immer eine Abschürfung. Der Schwarze hob sie zu sich aufs Pferd. »Das ist ein ganz übler Haufen. Ich sage euch, ihr habt Glück gehabt.« Er kicherte und nickte zur Bekräftigung. »Sie haben keine Stiefel«, meinte er dann an Logan gewandt. Anscheinend wunderte er sich, daß ein Weißer hier barfuß unterwegs war. »Sie doch auch nicht.« Jimmy zuckte die Achseln. »Ein Weißer verbrennt sich hier die Füße.« Er führte sie zunächst den ausgetrockneten Streifen des Flußbetts entlang und wandte sich dann in den Wald, der das Flußufer säumte. Sobald sie die Ebene verlassen hatten, drückte er Sibell die Zügel in die Hand und setzte zu einem Spurt an. Logan rief er herausfordernd zu: »Wahrscheinlich machen Sie eh bald schlapp!« Er war noch jung, mit einem glattrasierten Gesicht und einem dicken Schopf Kraushaar, und sein Körper war schlank und beweglich. Logan wußte zwar, daß er es mit Jimmy nicht aufnehmen konnte, doch er war fest entschlossen, sein Bestes zu geben. »Wie weit ist es überhaupt?« rief Sibell, die im Herrensitz ritt. Doch Jimmy war schon außer Sichtweite. Deshalb wandte sie sich an Logan. »Ich verstehe nicht, warum er nicht drei Pferde mitgebracht hat.« Ich auch nicht, dachte Logan. Doch da er nicht aus der Puste kommen wollte, sparte er sich die Antwort. Sie waren auf dem Weg nach Perth, das war alles, was zählte.
     
    Zweites Kapitel
     
    Das weißgetünchte steinerne Farmhaus schmiegte sich an die Hügel über dem Moore River, der westwärts floß; erst nach einer ganzen Reihe von Meilen wandte er sich nach Süden, um auf die Küste zuzueilen und sich schließlich in den Indischen Ozean zu ergießen. Die Schaffarm, die das Wohnhaus umgab, war nur ein winziger Fleck auf der Karte Westaustraliens, jenes unermeßlich großen Landes, das Europa in seinen Ausmaßen mit Leichtigkeit übertraf. Bis jetzt drängten sich die Siedlungen noch ganz im Süden des Landes, abgesehen von den verstreuten Außenposten entlang der Küste wie Geraldton und Shark Bay. Auf den wenigen Expeditionen ins Landesinnere und in die nördlichen Regionen waren bisher lediglich einige Pfade angelegt worden, markiert von den tapferen Männern, die sich durch die Kimberleys und durch die Wüste gekämpft hatten, um die Landesmitte Australiens zu erkunden. Sie hatten auch die Verbindung zu jenem Wunderwerk der Technik hergestellt, das sich die International Electric Telegraphenlinie nannte. »Nun ist es vorbei«, jubelten die Zeitungen, »daß wir monatelang auf Nachrichten aus dem Mutterland warten müssen! Endlich sind wir mit dem Rest der Welt verbunden.« Nur wenige wußten, wie dieses Wunder zustande kam, doch daß es seine Pflicht erfüllte, stand außer Frage. Von Singapur über Java bis zur ersten Landspitze des Kontinents in Palmerston bei Port Darwin trafen zahllose Meldungen ein, so daß die Drähte der Telegraphenleitung in der trockenen Wildnis bis hinunter nach Adelaide zu summen begannen. Es war ein Werk von ungeheuren Ausmaßen, für das sich britische und chinesische Arbeiter Seite an Seite durch das tote Herz des Landes gekämpft hatten. Und als die Verbindung dann endlich hergestellt war, waren die Männer, die sich nun Australier nannten, mit stolzgeschwellter Brust einherstolziert, obwohl sich bei einem Preis von zehn Shilling pro Wort nur die Reichen diesen Luxus leisten konnten. Jack Cambray war die neu gezogene Telegraphenleitung ziemlich gleichgültig. Daheim in Gloucester war er ohne derartigen Schnickschnack ausgekommen, und deshalb sah er auch keinen Grund, weshalb er in den Kolonien einen Gedanken daran verschwenden sollte. Abgesehen davon war Perth von der nächsten Telegraphenstation immer noch weit entfernt. Er widmete sich lieber seiner Farm, die er nach einigen Schicksalsschlägen nun endlich sein eigen nennen konnte. Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in Perth war ein Großteil des fruchtbaren Landes in der Nähe der Stadt schon vergeben, und deshalb wandte er sich dem nördlichen Küstenstreifen zwischen Perth und Geraldton zu. Als Auswanderer hatte er Anspruch auf eine kostenlose Landzuteilung, die dem Wert seiner mitgebrachten Besitztümer entsprach. Dazu zählten Viehbestand, bewegliches Eigentum und Waren. Ausgerüstet mit Mobiliar,

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