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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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zubereiteten. Damals hätte er sich nicht träumen lassen, daß er einmal bei Sonnenuntergang so hungrig sein würde, daß er jeden Fleischfetzen verspeiste, den er von Knochen und Fell lösen konnte. »Machen Sie einfach die Augen zu und schlucken Sie es runter«, riet er Sibell. »Sie müssen doch was in den Magen kriegen.« »Das Essen stinkt.« »Dann halten Sie sich an Nüsse und Beeren. Die sind gesund.«    
     
    * * *
     
    Am fünften Tag stellte er überrascht fest, daß Nah-keenah und mehrere seiner Männer im Lager blieben und an ihren Gerätschaften arbeiteten. In der Hoffnung, etwas von ihm zu erfahren, setzte er sich in die Nähe des Häuptlings, der gerade sein Taschenmesser an einem Stein schärfte. Glücklich schnitzte Nah-keenah an einer langen Ranke herum und genoß offensichtlich die Gelegenheit, mit seinem Schatz angeben zu können. Währenddessen kam der Alte mit dem weißen Bart auf seinen dürren Beinen auf Logan zugehumpelt und sprach ihn an: »Leute kommen«, sagte er und deutete auf die Sonne. »Heute? Leute kommen heute?« fragte Logan aufgeregt nach. Der Alte übersetzte Logans Worte für Nah-keenah, und dieser nickte Logan zu. Logan betete, daß sie den Weg zurück in die Zivilisation finden würden, aber gleichzeitig fragte er sich, woher die Eingeborenen wußten, daß jemand eintreffen würde. Wenn sie es überhaupt wußten. Doch schließlich war es soweit. Ein Schwarzer in einem karierten Hemd und zerrissenen, viel zu weiten Hosen ritt in das Lager ein. Logan sprang auf, doch Nah-keenah befahl ihm, sich im Hintergrund zu halten. Wieder das Protokoll, vermutete Logan. Der Reiter stieg vom Pferd, und Nah-keenah kam auf ihn zu, um ihn zu begrüßen, während ihm seine aufgeregten Stammesmitglieder in gebührendem Abstand folgten. Herzlich begrüßten sich die beiden Männer, indem sie einander auf die Schulter klopften und Knüffe vor die Brust versetzten. Der Neuankömmling warf Logan und Sibell, die sich mittlerweile unter die Menge gemischt hatten, einen Blick zu, und Logan verstand die Warnung, sich im Hintergrund zu halten. Deshalb nahm er Sibell beim Arm, während der fremde Schwarze seine Satteltaschen öffnete und ihren Inhalt auf dem Boden ausbreitete. Schon bald lagen dort neben in Musselin gehüllten Fleischstücken ein großer Käse und mehrere Dosen Tabak. Der Schwarze wies auf Logan und griff dann tiefer in die Tasche, worauf er eine Dose Tee und einen kleinen Sack Mehl zum Vorschein brachte. Nachdem er auf Sibell gedeutet hatte, holte er Zucker und ein Glas Bonbons heraus, das sogleich unter begeistertem Juchzen der Kinder die Runde machte. »Ich glaube, er verhandelt über unseren Preis«, flüsterte Sibell. »Den Eindruck habe ich auch«, antwortete Logan. »Man kann nur hoffen, daß sein Angebot akzeptiert wird.« Nah-keenah betrachtete die Geschenke und wies dann auf die Axt, die in einem Beutel am Sattel des Fremden hing. Offensichtlich entbrannte unter den beiden darüber ein Streit, doch schließlich händigte der Neuankömmling die Axt aus. Nah-keenah breitete die Arme aus. Dann bedeutete er Logan, vorzutreten. »Macht schnell, Leute«, sagte der Fremde. »Wir müssen sofort aufbrechen.« »Ich hole nur noch meine Jacke«, meinte Sibell. Doch der Schwarze hielt sie am Arm fest. »Nein, ich habe Angst. Los jetzt! Diese Leute ändern ihre Meinung verdammt schnell.« Damit wandte er sich um und führte sein Pferd fort. Logan versetzte Sibell einen Schubs, so daß sie ihm folgte. Er selbst verbeugte sich lächelnd vor Nah-keenah; ihm die Hand zu schütteln wagte er allerdings nicht. »Vielen Dank, Sir«, sagte er. »Haben Sie Dank für Ihre Hilfe.« Hoch aufgerichtet und würdevoll stand Nah-keenah da. Nur eine kleine Kopfbewegung deutete an, daß er Logans Dank zur Kenntnis genommen hatte. Dann grinste er, allerdings nicht in Logans Richtung, sondern beim Anblick des Bergs von Schätzen, die den Kaufpreis darstellten. Logan lachte, winkte dem Rest des Stammes zu und lief dann hinter Sibell her, die schon zwischen den Bäumen verschwunden war. Niemand folgte ihnen. Logan hatte Hunderte Fragen auf der Zunge. »Wer sind Sie?« fragte er den Fremden. »Wo kommen Sie her?« »Ich bin Jimmy Moon«, erklärte der Mann. »Bin so schnell ich konnte von der Farm der Weißen hierher gekommen. Wollte Sie holen.« »Woher wußten Sie, wo wir sind?« »Nah-keenah hatte eine Botschaft geschickt. Die Weißen zahlen, oder sein Stamm bringt Sie um. Schlägt Ihnen den Schädel ein.«

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