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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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geklatscht wird.« »Und das rettet Ihre Aussichten auf eine gute Partie?« fragte er grinsend. »Ist es vielleicht falsch, wenn man seinen guten Ruf schützen will«, entgegnete sie schnippisch. »Denken Sie eigentlich auch manchmal an etwas anderes als ans Heiraten?« meinte er nur. »Ist das alles, was Ihnen vorschwebt? So schnell wie möglich einen Ehemann zu finden und ihm dann den Haushalt zu führen?« »Eine dumme Frage!« schnaubte sie. »Das ist die natürlichste Sache der Welt. Was sollte ich sonst tun?« Er betrachtete sie nachdenklich. »Sie sind ein gut aussehendes Mädchen, Sie haben Bildung und einen klugen Kopf, und ich habe gemerkt, daß Sie wissen, was Sie wollen. Warum also sollten Sie sich Hals über Kopf an einen x-beliebigen Kerl binden und für den Rest Ihres Lebens nach seiner Pfeife tanzen?« Er beugte sich vor und sah ihr eindringlich in die Augen. »Ein Mädchen wie Sie könnte ihr Leben auch selbst in die Hand nehmen.« Verlegen rutschte sie von ihm ab. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Anscheinend fehlt Ihnen der rechte Sinn für Anstand.« Logan zuckte die Achseln. »Na ja, ich hoffe, Sie laden mich wenigstens zur Hochzeit ein, wenn ich dann noch in Perth bin.« Der Blick, den sie ihm zuwarf, als sie aufstand und davonschritt, machte ihm unmißverständlich klar, daß er nicht damit rechnen durfte.    
     
    * * *
     
    Nach dem ersten Tag im Lager wurden ihre Lebensbedingungen zusehends schlechter. Man erwartete von Sibell, daß sie sich an der Arbeit beteiligt. Sie mußte mit einem Stein in einem hölzernen Trog Knollen zu Mehl zermahlen, harte Nüsse knacken, ohne den Kern zu zertrümmern, und die Muscheln waschen, die die Frauen am Strand gesammelt hatten, indem sie sie stundenlang im Wasser der Lagune spülte, bis jedes Sandkorn entfernt worden war. An sich waren diese Aufgaben nicht schwierig, doch mehrere der Frauen waren offensichtlich so froh über die neue Hilfskraft, daß sie Sibell unablässig neue Pflichten aufbürdeten. Logan hingegen schlenderte das lange Ufer der Lagune entlang und betrachtete die Pflanzen. Unter den spärlicher werdenden Eukalyptusbäumen breiteten sich Flecken mit winzigen leuchtenden Blumen aus und boten in dieser Oase in der Wildnis einen farbenfrohen Anblick. Als er näher kam, stiegen Hunderte von Elstern kreischend in die Lüfte, und als sich die weißen Kakadus, die in nahe gelegenen Bäumen gehockt hatten, ihnen anschlossen, wuchs der Lärm zu einem Inferno an. Am gegenüberliegenden Ufer hielten mehrere graue, nahezu zwei Meter große Känguruhs im Grasen inne, betrachteten kurz den Aufruhr und hoppelten dann scheinbar schwerelos davon. Logan war enttäuscht; dies waren die ersten Känguruhs, die er zu Gesicht bekam, und er hätte sie gern länger beobachtet. Er war gespannt, was ihn in diesem weiten, wilden Land noch alles erwartete. Es gab so viel zu sehen. Da er sein Reisegeld von zehn Pfund an das Meer verloren hatte, mußte er sich allerdings schnell eine Arbeit suchen und an der Westküste bleiben, bis er genug zusammengespart hatte, um sich nach Osten aufzumachen. Logan wollte in diesem Land zu Reichtum und Ehren kommen, doch wie es aussah, war der Anfang nicht allzu vielversprechend. Als er ins Lager zurückkehrte, fand er Sibell in eine lautstarke Auseinandersetzung mit den Frauen verwickelt. Vergnügt stellte er fest, daß sie sich durchzusetzen wußte; trotz der Sprachbarriere machte sie ihnen ihre Botschaft unmißverständlich klar, indem sie Tröge fort stieß und eine Anzahl von zukünftigen Auftraggeberinnen fortscheuchte. Plötzlich wurde die Auseinandersetzung handgreiflich, denn die Eingeborenenfrauen gingen mit dicken Stöcken aufeinander los. Logan stürzte hinzu und zog Sibell aus dem Getümmel. Gemeinsam suchten sie zwischen den Bäumen Schutz. Zwei Tage später schnaubte Sibell: »Keinen Tag länger bleibe ich in diesem schmutzigen, stinkenden Loch. Sonst komme ich noch in Schmutz und Hitze um. Bringen Sie mich hier raus«, forderte sie. »Und zwar sofort.« »Das geht nicht«, antwortete er. »Nah-keenah hat mir letzte Nacht klargemacht, daß wir hierbleiben müssen.« »Da ging es uns ja sogar am Strand noch besser«, murrte sie. »Was ich hier zu essen kriege, ist ekelhaft.« Er nickte. Am vorigen Abend hatte man ihm die Keule eines kleinen Tieres vorgesetzt, das offensichtlich mitsamt dem Fell ins Feuer geworfen worden war. Früher hatte er gehört, daß die Eingeborenen anderer Länder auf diese Weise Affen

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