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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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den Aborigine stürzen, doch schon waren alle Speerspitzen auf ihn gerichtet. Also gab er diese Absicht auf und versuchte stattdessen, Sibell zu beruhigen. Weinend hielt sie sich die Wange; allem Anschein nach hatte der Schlag furchtbar wehgetan. »Beruhigen Sie sich«, sagte er. »Um Himmels willen, seien Sie still. Wir finden schon noch heraus, was dahintersteckt.« Sie schluchzte noch immer, als er ihr wieder auf die Beine half, und ihm fiel auf, daß die schwarzen Frauen, die inzwischen zurückgekehrt waren, nicht das geringste Mitleid mit ihr zeigten. »Anscheinend haben wir gegen das Protokoll verstoßen«, erklärte er Sibell. »Haben Sie keine Angst. Es sieht so aus, als dürften Sie nicht vor dem Häuptling hergehen. Besser, Sie bleiben bei den Frauen.« Er rief die Aboriginefrauen herbei, damit sie Sibell in ihre Mitte nahmen. Dann wandte er sich mit einer Verbeugung an Nah-keenah. »Also gut, Häuptling, gehen wir!« sagte er mit fester Stimme. Die neue Marschordnung schien die Schwarzen zufrieden zu stellen. Sie lächelten sich an und brachen gemeinsam mit Logan auf. Die Frauen folgten ihnen. Auf ihrem Weg durch das heiße, ausgedorrte Land blickte Logan sich immer wieder nach Sibell um. Erleichtert stellte er fest, daß die schwarzen Frauen ihr halfen. Beide waren sie größer als Sibell, und da sie sie mit ihren starken Armen untergehakt hatten, berührten ihre Füße kaum noch den Boden. Mehrere Stunden später, als sie schließlich das Lager der Schwarzen an einer großen Lagune in einer ausgetrockneten Flußbiegung erreichten, brauchte allerdings auch Logan Hilfe. Seine bloßen Füße waren zerschnitten und blutig, hauptsächlich durch das harte, struppige Gras, das auf dem Boden der nahezu baumlosen Steppe wuchs. Abgesehen von ihrem Verhalten gegenüber Sibell schienen die Aborigines liebenswürdige Menschen zu sein. Sie scherzten fröhlich miteinander in ihrer kehlig klingenden Sprache. Als sie nur noch wenige Meter zu gehen hatten, hoben zwei der Männer Logan hoch und tauchten ihn mit dem ganzen Körper in wunderbar kühles, klares Wasser. Die anderen kamen aus dem Lager herbeigelaufen und sahen zu. Suchend blickte Logan sich nach Sibell um. Sie traf kurz nach ihm ein. Eine der beiden Frauen trug sie huckepack, was der kräftigen Schwarzen nicht die geringste Mühe zu bereiten schien. Man gestattete Sibell, sich ebenfalls ins Wasser zu legen. Mißmutig bewegte sie die schmerzenden Glieder im kühlen Naß. »Geht's einigermaßen?« erkundigte er sich, wobei er bewußt eine Bemerkung über das feuerrote Mal über ihrem rechten Auge vermied, um sie nicht aufzuregen. »Nein«, antwortete sie. »Ich hasse diese schmutzigen Leute. Wir hätten niemals mit ihnen mitgehen dürfen. Meine Füße sind wund, und ich sterbe vor Hunger.« »Machen Sie sich keine Sorgen. Sehen Sie, gerade zünden sie Feuer an, also ist sicher auch bald Essenszeit. Wenn Sie sich schwach fühlen, legen Sie sich hier ans Ufer. Ich will mich in der Zwischenzeit mal ein wenig umsehen.« Logan wußte, wovon er redete, denn auch er war so schwach, daß er sich kaum noch ins Lager schleppen konnte. Doch zumindest boten seine tropfnassen Kleider vorübergehend Schutz vor der glühenden Hitze. Niemand beachtete ihn, als er um die Gruppe von Eingeborenen strich. Sie alle waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Schließlich ließ er sich erschöpft unter einen Baum sinken, um abzuwarten, was als nächstes kommen würde. Er mußte eingeschlafen sein, denn nur allmählich wurde ihm bewußt, daß ihn jemand anstarrte. Eine ältere, knorrige Frau kniete neben ihm und wartete, daß er die Augen öffnete. Sie hatte zwei Holzschüsseln mit Essen vor ihn hingestellt; eine mit Nüssen und Beeren und eine andere mit verkohltem Fleisch, unzweifelhaft irgendeinem Geflügel. Logan stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Vielen Dank«, sagte er, bevor er sich auf das Fleisch stürzte. Obwohl es nur notdürftig gerupft worden war, kam es ihm wie die beste Mahlzeit seines Lebens vor – Ente, da war er ganz sicher, eine wunderbare, saftige Ente. Er hatte schon fast den ganzen Vogel verzehrt, als ihm plötzlich Sibell einfiel. Besorgt blickte er sich um. Sie saß in seiner Nähe, den Rücken an einen Chinarindenbaum gelehnt. »Haben Sie was zu essen bekommen?« rief er ihr zu. »Ja«, antwortete sie. Obwohl es alles andere als begeistert klang, wandte Logan sich beruhigt wieder seiner eigenen Mahlzeit zu. Eine andere Frau, die ihn aufmerksam

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