Weites wildes Land
beobachtet hatte, brachte ihm ein großes Paket versengter Blätter, das sie ehrerbietig öffnete und ihm dann reichte. Es enthielt gut durch gedünsteten Fisch, und Logan machte sich gar nicht erst die Mühe, herauszufinden, was es war. Er merkte nur, daß er so fett war wie Lachs und sogar noch besser schmeckte. »Vorzüglich«, sagte er zu seinen beiden eingeborenen Kellnerinnen, und sie lächelten ihn wohlwollend an. Da der Fisch so groß war, hielt er es für angebracht, ihnen etwas davon anzubieten. Entgegen seiner Erwartung nahmen sie seine Einladung an und griffen sogleich herzhaft zu. Logan, der seinen Fehler rasch bedauerte, schnappte sich schnell die letzten Reste. Auch die Nüsse und Beeren schmeckten vorzüglich. Irgendwann später, beschloß er wohlig, wollte er herausfinden, von welchen Pflanzen sie stammten. Aber nicht jetzt, jetzt noch nicht… Die Frauen nahmen ihre Schalen und ließen ihn allein. Logan betrachtete seine Begleiter. Nun, nach dem Essen, war die Trennung zwischen den Geschlechtern aufgehoben. Die Eingeborenen ließen sich ins Gras zurücksinken oder hockten im Schneidersitz im Kreis und unterhielten sich ruhig, während rundbäuchige Kinder zwischen ihnen umherkrabbelten und Hunde nach Knochen suchten, die von der Mahlzeit übrig geblieben waren. Die blutrot untergehende Sonne verlieh der schwarzen Haut der Aborigines einen kupferfarbenen Glanz, und Logan vermutete, daß sie für morgen einen neuen heißen Tag ankündigte. Alles war friedlich und zufrieden, zumindest bis zum Sonnenuntergang. Kaum war der Feuerball unter dem Horizont verschwunden, wurden sie jedoch von einer Horde Mücken überfallen. Wütend schlug Logan auf sie ein. Die Schwarzen jedoch schienen von ihnen nicht behelligt zu werden, was Logan reichlich ungerecht fand. Mühsam stemmte er sich hoch und ging zu Sibell hinüber, um nach ihr zu sehen. »Hat Ihnen Ihr Abendessen geschmeckt?« fragte er. »Schon wieder Fisch«, klagte sie. »Wenn ich erst mal zu Hause bin, rühre ich nie wieder Fisch an.« »Was anderes haben Sie nicht gekriegt?« erkundigte er sich neugierig. »Noch diese Nüsse«, sagte sie und zeigte die Schale, aus der sie sich gerade noch bedient hatte. »Und ein paar eigenartige Beeren.«Eine Männerwelt, dachte er, und ließ seine gebratene Ente lieber unerwähnt. Sibells Aufpasserinnen hielten offensichtlich den Zeitpunkt für gekommen, sie allein zu lassen. Kichernd zeigte eine Frau auf einen Unterschlupf. »Mia-Mia«, sagte eine andere, und Logan wiederholte das Wort. »Mia-Mia?«Sie nickte, stieß mit einer Hand gegen das Rindendach und deutete mit der anderen an, daß Sibell und Logan hineinkriechen sollten. »Sie will uns sagen, dies ist unser Haus«, meinte er. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als es anzunehmen. Wir dürfen nicht gegen ihre Regeln verstoßen und hier herumlaufen.« Sibell war entsetzt. »Anscheinend glauben sie, wir sind verheiratet.« »Kann schon sein.« Er grinste. »Aber wir können nichts dagegen tun.« »Doch. Sie können mich allein lassen.« »Nur über meine Leiche«, sagte er, während er sich unter das Rindendach kauerte. »Solange wir hier sind, werde ich genau das tun, was sie uns sagen. Die Waffen, die sie haben, sehen nämlich sehr überzeugend aus.« »Und wohin gehen wir morgen?« »Nicht zu weit, hoffe ich. Mit unseren wunden Füßen und so ganz ohne Schuhwerk könnten wir beide keinen weiten Marsch verkraften.« Ein sanfter Wind brachte die Blätter der hohen Eukalyptusbäume zum Rauschen, und die Eingeborenen schienen auch allmählich schlafen zu gehen. Einige ließen sich am Feuer in der Mitte des Lagers nieder, andere zogen sich in einen Unterschlupf zurück. Logan sah, daß zwei der Männer mit den langen Speeren im Busch verschwanden, doch er wußte nicht, ob sie jagen wollten oder das Lager bewachten. In der Ferne hörte man Tiere heulen, die Wölfen ähnlich klangen, und Logan erschauderte. Obwohl man ihnen eine Mahlzeit gegeben und sie anständig behandelt hatte, waren ihm diese Primitiven mit den bemalten Gesichtern nicht recht geheuer. Er hatte bemerkt, daß man sie die ganze Zeit über beobachtet hatte, als befürchte man einen Ausbruchsversuch. Ganz so, als wären sie Gefangene. Aber was hatte der Stamm mit den Gefangenen vor? »Ich kann nicht schlafen«, jammerte Sibell. »Diese Mücken sind entsetzlich.« »Dann bleiben Sie eben wach«, entgegnete er, zu müde, um sich auch noch über sie den Kopf zu zerbrechen. Da er endlich wieder etwas im
Weitere Kostenlose Bücher