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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Magen hatte, schlief er tief und fest. Als er aufwachte, saß Sibell vor ihrem Unterschlupf und aß ihr Frühstück. »Was haben Sie da?« fragte er. »So was Ähnliches wie Brot. Die Frauen haben es gerade erst gebacken.« Sie reichte ihm einen warmen, zähen Brocken. »Es schmeckt nicht nur entsetzlich, sondern Sie müssen auch noch die Kohle ausspucken. Zum Glück sind die meisten Schwarzen fortgegangen.« »Verdammt!« Logan fuhr auf. »Ist Nah-keenah auch weg?« »Ja.« »Verflixt und zugenäht! Was sollen wir jetzt tun?« »Darüber wollte ich ja gerade mit Ihnen sprechen.« Mit großen Augen, deren Grau zuerst vom dunklen Rand der Iris und dann noch von einem dichten Kranz schwarzer Wimpern umrahmt wurde, blickte sie zu ihm auf. »Ich nehme an, wir müssen jetzt heiraten.« Logan, der gerade eine Frau an ihrem Feuer beobachtete und überlegt hatte, ob er sie wohl um ein weiteres Brot bitten könnte, wandte sich geistesabwesend zu ihr um. Er dachte, er hätte sich verhört. »Was haben Sie gesagt?« »Ich sagte«, wiederholte sie ernst, »ich nehme an, wir müssen jetzt heiraten.« Logan blinzelte erstaunt. »Wie, im Himmel, kommen Sie denn darauf?« »Letzte Nacht haben Sie bei mir geschlafen. Und wenn Leute zusammen schlafen, sollten sie eigentlich verheiratet sein. Wenn nicht, dann verstoßen sie gegen die guten Sitten. Und da Sie mich kompromittiert haben, müssen Sie mich jetzt heiraten.« »Das meinen Sie doch wohl nur im Scherz?« »Das ist kein Scherz, Mr. Conal!« Sie lief puterrot an. »O mein Gott!« schrie sie dann auf. »Wollen Sie mir etwa sagen, daß Sie schon verheiratet sind?« »Ich bin ledig, Miss Delahunty, und ich habe nicht die Absicht, Sie zu heiraten.« »Aber wir haben gar keine andere Wahl!« Logan begann zu lachen. »Ich weiß ja nicht, wo Sie aufgewachsen sind, kleines Fräulein, aber wenn man unter einem Dach schläft, heißt das noch lange nicht, daß man auch zum Altar stürzen muß. Ich habe Sie nicht angerührt…« Er hielt inne, weil er sah, daß ihr Tränen in die Augen traten. Wut stieg in ihm auf. Diese dumme Gans dachte doch tatsächlich, ihr Ruf sei ruiniert oder zumindest so durchlöchert wie die Kleider, in denen sie jetzt wohl oder übel herumlaufen mußte. Trotzdem legte er ihr die Hand auf die Schulter. »Sie sollten dankbar sein, daß wir hier in Sicherheit sind«, mahnte er. »Die Leute werden sich so sehr freuen, daß Sie den Schiffsuntergang überlebt haben, daß niemand mehr nach den Einzelheiten fragt. Vielleicht werden Sie sogar berühmt.« »Was?« Sie war so entsetzt, daß er fast aufstöhnte. Schon wieder hatte er etwas Falsches gesagt. »Ich will nicht berühmt werden. Die Leute sollen nicht darüber reden, daß ich tagelang mit einem Mann zusammengelebt habe und… und… hier mit nackten Wilden hause. Erzählen Sie das bloß nicht weiter! Dann heiratet mich nämlich niemand mehr.« »Herr im Himmel! Mir ist noch nie eine Frau begegnet, die so versessen aufs Heiraten ist wie Sie!« »Dann verstehen Sie nicht besonders viel von Frauen, Mr. Conal«, entgegnete sie kühl. »Auch wenn Sie noch so klug daherreden.« Logan gab auf und ging zur Lagune, um zu baden. Trotz des frühen Morgens schickte die Sonne am weiten, strahlend blauen Himmel bereits sengende Strahlen zur Erde. Einige Kinder stürzten an ihm vorbei und warfen sich planschend und prustend ins Wasser. Eine Weile spielte er mit ihnen, schwenkte sie herum oder katapultierte sie mit den Händen in die Luft, so daß sie kopfüber ins Wasser tauchten. Sie genossen es aus vollem Herzen und machten keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung, als er das Spiel abbrach und zum Ufer ging. Wie ein verlorenes Häufchen standen sie im schimmernden Naß, und um sie wieder aufzumuntern, blieb er stehen, zeigte auf sich selbst und rief: »Logan.« Lachend stürzten sie auf ihn zu und riefen dabei immer wieder: »Logan! Logan!« Gemeinsam kehrten sie ins Lager zurück, was die Frauen mit belustigtem Stirnrunzeln und die drei alten Männer, die im Schatten ihrer Mia-Mia saßen, mit einem anerkennenden Seitenblick bedachten. »Nah-keenah?« fragte Logan die Alten. »Wo ist Nah-keenah?« Sie wiesen mit der Hand über die Schulter, und ihre Worte klangen freundlich. Mehr hatte Logan auch gar nicht erwartet – es war offensichtlich, daß Nah-keenah mit den jüngeren Männern fortgezogen war, möglicherweise, um zu jagen. Doch nun hatte er wenigstens eine Antwort bekommen. Und so setzte er sich neben sie und prüfte ihre

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