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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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nachließen, nahmen sie auf der Veranda und den Treppenstufen Platz. Sam Lim fühlte sich als Küchenchef für die Verpflegung der ganzen Familie in seinem Element. Allerdings zog er es vor, die Speisen auf dem Lehmofen vor dem Haus zu bereiten, wo ihn niemand bei der Arbeit störte und er zugleich die beiden jungen chinesischen Gärtner herumkommandieren konnte. Diese waren angestellt, um die wuchernde Wildnis zu lichten, die einst Charlottes Garten gewesen war. Sibell wurde allen vorgestellt – den Farmbesitzern, Bewohnern der Stadt und Beamten, also jenen Männern und Frauen, die offensichtlich die Besiedelung dieses wilden Landes vorantrieben. Sie machten großes Aufheben um sie und bestanden darauf, daß sie sich ausruhte, damit sie wieder zu Kräften kam. Obwohl Zack immer stolz betonte, sie sei die »Buchhalterin« der Farm, gingen die Besucher davon aus, daß sie Zacks »Mädchen« war. Sibell war das zwar peinlich, aber sie ließ sich dadurch nicht davon abhalten, die Ferien zu genießen. Mit dem Fieber waren auch alle ihre Alpträume verschwunden. In den letzten Tagen konnte sie endlich wieder ruhig schlafen. Besser als je zuvor seit ihrer Ankunft in Perth. Mit Wesley, den Zwillingen und Netta unternahm sie lange Spaziergänge den Strand entlang. Das Wasser sah so einladend aus, daß sie sich eines Tages überwand. »Weit und breit kein Mensch zu sehen«, sagte sie zu den Mädchen. »Ich nehme ein Bad im Meer.« Die Zwillinge wichen entsetzt zurück. »Nein, Missy, das dürfen Sie nicht!« »Warum nicht?« fragte sie, während sie ihre Bluse aufknöpfte. »Ich behalte Hemd und Schlüpfer an. Wenn ich wieder draußen bin, sind sie sofort trocken. Kein Mensch wird mich sehen. Kommt doch auch mit.« Netta zog sie zurück. »Sie dürfen hier nicht schwimmen, Missy. Viele schlechte Burschen hier.« »Welche schlechten Burschen?« Sie lachten sie aus, während sie ihr zuriefen: »Haifische, Krokodile, Quallen.« »O mein Gott! Hier?« Sie betrachtete die friedliche Wasserfläche. »Da können Sie Gift drauf nehmen.« Als sie weiter den Strand entlangliefen, entdeckten sie eine große blaue Qualle mit langen Fäden, die im seichten Wasser dümpelte. »Nicht anfassen. Die kann sie töten.« »Die ist giftig«, erklärte ihr Wesley, offensichtlich stolz, daß er sein von den aufmerksamen Kindermädchen erlerntes Wissen an sie weitergeben konnte. Danach ließ sie größere Vorsicht walten, wenn sie die Küste von Port Darwin erkundete. Zack nahm sie zu seinen täglichen Besuchen bei Maudie im Krankenhaus mit. Ihr Bein hatte neu gerichtet werden müssen und hing jetzt in einem Holzgestell. Maudie beschwerte sich bitterlich über ihre Gefangenschaft. »Ich hasse dieses Krankenhaus, Zack. Ich möchte heim.« Diese Auseinandersetzung wiederholte sich Tag für Tag, und jedesmal antwortete Zack das gleiche. »Sobald die Ärzte dich entlassen, bringe ich dich nach Hause. Und dann feiern wir ein großes Fest.« »Vom ständigen Liegen kriege ich Blasen am Hintern«, klagte sie eines Tages. Sam Lim stürzte fort und kehrte mit einem Pflaster zurück, von dem er ihr versprach, daß es sie auf der Stelle heilen würde. Offensichtlich tat es das auch, denn sie sprach nie wieder davon. Eines Tages bekam Sibell Besuch in Gestalt von Lorelei Rourke. In einem auffallenden Kleid in Rosa und Lila und einem riesigen Strohhut, der mit einer Unmenge von rosa Tüll verziert war, trippelte sie die Eingangsstufen herauf. Zunächst war Sibell nicht sonderlich erfreut, sie zu sehen, doch als Zack die Besucherin höflich begrüßte, schämte sie sich ihrer Vorbehalte. Trotzdem schlug sie innerlich drei Kreuze, daß Maudie noch immer ans Krankenbett gefesselt war. »Ich habe gehört, daß Sie wieder in der Stadt sind und sehr krank waren«, sagte Lorelei. »Und ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Entschuldigen Sie bitte, Mr. Hamilton, daß ich so einfach hier hereinplatze. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel. Aber es ist nun mal nicht meine Art, mich schriftlich anzumelden.« »Unsere auch nicht«, meinte Zack ungezwungen. »Darf ich Ihnen einen Tasse Tee anbieten, Miss Rourke?« »Ich bin so frei«, entgegnete sie, ließ sich elegant auf einen Stuhl sinken und zog einen Fächer aus Elfenbein hervor. »Tee löscht den Durst doch immer noch am allerbesten, meinen Sie nicht auch?« »Da haben Sie sicher recht«, stimmte Zack zu. »Ich sage Sam Lim Bescheid und lasse die Damen dann bei ihrem Schwätzchen allein.« Sie blickte ihm nach.

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