Weites wildes Land
gebeugt und kühlte ihr den Nacken. »Was ist geschehen?« fragte Sibell. »Sie sind in Ohnmacht gefallen«, erklärte Maudie mit Spott in der Stimme. »Schau, was du angerichtet hast, Zack! Du hast das arme Mädchen zu Tode erschreckt.« Er stand neben ihr, stammelte Entschuldigungen, tätschelte ihr die Hand und sagte immer wieder, sie solle sich keine Sorgen machen, da keine Gefahr bestünde. Als Sibell wieder durchatmen konnte, fing auch sie an, sich zu entschuldigen. Sie sah, daß Maudie grinste, und ihr wurde klar, daß die anderen sie für überspannt halten mußten. Schließlich hatte sie ihnen nie von dem Schiffsunglück erzählt, weil sie es nicht über sich gebracht hatte, darüber zu sprechen. Zack war ganz zerknirscht, da er sich die Schuld an ihrer Ohnmacht gab. Also tat er nun alles, um die Damen zufrieden zu stellen, was auch bedeutete, daß er Maudie zum Ball begleiten mußte. »Wir fahren gleich ab, Maudie«, sagte er. »Wir warten nur noch auf Sibells Verehrer, und dann geht's los.« »Er ist nicht mein Verehrer«, widersprach Sibell. »Er hat sich nur bereit erklärt, mit mir zum Ball zu gehen; das ist etwas völlig anderes.« »Wen kümmert das?« warf Maudie ein, die sich über diese erneute Verzögerung ärgerte. »Solange er nur endlich kommt.« Also warteten sie, während Wind und Regen ums Haus peitschten. Sie aßen etwas von dem Weihnachtskuchen und tranken mehr Champagner. Doch mit der Zeit erlahmte das Gespräch, und Schweigen senkte sich über die Runde. Schließlich hatte Maudie genug. »Der kommt nicht mehr«, verkündete sie. Zack warf Sibell einen Blick zu. Sie saß steif auf ihrem Stuhl und hatte das Gefühl, daß ihre Blumen und ihr Kleid von Minute zu Minute unansehnlicher wurden. »Ich bleibe«, sagte sie endlich. »Fahrt ihr nur los.« »Gut.« Maudie erhob sich und nahm ihren Mantel. »Wir können Sie nicht hier zurücklassen«, widersprach Zack, aber Maudie stand schon in der Tür. »Wenn du nicht sofort mitkommst, Zack Hamilton, gehe ich eben allein; das schwöre ich dir. Es ist ein Weihnachts- und kein Silvesterball, und wenn wir nicht bald losfahren, ist alles vorbei.« »Sie kommen besser mit«, schlug Zack Sibell vor. Der Ohnmachtsanfall war so schnell vorbeigegangen, wie er gekommen war, und Sibell fühlte sich bereits viel besser. Allerdings war ihr die augenblickliche Lage sehr peinlich, besonders deshalb, weil sie sie selbst verschuldet hatte. Wenn sie zuließ, daß ein Mann sie versetzte, würde sie Zack ganz bestimmt nicht eifersüchtig machen. »Fahren Sie nur«, sagte sie wieder. »Ich warte.« »Seien Sie doch nicht kindisch«, widersprach Zack. »Inzwischen ist es doch sonnenklar, daß er nicht mehr auftauchen wird.« »Wahrscheinlich hat seine Frau ihn nicht weggelassen«, meinte Maudie lachend. Langsam drehte sich Zack zu Maudie um. »Seine was?« »Seine Frau«, wiederholte Maudie schmollend. »Das hast du mir nie erzählt«, sagte er vorwurfsvoll. Doch Maudie zuckte nur die Achseln. »Es ging mich ja auch nichts an.« »Neulich habe ich dich um einen Gefallen gebeten«, schalt er mit scharfer Stimme. Verwundert hörte Sibell zu und fragte sich, warum Zack so böse auf Maudie war. »Ich kann mir schon denken, warum du den Mund gehalten hast«, fuhr er fort. »Du hast mir nur soviel erzählt, wie für dich selbst von Vorteil war. Das werde ich mir merken, Maudie.« »Ach, papperlapapp«, gab sie beleidigt zurück. »An Weihnachten ist immer irgend jemand schlechter Laune. Du hättest sie eben selbst fragen sollen. Aber dazu fehlte dir ja der Mut.« »Das werden wir noch sehen«, erwiderte er und wandte sich dann an Sibell. »Ihr Freund Conal ist also verheiratet. Und Sie zeigen sich stolz in Gesellschaft eines verheirateten Mannes! Ein solches Benehmen hätte ich nicht von Ihnen erwartet.« »Sie verstehen nicht, Zack«, versuchte Sibell zu erklären. »Ich hatte meine Gründe, Logans Einladung anzunehmen.« »Das kann ich mir vorstellen«, sagte er mißmutig. »Ihr beide seid mir ein schönes Paar: Maudie spielt Spielchen, und Sie machen sich lächerlich.« »So, jetzt sind wir also Närrinnen«, fauchte Maudie ihn an. Nachdenklich betrachtete er sie. »Das versuche ich gerade herauszufinden, aber ihr solltet nicht vergessen, daß ich auch nicht auf den Kopf gefallen bin.« »Ach, um Himmels willen!« rief Sibell aus. »Gehen Sie doch endlich auf den Ball. Ich bleibe hier.« »Nein, das werden Sie nicht tun«, widersprach er. »Sie kommen mit. Ich lasse nicht
Weitere Kostenlose Bücher