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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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die Stirn. »Was ich mit meiner ›Arbeit‹ mache, wie du es bezeichnest, entscheide ich ganz allein.« »Aber selbstverständlich. Du kannst dann tun und lassen, was du willst. Außerdem brauchen wir dich. Wenn du zu den Direktoren gehörst, wird uns schon allein dein Name den Weg ebnen. Man wird die Gesellschaft ernst nehmen.« Auf einmal kam ihm die kleine Hütte armselig vor. Loreleis Vorhersagen klangen auf grausame Weise wahr. Würde er wirklich so enden? Falls er sich jedoch mit Lorelei zusammentat, würden die ehrbaren Bürger der Stadt ihm einen Spießrutenlauf bereiten. Hatte er den Mut dazu? Als ob sie seine Gedanken gelesen hätte, küßte Lorelei ihn auf die Wange. »Immerhin stehst du über den Leuten hier. Warum also schert es dich, was sie sagen? Schau dir den Verwalter an. Dem ist es einerlei; er ist ständig auf Goldsuche. Und sein Vorgänger wurde aus der Stadt gejagt, weil er die Wirtshäuser schließen wollte. Du bist Colonel bei der britischen Armee und kannst die Bedingungen bestimmen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich muß mir das überlegen.« Ein Lächeln überzog Loreleis Gesicht, denn sie wußte, daß er seine Überlegungen eigentlich schon abgeschlossen hatte. »Ich habe nur eine Bedingung«, sagte sie. »Und die wäre?« »Du mußt mich heute abend mit auf den Ball nehmen.« »Du verlangst ein bißchen viel.« »Nein, ich betrachte das als Zeichen deines Vertrauens. Wenn du mich nicht mitnimmst, hat sich die Sache erledigt, und wir sind geschiedene Leute.« »Du kleine Schurkin«, meinte er leise. »Du bist mit allen Wassern gewaschen.« Aber Lorelei antwortete nicht. Stattdessen erhob sie sich, schüttelte ihren Mantel aus und zog ihn an. »Nun gut, möchtest du mich heute abend zum Ball begleiten?« sagte er. »Es ist mir ein Vergnügen«, antwortete sie kichernd. Er zog ihr die Kapuze über den Kopf, schob ihr Haar darunter und küßte sie. »Zum Teufel mit den verdammten Minen«, schimpfte er. »Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Du bist so wunderschön.« Er schlang den Arm um sie und drückte sie an sich. »Ich bin verrückt nach dir, Lorelei! Das muß es wohl sein, sonst würde ich keinen Gedanken an deine verrückten Pläne verschwenden.« »Sie sind nicht verrückt. Und du weißt ja, wie ich für dich empfinde.« Sie blickte über seine Schulter. »Ist das da hinten dein Schlafzimmer?« Er nickte und ließ sie los. »Ja.« »Wir sollten es einmal ausprobieren.« »Was, jetzt? Am hellichten Tage?« Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen goß es immer noch in Strömen. »Das nennst du Tag? Bei diesem Wetter treiben sich nur Enten draußen herum. Komm schon«, sie knöpfte ihm die Jacke auf, »und sei ein bißchen lieb zu Lorelei. Hier erwartet uns der Reiz des Neuen.« »Du hast keine Spur von Moral«, beschwerte er sich scherzhaft, als sie anfing, ihm die Hose aufzuknöpfen. Dann hob er sie hoch und trug sie zum Bett. Später, als Lorelei in seinen Armen lag, fühlte er sich unglaublich erleichtert und sogar glücklich. Sein Leben hatte eine erfreuliche Wendung genommen.    
     
    * * *
     
    Eigens für diesen Anlaß war eine zweispännige, leichte Kutsche gemietet worden, an der zum Schutze der Fahrgäste eine wetterfeste Plane befestigt worden war. Der Kutscher allerdings war auf dem Bock den Naturgewalten ausgesetzt, weshalb er gern Zack Hamiltons Einladung annahm, sich mit Pferd und Wagen unter dem auf Pfählen ruhenden Haus unterzustellen, während er auf seine »Herrschaften« wartete. Oben im Haus herrschte zwischen den Menschen, die sich dort auf das Fest vorbereiteten, angespannte Stimmung. Am Nachmittag war eine Frau ins Haus gekommen, um den Damen das Haar zu waschen und zu frisieren. Sibells blonde Locken waren elegant in weichen Wellen aus dem Gesicht zurückgesteckt und oben auf dem Kopf lockig aufgetürmt. Die geschickte Frau, die auf den Namen Lily hörte, hatte rosafarbene Frangipaniblüten mit Draht zu einer Girlande geflochten und diese wie ein Diadem auf den Locken befestigt. Das Ergebnis war sehr ansehnlich und paßte ausgezeichnet zu dem altrosanen Voilekleid, das Sibell hatte erstehen können. Obwohl Sibells Kleid nicht so prächtig war wie Maudies elegantes grünes Taftgewand, fühlte sie sich sehr wohl darin. Es war leicht und kühl und hatte einen gewagten tiefen Ausschnitt, der mit einem feinen Spitzensaum eingefaßt war wie ein Taschentuch. Auch bei Maudie hatte Lily wahre Wunder gewirkt. Ihre Zöpfe waren verschwunden. Lily

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