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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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seine Wut mit Whisky und anderen alkoholischen Getränken, die ihm angeboten wurden. Um nichts in der Welt würde er dieses betrügerische Wesen auf den Ball begleiten. Sollte sie nur zu Hause sitzen und warten. Der Gedanke, wie sie sich für den großen Anlaß zurechtmachte und sich schnurrend wie eine Katze im Spiegel bewunderte, bis ihr schließlich dämmerte, daß sie versetzt worden war, bereitete ihm ein diebisches Vergnügen. Die Gäste wurden schon weniger, weil die Herren sich zurückzogen, um sich für den Ball umzukleiden. Logan begab sich ins Bijou, um Lorelei Rourke zur Rede zu stellen, doch sie war in den überfüllten Salons, in denen es hoch herging, nirgendwo zu finden. Lorelei und Sibell? Er fragte sich, ob Lorelei ihr wohl mitgeteilt hatte, daß er zu ihren Kunden gehörte. Woher hätte er auch wissen sollen, daß die beiden Frauen einander kannten? Wahrscheinlich hatte sich Sibell eher deswegen als wegen seiner Ehe mit Josie gegen ihn gewandt. Schließlich wußte sie doch, daß er sich von Josie scheiden lassen wollte. Er dachte über das Gespräch mit Sibell am Strand nach. Er hatte ihr erzählt, daß ihm jemand die Schürfrechte weggeschnappt hatte, und sie hatte geradeheraus gefragt, ob irgendwer durch sie von dem Wolfram wissen konnte. Und Sibell hatte gelogen… Nein, einen Moment mal. Sie hatte gesagt: »Warum sollte ich es weitererzählen?« Und hatte ihn dabei mit ihren blauen Augen unschuldig angesehen und gelächelt. Und statt nachzufragen, hatte er es darauf beruhen lassen, weil er ihr so vertraut hatte. Er war sich sicher, daß er Sibell zurückgewinnen konnte – man mußte den Frauen nur ein wenig schmeicheln, dann kamen sie schon von allein wieder angelaufen –, und dann, wenn er sie heiratete, gehörte alles, was sie besaß, dem Gesetz nach ihm. Das war doch ein Gedanke, eine Möglichkeit… aber, bei Gott, eine verdammte Falle. Allerdings würden die beiden Frauen, die nicht über die geringste Erfahrung verfügten, mit ihrer Mine bestimmt nicht weit kommen. Freudenmädchen hängten sich ihm an den Hals, und Betrunkene rempelten ihn an, als er sich aus dem Bordell drängte und sich auf den Weg in sein Hotel machte. Er kam am Prince of Wales vorbei, das in Vorbereitung auf den Ball hell erleuchtet war. Der bloße Anblick genügte schon, um ihn wütend zu machen. Digger Jones hatte einen Windfang aus Leinwand am Vordach der Veranda angebracht. Nun flatterte er im Winde, als wollte er die Gäste, die hineineilten, ins Haus winken. Allerdings war diese Aufforderung überflüssig. Prunkvoll gekleidete Frauen und ihre Begleiter liefen unter lautem Gelächter aus schwankenden Kutschen ins Hotel, wo die Kapelle bereits ihre Instrumente stimmte. Auf Klavierklänge folgte der klagende Ton der Geigen und der dumpfe Ton eines Waldhorns. Logan ging weiter. Er ließ das Victoria-Hotel links liegen, da er keine Lust hatte, seine neu erworbene Abendgarderobe anzuziehen. Der Ball würde die ganze Nacht dauern, und später konnte er ja immer noch hingehen, wie er sich leichthin sagte. Also lief er weiter durch die verlassenen Straßen. Außer einigen Reitern, die in rasender Geschwindigkeit dahinpreschten, um Schutz vor dem Regen zu suchen, und Gruppen von Schwarzen, die sich in Hauseingängen leise unterhielten, war niemand zu sehen. Logan umrundete das Chinesenviertel, wo es nachts für Weiße gefährlich war. Er betrachtete den kleinen Tempel mit seinen geschmückten Kerzen und funkelnden Laternen und den Chinesen, die völlig reglos kniend ihr Gebet verrichteten. Der süße Duft der Räucherstäbchen hing ihm immer noch in der Nase, als er unter tropfenden Bäumen einen feuchten Pfad entlangging und an die Tür von Josies Haus klopfte. Seines Hauses.    
     
    * * *
     
    Netta fragte sich, warum der große Schrank im Schlafzimmer der Damen verschlossen war, und untersuchte die Tür, während sie durch den Raum streifte und dieses und jenes berührte. Auf den beiden Betten lagen verschiedene Kleider, und der Waschtisch enthielt alle möglichen schönen Dinge, die sie in die Hand nahm und ausführlich betrachtete: Kämme, Haarspangen, Ohrringe, Taschentücher, sie alle wurden nacheinander gemustert. Dann blickte Netta in den Spiegel und bewunderte ihr krauses Haar, das ihr die Missy zu einem ordentlichen Helm geschnitten hatte, der ihr Gesicht umrahmte. Netta zog eine Grimasse, bleckte die Zähne und lachte über ihr eigenes Spiegelbild. In einer Porzellanschale lag eine Puderquaste. Also

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