Weites wildes Land
im Augenblick nicht ernähren. Mit weniger Menschen schaffen wir es möglicherweise, alles wieder aufzubauen.« »Ihre Männer werden mitgehen«, brummte Zack. »Dann sollen sie doch. Das bedeutet, daß wir nicht so viele Mäuler zu stopfen haben.« »Aber die Schiffe können doch sicherlich Vorräte mitbringen.« »Und wie lange würden die reichen? Wir dürfen nicht davon abhängig sein, daß man uns Lebensmittel anliefert. Genau daran sind nämlich schon die anderen Siedlungen zugrunde gegangen. Solange die Regenzeit dauert, sitzen wir hier fest.« »So leicht geben wir Palmerston nicht auf«, sagte Zack entschlossen. »Und wenn wir es ganz allein wieder aufbauen müßten.« »Ja«, stimmte Puckering zu. »Vor allem muß die Regierung im Süden begreifen, daß Palmerston, selbst nach einem Zyklon von diesen Ausmaßen, überlebensfähig ist und daß die Leute im Territory sich nicht so leicht unterkriegen lassen.« Er warf Zack einen Blick zu. »Wenn wir erreichen wollen, daß uns die Regierung jetzt unter die Arme greift, müssen wir ihr Vertrauen erwerben. Mitleid können wir nicht gebrauchen.« »Wer will denn Mitleid?« fragte Zack erstaunt. »Anscheinend war das bis jetzt die Einstellung. Zweifelsohne haben die früheren Siedler unglaubliche Strapazen durchmachen müssen, als sie versuchten, das Territory zu kolonisieren. Letztendlich hat man damals aus reiner Menschenfreundlichkeit angeordnet, die Siedlungsvorhaben aufzugeben.« »O mein Gott. Wir dürfen nicht zulassen, daß es hier auch so weit kommt.« »Auf keinen Fall. Also schlage ich vor, daß wir anstelle von schlechten Nachrichten nur noch gute nach Adelaide durchgeben. Man muß ihnen einhämmern, daß es Palmerston weiter geben wird.«
* * *
Das Polizeirevier war dem Erdboden gleichgemacht worden, doch das dahinter liegende Wohnhaus des Polizeipräsidenten war stehen geblieben, was bewies, daß auch die Natur Ausnahmen macht. Zwar hatte der Wind die Schindeln fortgerissen, so daß es hineingeregnet hatte, aber Puckerings geschickter chinesischer Diener behob den Schaden rasch, indem er das Dach mit Palmwedeln deckte. Also diente das Haus nun auch als Amtsgebäude. Als der Colonel näher kam, entdeckte er einige Männer, die an Bäume angekettet waren. »Wer sind denn die?« fragte er Sergeant Copeland. »Plünderer, Sir.« »Gut. Mit denen befassen wir uns später. Wie viele Tote haben wir inzwischen?« »Heute Vormittag ist noch eine Frau gestorben; das macht insgesamt achtundzwanzig. Das grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, daß die Stadt fast völlig zerstört ist.« »Schicken Sie ein Telegramm nach Adelaide. Schreiben Sie: ›Vorräte immer noch knapp. Sturmschäden nicht so schlimm wie zunächst vermutet. Sieben Tote. Stolze Bürger von Palmerston beim Wiederaufbau. Gott schütze die Königin.‹« Der Sergeant grinste. »Soll ich das wirklich losschicken?« »Weg damit. Irgendeine Spur von Jackson und Krohn?« »Nein. Schätze, die haben sich verdrückt.« »Warnen Sie unsere Leute in Pine Creek und Katherine. Sie sollen die Augen offen halten.« »Jawohl, Sir.« »Ich bin im Krankenhaus, falls mich jemand sucht.« Der Colonel ritt durch die Stadt. Er freute sich, die Männer überall bei der Arbeit zu sehen. Sie räumten Schutt weg, verbrannten die Kadaver toter Tiere und ebneten die Straßen mit schweren Balken, die von Pferden gezogen wurden. Mit Sägen verarbeiteten sie entwurzelte Bäume zu Brettern. Auf dem Friedhof umringten Trauernde die frischen Gräber ihrer Angehörigen. Der Friedhof erzählte die Geschichte dieses Landes. Schon lange vor dem Unglück hatte Puckering die Inschriften auf den Grabsteinen aufmerksam gelesen. Besonders erstaunt hatte ihn die ungewöhnlich hohe Zahl von Chinesen, die hier begraben lagen, und auch die vielen jungen Männer, die unter der Inschrift »Tod durch Unfall« ruhten. »Viel zu viele«, sagte er zu sich und blickte hinauf zum bewölkten Himmel. Trauer überkam ihn. Für ihn waren diese jungen Pioniere ebenso Helden wie die Soldaten, die auf dem Schlachtfeld gefallen waren. Im Krankenhaus fand er die Oberschwester und fragte sie nach Lorelei Rourke. »Es sieht ziemlich scheußlich aus«, antwortete Hilda. »Das arme Mädchen. Wir haben sie so gut wie möglich zusammengeflickt, aber auch nachdem die Schwellungen zurückgegangen sind, wird sie ganz schön erschrecken, wenn sie in den Spiegel sieht. Sie wird einige häßliche Narben zurückbehalten. Was für ein Jammer! Und dabei
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