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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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verstehe«, stotterte Puckering. »Soll ich morgen wiederkommen?« »Ja, das wäre besser«, antwortete Sibell. Loreleis Augen waren geschlossen; sie wollte von der Welt um sie herum nichts mehr wissen. »Vielleicht könnten Sie mir die Krankensäle zeigen«, forderte er sie auf, und Sibell, die wußte, daß diese Aufgabe sonst der Oberschwester oblag, verstand. Gemeinsam gingen sie davon. »Würden Sie ein bißchen auf sie aufpassen?« fragte er Sibell. »Ich fürchte, sie ist entsetzlich niedergeschlagen.« »Das ist verständlich. Nehmen Sie sich ihr Verhalten von eben nicht zu Herzen. Lorelei mag Sie wirklich, aber sie hat Angst um ihr Gesicht. Es wird noch Wochen dauern, bis die Verbände abgenommen werden, und bis dahin hat sie sich vielleicht damit abgefunden. Es war ein Schock für sie. Aber ich bin ja in der Nähe und kann immer mal wieder bei ihr hereinschauen.« Als der Abend dämmerte, verließ Puckering das Krankenhaus. Er war ebenso niedergeschlagen wie Lorelei. Trotz Sibells Hoffnungen fürchtete er sich vor dem Tag, an dem die Verbände abgenommen werden würden, und er fragte sich, was er für Lorelei tun konnte. Beim Anblick ihres blutigen Gesichts war ihm der Schrecken in die Glieder gefahren, und daß sie verletzt war, hatte ihm fast das Herz gebrochen. Außerdem vermißte er sie schrecklich – ihren Witz und ihre Fröhlichkeit. Er war von Loreleis Verhalten nicht überrascht. Die Oberschwester hatte recht: dieses fröhliche, überschwängliche Mädchen war im Begriff, zu verzweifeln. Also durfte er sich nicht gehen lassen. Er mußte ihr Vertrauen zurückgewinnen, ehe die Verbände abgenommen wurden. Und vielleicht war es das beste, wenn er vorschlug, daß sie so bald wie möglich heirateten. Als er durch die Überreste des Chinesenviertels ritt, wurde er von einem jungen Aborigine angehalten. »Mister Puckering, Sir! Kommen Sie schnell mit!« »Wohin?« Der Colonel zügelte sein Pferd, doch der Schwarze war schon in einer Seitengasse neben dem Park verschwunden. Dann blieb er stehen und bedeutete dem Colonel, ihm zu folgen. Puckering beschloß, besser einmal nachzusehen. Langsam ritt er hinter dem Aborigine her, bis dieser vor einer Ruine stehen blieb. Nichts rührte sich, und die Umgebung wirkte unheimlich. Ein Schauder lief Puckering den Rücken hinunter. Ohne nachzudenken, griff er beim Absteigen nach seiner Pistole. Der Schwarze stand neben einem dunklen Gebüsch, und wieder spürte der Colonel ein Schaudern. Schon bedauerte er es, daß er abgestiegen war, denn irgendwo lauerte Gefahr. »Was willst du?« fragte er und trat näher an den Aborigine heran. Dann musterte er ihn prüfend. »Dich kenne ich doch.« Der junge Mann führte ihn durch das Gebüsch bis zu einem verlassenen Garten, wo ein riesiger Baum umgestürzt war und ein kleines Haus unter sich begraben hatte. Das überall verstreute Laub verfärbte sich schon und knisterte unter Puckerings Füßen. »Guter Gott«, sagte er zu sich. »Was für ein Durcheinander!« Beim Sturz hatte der Stamm des alten Baumes alles niedergewalzt. Kein Wunder, daß die Besitzer die Aufräumungsversuche aufgegeben hatten. Um diesen Baum zu beseitigen, hätte es einer Armee von Sägen bedurft. Er glaubte, den Aborigine neben dem umgestürzten Baumstamm gesehen zu haben, und ging auf die Stelle zu. Doch der Mann hatte sich in Luft aufgelöst. »So ein Schwachkopf!« schrie Puckering. »Wo steckst du?« Eine Stimme antwortete. Oder vielleicht war es auch nur ein Geräusch gewesen. Aber sicher nicht der Schwarze. Wieder erschauderte der Colonel, und die Haare standen ihm zu Berge. Er wußte, daß die Schwarzen eine merkwürdige, geheimnisvolle Kultur hatten, und dieser Ort roch förmlich danach. Wieder rief er nach dem Mann, aber da er keine Antwort bekam, wandte er sich zum Gehen. Mit aller Macht trieb es ihn von diesem Ort fort. Doch in diesem Augenblick hörte er ein Stöhnen. Erschrocken stieg er über einen Ast, hielt sich an einem anderen fest und blickte in die Höhle unter dem Baum hinunter. »Ist da jemand?« »O Gott, helfen Sie mir…« Die Stimme der Frau klang schwach. »Du meine Güte! Dort unten ist eine Frau!« rief er dem Schwarzen zu, aber der war verschwunden. Verzweifelt versuchte Puckering, sich unter den Baum zu zwängen, wobei er Zweige und spitze Äste zerbrach. Die ganze Zeit rief er nach der Eingeschlossenen. Allerdings konnte er sie nicht erreichen und mußte schließlich aufgeben. »Halten Sie durch«, schrie er. »Ich hole

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