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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ihr die Tränen kamen. Fast war ihr, als stünde er neben ihr. »Du kannst dich jetzt ausruhen, Tiranna«, sagte er. »Die guten Geister werden dich beschützen.« Und Netta schlief ein. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, denn er hatte ihren wirklichen Namen gewußt.    
     
    * * *
     
    Der einzige Flügel des Buschkrankenhauses, der den Sturm überstanden hatte, war hoffnungslos überbelegt. Deswegen hatte man auf dem umliegenden Gelände Reihen von Zelten wie in einer Kaserne aufgestellt. Rund um die Uhr versorgten die beiden einzigen Ärzte der Stadt mit der fachkundigen Hilfe der Oberschwester die Verwundeten und führten Operationen durch. Der Verwalter und seine Frau, die den Speisesaal glücklicherweise verlassen hatten, ehe der Zyklon zuschlug, waren unverletzt geblieben. Zudem war ihr Amtssitz nur geringfügig beschädigt worden, weshalb Zack rasch Maudie, Wesley, Sibell und etwa noch ein Dutzend anderer Frauen und Kinder dort einquartiert und den Empfangssaal in eine Notunterkunft verwandelt hatte. Als Wesley herausfand, daß er sich von den Zwillingen trennen mußte, weil Schwarze keinen Zutritt zu den Häusern der Weißen hatten, schrie er wie am Spieß. Also baute Zack den Mädchen aus einigen Brettern und Balken, die überall in der Stadt herumlagen, in der Nähe der Pforte eine Hütte. Die Chinesen und die Aborigines hatten rasch aus dem, was sie in den Trümmern finden konnten, selbst behelfsmäßige Verschläge gezimmert, und weitere Familien wurden in den zum Telegraphenamt gehörenden Wohnungen untergebracht. Auch das Bijou stand während Loreleis Abwesenheit Obdachlosen als Unterkunft zur Verfügung. Mittlerweile hatte der Monsun wieder eingesetzt; die Natur nahm ihren gewohnten Lauf, es war feucht, und es nieselte, als ob nichts geschehen wäre. Die Männer arbeiteten schwer. Sie sperrten die beschädigten Gebäude, die abgerissen werden mußten, mit Seilen ab und räumten die Straßen frei, während die Frauen Kleider, Decken und Proviant zusammentrugen. Zur Versorgung aller richtete die Stadtverwaltung gemeinschaftliche Schlachtereien und Warenlager ein. Doch bald drohte die Notgemeinschaft der Stadtbewohner auseinander zu fallen. Der Colonel stellte fest, daß die meisten Aborigines in den Busch verschwanden, wo sie wußten, wie man Nahrung finden konnte. Die Bewohner von Palmerston hingegen hatten sehr unter der Lebensmittelknappheit zu leiden, bei der Verteilung der letzten Vorräte waren bereits Schlägereien ausgebrochen. Alle wußten, daß der Frieden in der Stadt bedroht war, und man befürchtete schon, daß die Geschichte sich wiederholen könne: Schließlich waren drei Versuche, den Norden zu besiedeln, in den letzten Jahren gescheitert. Fort Dundas auf der Insel Melville, Fort Wellington an der Raffles Bay und Port Essington waren von den Siedlern aufgegeben worden. Da Zack sich Sorgen machte, suchte er Colonel Puckering auf, um die letzten Neuigkeiten zu erfahren. »Es heißt, man will Palmerston aufgeben«, sagte er. »Haben Sie etwas in dieser Richtung gehört?« »Möglich«, antwortete der Colonel. »Ich habe gehört, daß die Regierung von South Australia nicht unbedingt versessen darauf ist, ihr Geld zum Fenster hinauszuwerfen, und um die Schäden nach diesem Zyklon wieder zu beheben, sind wir auf eine Finanzspritze angewiesen. Es ist ein Jammer.« »Aber sie können die Stadt doch nicht einfach aufgeben«, widersprach Zack »Port Darwin muß bestehen bleiben, und wenn es nur wegen der Telegraphenleitung nach Übersee ist.« »Das geht auch mit ein paar Mann Besatzung wie auf einem Leuchtturm.« »Ich weiß«, räumte Zack ein. »Aber es wäre nicht besonders klug. Wir brauchen den Hafen. So Gott will, kann das Territory Gold und Vieh ausführen und dazu noch eine Menge anderer Bodenschätze. Und bald werden wir unsere eigenen Fleischfabriken haben: Man hat Mittel und Wege gefunden, das Fleisch zu kühlen, und bald können wir Gefriergut ausführen. Haben die denn noch gar nicht daran gedacht?« »Ich wage zu behaupten, daß sie im Augenblick die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen«, erwiderte Puckering. »Aber in der Zwischenzeit wird der Verwalter anordnen, daß Frauen und Kinder umgesiedelt werden. In ein paar Wochen kommen Schiffe, um sie abzuholen.« »Das ist gefährlich«, meinte Zack. »Es ist der Anfang vom Ende.« »Nicht, wenn wir immer wieder betonen, daß es sich nur um eine Übergangslösung handelt. Sie müssen weg von hier, Zack, die Stadt kann sie

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