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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Eingeborenennamen nicht, aber er sagt, er kommt vom Stamm der Whadjuck, der in unserer Gegend ansässig ist.« Tom horchte bei diesen Worten auf. »Das stimmt«, meinte er schließlich. »Ihre Farm am Moore River liegt im Gebiet dieses Stammes, und sie müssen sich darauf einstellen, daß viele der Schwarzen dort draußen noch immer ihr Lager haben.« Er wandte sich an Jimmy. »Du sprechen die Sprache der Leute vom Whadjuck-Stamm?« »Ja, das und auch ziemlich gut englisch«, antwortete der Junge. »Aber du bist kein Mischling«, zweifelte Tom. »Wie kommt es, daß du Englisch sprichst und englische Hosen anhast?« »Meine Mutter Mary-Mary Moon«, entgegnete Jimmy stolz, »hat mich in die Stadt der Weißen gebracht.« »Oh, verdammt«, stöhnte Tom mit einem Blick auf Jack. »Sie ist eine stadtbekannte Nutte.« Stotternd schob er sogleich eine Entschuldigung nach. »Tut mir leid, Madam.« »Das ist schon in Ordnung«, sagte Josie zur Überraschung ihres Mannes. »Ich habe mit der Frau gesprochen, und sie hat mich gebeten, den Jungen von hier fortzubringen. Sie meint, diese Stadt sei nicht gut für ihn, und da kann ich ihr nur zustimmen. Jimmy ist ein guter Fährtensucher. Ich weiß zwar nicht genau, was sie damit meint…« »Ein verdammt guter Fährtensucher«, wiederholte Jimmy, und Josie seufzte. »Ich muß noch etwas gegen seine Kraftausdrücke unternehmen.« »Fährtensucher?« hakte Tom nach. »Die wirklich guten unter ihnen sind wahre Zauberer. Jemand verläuft sich im Busch, und unsereins hat keine Ahnung, wohin er verschwunden ist. Wahrscheinlich ist es keine schlechte Idee, wenn Sie ihn behalten«, erklärte er Jack. »Wenn Sie mal eine Botschaft nach Perth oder anderswo hinschicken wollen, haben Sie gleich einen Boten parat.« Dann wies er mit einer Kopfbewegung auf Selwyn. »Dieser Knabe hätte sich doch schon nach einer Meile im Busch verlaufen.« »Nun gut«, meinte Jack. »Dann soll er eben mitkommen. Aber nun wollen wir mal aufbrechen.« Ehe Jack es sich anders überlegen konnte, scheuchte Josie Ned, Selwyn und Jimmy auf den Wagen, während sie sich auf den Kutschbock setzte. »Das heißt, wenn er bleibt«, sagte Tom zu Jack. »Wer?« »Der schwarze Junge. Seinen Leuten und ihm sitzt das Stammesleben immer noch im Blut, und man kann sie nicht halten. Die eine Hälfte ihres Lebens besteht aus Urlaub, und in der anderen Zeit läuft bei ihnen wohl so was Ähnliches ab wie das, was die Araber nach Mekka treibt. Sie ziehen Hunderte von Meilen weit durch die Berge, auf dem immer gleichen Pfad, und besuchen ihre heiligen Stätten oder was auch immer. Soweit ich das beurteilen kann, sind sie sehr gläubig. Alles steht in Verbindung mit ihrer Traumzeit, einer Art von anderem Leben.« »Sie kommen wohl viel herum?« erkundigte sich Jack. »O ja.« Tom zog an seiner Pfeife. »Ich fahre bis an die Siedlungsgrenzen, also bis nach Geraldton, wenn es sein muß.« »Und vor den Schwarzen haben Sie keine Angst?« »Na ja… ein paar Mal bin ich nur knapp mit heiler Haut davongekommen, aber ich versuche meistens, sie mit Geschenken bei Laune zu halten. Wenn man sie erst mal kennen gelernt hat, kommen sie einem meist ganz freundlich vor. Aber es gibt auch immer ein paar Angeber unter ihnen, die keine Gelegenheit auslassen, mit dem Speer nach einem zu werfen. Und dann füttern sie einen wieder durch. Sie haben mir und dem Gespann beim Überqueren der Flüsse geholfen und mich gepflegt, als mich ein Fieber erwischt hatte.« Er schüttelte den Kopf. »Ich führe dieses Ochsengespann nun schon, seit ich vor neun oder zehn Jahren aus der Haft entlassen wurde, aber über die Aborigines kann ich immer noch nicht viel sagen. Sie sind mir ein Rätsel, und man weiß nie genau, was sie als nächstes vorhaben. Nun, ich lasse es drauf ankommen. Aber so ein Neuankömmling wie Sie hat besser das Gewehr bei der Hand. Lassen Sie sich von denen nicht auf der Nase rumtanzen, und kehren Sie ihnen nie den Rücken zu.« Jack warf Jimmy Moon, der ihrem Gespräch mit kindlicher Freude lauschte, als wären Toms Bemerkungen schmeichelhaft für sein Volk, einen mißtrauischen Blick zu. »Nun kommt schon, Männer«, rief Josie. »Wollt ihr etwa den ganzen Tag nur schwatzen?« Obwohl es gerade erst halb sechs war, stand die Sonne schon leuchtend gelb am Himmel und kündigte einen weiteren heißen Tag an. Jack bemerkte zum ersten Mal, daß sich das Licht auf diesem Kontinent von dem in der Heimat unterschied. Selbst an den strahlendsten Sommertagen

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