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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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landwirtschaftlichen Geräten, der Küchenausstattung, Wäsche und mit seiner kleinen, erschöpften Schafherde hätte der Erfüllung seines Anspruchs eigentlich nichts im Wege gestanden. Doch das Leben eines Landwirts wird immer wieder von unvorhersehbaren Zwischenfällen bestimmt. Und im Fall der Cambrays bedeutete das, daß sich zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in der Kolonie die Gesetze geändert hatten. Man hatte das System der »freien Auswahl« eingeführt, wobei der Begriff »frei« insofern nicht ganz den Tatsachen entsprach, als der zukünftige Landbesitzer zwei Pfund Sixpence pro Acre zahlen mußte. Dennoch gab es keinen Mangel an Bewerbern: Siedler, entlassene Sträflinge, erfahrene Farmer und Abenteurer, Agenten und Strohmänner – sie alle strömten an die Küste, suchten sich ein Stück aus, wobei keinem Mann mehr als 640 Acres zustanden – und hofften, mit der Schafzucht oder dem Anbau von Weizen ihr Glück zu machen. Für die Cambrays war dies ein schrecklicher Schlag. »Dann müssen wir das Land eben kaufen«, sagte Josie Cambray zu ihrem Gatten. »Und was dann? Bei dem wenigen Geld, das wir besitzen, sind wir pleite, noch ehe die Farm etwas abwirft. Ich hatte damit gerechnet, Pferde und einen Wagen und noch zusätzliche Schafe kaufen zu können, und außerdem hatte ich etwas für den Lohn eines Schafhüters beiseite gelegt.« Schwitzend saßen sie vor einer angemieteten Hütte am Rande der Stadt, die in der Sonne brütete, den Kopf voller Sorgen und mit dem Gefühl, betrogen worden zu sein. In Fremantle hatten sie das Schiff verlassen und waren dann in einem Kutter bis nach Perth weitergefahren. Beeindruckt hatten sie die stille Schönheit des Swan River und seiner Umgebung genossen, und das um so mehr, als sie von Glück reden konnten, daß sie die lange und gefährliche Seereise gut überstanden hatten. Sie freuten sich auf das, was vor ihnen lag. Doch nun waren sie niedergeschlagen und mutlos. Als Leute vom Land fühlten sie sich unwohl in dem Gewimmel und dem geschäftigen Treiben in der Stadt auf der Halbinsel, die weit in den breiten Stromlauf hineinragt. Perth war schon ein seltsamer Ort. Reiter jagten ohne Rücksicht auf Leib und Leben durch die Straßen. Neben zierlichen Landauern und Kutschen sah man alle Arten von klapprigen Gefährten, und selbst Ochsengespanne, die sich unter dem Peitschenknallen der Treiber mit ihren schweren Lasten mühsam voranquälten, durften die Stadt durchqueren. Auf die Wahrung von Sitte und Anstand schien hier niemand Wert zu legen. Damen mit Sonnenschirmen schlenderten durch die Straßen, ohne sich um die jungen Männer zu scheren, die johlend umherliefen. Und unter den Bäumen hockten, in Gedanken versunken, Eingeborene mit traurigen Augen. Für Josie war Perth eine verwirrende Ansammlung leuchtendweißer Gebäude zwischen dürren Bäumen und staubigen Straßen. Es war längst nicht so sauber wie die englischen Dörfer. Sie war ein ordentlicher Mensch, und von daher fand sie an dieser Stadt keinen Gefallen. Ihre Bewohner wirkten auf sie samt und sonders ungehobelt, eher wie Siedler in der Wildnis als wie Städter, und während ihr Mann auf Arbeitssuche ging, blieb sie in der Hütte und achtete darauf, daß ihr achtjähriger Sohn Ned seine Schulaufgaben machte. Josie war auf einer kleinen Farm in der Nachbarschaft der Cambrays aufgewachsen, und von jeher hatte es als abgemacht gegolten, daß sie Jack, den Freund aus der Kinderzeit, heiraten würde. Ihr zweiter Sohn war im Alter von nur zwei Jahren an Lungenentzündung gestorben, und nach diesem Ereignis hatten sie sich zum ersten Mal mit dem Gedanken beschäftigt, ob sie nicht in ein gemäßigteres Klima ziehen sollten. Deshalb überraschte es Josie nicht weiter, als Jack ihr seinen Entschluß mitteilte, auszuwandern. Ein jeder wußte, daß die elterliche Farm Jack und seine drei Brüder nicht ernähren konnte, und deshalb erklärte er als Ältester freiwillig seinen Verzicht. Wenn er sein Glück machen würde, sollte Andy, der jüngste der Brüder, ihm nach Westaustralien folgen. Doch in ihrer Niedergeschlagenheit bezweifelte Josie mittlerweile, daß ihnen je einer aus ihrem Freundes- und Familienkreis nach Australien nachreisen würde, denn Jack würde ihnen sicher die Wahrheit über dieses Land berichten. Sie hatte Heimweh nach dem grünen England und fühlte sich verloren, doch um den Jungen nicht zu beunruhigen, gab sie sich weiterhin tapfer und zuversichtlich. Der dreißigjährige Jack hingegen, der hartes

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