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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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ist ein ansehnliches Stück Land von vierundsechzig Acres im Norden am Fuß der Berge. Weideland für Schafe, zur Hälfte abbezahlt. Aber die Witwe hat genug. Sie will alles aufgeben und verlangt einschließlich der Herde nur fünfzig Pfund. Das Wohnhaus ist zwar nicht viel besser als Ihre Hütte hier, aber das liegt daran, daß ihr Verblichener auch als Zimmermann zwei linke Hände hatte…« »Warum ist es so billig?« unterbrach ihn Jack. Stuart zuckte die Achseln. »Mrs. Crittenden – so heißt die Witwe – will den Verkauf so rasch wie möglich abwickeln und verlangt deshalb nur fünfzig Pfund. Ein paar kommen dann noch für meine Dienste hinzu.« »Und was kosten Ihre Dienste?« erkundigte sich Jack. »Fünf Pfund.« Er sah, daß Jack die Stirn runzelte. »Wenn Sie die Farm nicht nehmen wollen, kann ich sie in der Stadt im Handumdrehen verkaufen.« Damit hatte er natürlich Recht. Es war dumm von der Witwe, einen derart bescheidenen Preis zu verlangen, und Jack wußte, wenn er jetzt nicht zugriff, würde es jemand anders tun. »Abgemacht«, sagte er. »Ich nehme sie.«    
     
    * * *
     
    Zwei Tage später stürmte Jack in das Büro der Landvermesser und baute sich vor Stuart auf. »Sie elender Schurke!« brüllte er. »Sie haben mich angelogen. Crittenden ist nicht bei einem Sturz vom Pferd gestorben, sondern er wurde von Schwarzen mit einem Speer erstochen. Die ganze Stadt redet davon.« Stuart ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Das hätte ich in der Gegenwart Ihrer Frau ja wohl kaum erklären können. Ich wollte ihr ja schon von den Gefahren in der Wildnis erzählen, aber da haben Sie mich unterbrochen. Wie dem auch sei, auf feindliche Eingeborene können Sie überall stoßen, sobald Sie die Stadt verlassen. Sie müssen sich eben vorsehen.« Für einen Rückzieher war es zu spät. Sie hatten die Farm bereits bezahlt und Anweisung gegeben, daß ihre eingelagerten Besitztümer nach Perth gebracht wurden. In der Tiefe seines Herzens hatte Jack entsetzliche Angst vor den Wilden. Niemand bei der Einwanderungsbehörde oder der Reederei in England hatte feindliche Eingeborene erwähnt – dafür waren alle viel zu sehr mit den Ausstattungslisten für die Passagiere im Zwischendeck sowie mit den Ratschlägen für die Kleidung in den Kolonien beschäftigt: Flanellhemden, Nachthemden, sogar Schlafmützen, gestärkte Hemden und Kragen sowie die Unterwäsche für Damen. Aber kein Wort über die Schwarzen! Jack Cambray hielt sich eigentlich unter normalen Umständen nicht gerade für feige – es war nicht seine Art, sich vor einer Schlägerei zu drücken. Aber wilde Schwarze! Bisher hatte er noch nie einen Gedanken an sie verschwendet. Josie freute sich so sehr auf die Farm, daß er seine Sorgen für sich behielt und gute Miene zum bösen Spiel machte, als sie sich für die Fahrt von hundertzwanzig Kilometern rüsteten. Das Ochsengespann mit ihren bescheidenen Besitztümern sollte voran fahren. Da Jack fest dazu entschlossen war, keine Sträflinge anzustellen, hatte er einen jungen Einwanderer namens Selwyn Stokes als Schafhüter und Handlanger angeworben. Josie schleppte dann das fünfte Mitglied ihres Haushalts an. Lachend brachte sie einen Eingeborenen mit nach Hause, der ungefähr so alt war wie Selwyn. »Du hast gesucht, und ich habe gefunden«, sagte sie. »Er will uns begleiten.« »Was hast du dir dabei gedacht?« schrie Jack entsetzt auf. Das lachende, glänzendschwarze Gesicht jagte ihm Angst ein. »Wir können uns nicht leisten, ihn durchzufüttern!« »Aber Jack, er kommt so gut mit dem Jungen zurecht! Er kann dort in der Wildnis auf Ned aufpassen, wenn ich zu tun habe. Und dir kann er auch helfen.« Tom Pratt, der Führer des Ochsengespanns, lachte laut auf. »Helfen? Der hat sich in spätestens einer Woche wieder in den Busch geschlagen. Die Schwarzen sind stur, die arbeiten nicht, Missus. Die mögen uns nämlich nicht besonders, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Wie es Jack schon bei anderen hiesigen Männern aufgefallen war, wählte auch er seine Worte in der Gegenwart einer Frau mit Bedacht. Jack kroch eine Gänsehaut über den Rücken. Nach dem, was er in den letzten Tagen gehört hatte, war dies eine gewaltige Untertreibung. Die Überfälle, die Morde und die schauerlichen Metzeleien der Schwarzen waren das Tagesgespräch in der Stadt, obwohl man die Wahrheit von den Übertreibungen nur schwer unterscheiden konnte. »Er heißt Jimmy Moon«, erklärte Josie unbeirrt. »Ich kenne seinen

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