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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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es schließlich auf. »Schauen Sie sich diesen Dreck an!« beschwerte sich Maudie. »Diese verdammten Goldgräber! Ein Schwarzer würde niemals einen solchen Dreck hinterlassen.« Sie brach einen großen Ast von einem Baum und fing an, damit den Müll zu einem Haufen zusammen zu kehren. Da Sibell helfen wollte, bückte sie sich, um einige der Dosen aufzuheben. Doch Maudie hielt sie zurück. »Lassen Sie das, fassen Sie den Abfall nicht an. Sie könnten sich in die Hand schneiden, und Wunden entzünden sich hier sehr schnell.« Sibell trat einen Schritt zurück und fühlte sich überflüssig und fehl am Platz. Als Cliff schließlich mit der Kutsche und einem Ersatzpferd eintraf, beschloß er, daß es das beste sei, über Nacht am Fluß zu lagern und morgen in aller Frühe aufzubrechen. »Ich dachte, wir könnten ein bißchen angeln«, meinte er, und Maudie stimmte begeistert zu. Keiner von beiden bemerkte Sibells Verzweiflung. Allmählich glaubte sie, sie würde das Haus der Hamiltons nie erreichen, und sie fragte sich, wie sie jemals von hier fortkommen sollte.    
     
    * * *
     
    Nachmittags war es auf der Black Wattle Farm immer ruhig. Nur gelegentlich war das Summen einer Fliege zu hören, und von Zeit zu Zeit krächzte eine Krähe, die sich um die Mittagsruhe im Busch nicht scherte. Den Aborigines kam das neue Haus vor wie das siebte Weltwunder, und sie strömten von überall her zusammen, um es zu betrachten. Es stand am Ende eines langen, sandigen Pfades, der sich durchs Gebüsch schlängelte. Am Rand des Pfades grasten Rinder, und gleich beim Haus befand sich der Pferch für die Pferde, überschattet von riesigen, ausladenden schwarzen Akazien, deren englischer Bezeichnung die Farm ihren Namen verdankte. Ihre Blüten waren ebenso golden, leuchteten vielleicht sogar noch kräftiger als die der üblichen Akazienbäume, und sie ragten in kurzen Dolden wie schimmernde Perlen aus dem dicken, gezackten Laub, das eigentlich nicht schwarz, sondern tief dunkelgrün war und sich von dem bewegten Grün der Pflanzen im Norden sehr unterschied. Der Pfad führte an einem langen Zaun mit drei Querstangen vorbei, der das Haus vom Rest der Farm abgrenzte, und dann um die Ecke zu den Ställen und Nebengebäuden, die für die Verwaltung dieses riesigen Besitzes notwendig waren. Besucher wurden selbstverständlich durch die Vordertür eingelassen. Charlotte Hamilton hatte angeordnet, um das Haus herum ein etwa zehn Meter breites Stück Land für ihren Garten einzuzäunen, um den sie sich irgendwann kümmern wollte. Im Augenblick wuchsen dort nur einige hohe Eukalyptusbäume und ein paar Büsche, die man stehengelassen hatte, damit das Land nicht so kahl wirkte. Auch auf einen Europäer hätte das weit ausladende ländliche Haus stattlich gewirkt, und Charlotte war selbstverständlich davon begeistert. Da es nicht ihre Art war, sich bei einem so schwierigen Vorhaben wie diesem Hausbau in der Wildnis fernab jeglicher Zivilisation auf Experimente einzulassen, hatte sie den alterprobten Grundriß der Farmhäuser in Queensland kopiert, die ihrerseits wiederum an die ausgestreckten einstöckigen Häuser mit den hohen Räumen erinnerten, die die Briten in Indien zum Schutz gegen die Hitze gebaut hatten. Am Dach der holzgedeckten Veranda, die rund ums Haus verlief, hing die Schaukel ihres fünfjährigen Enkelsohns, und Charlotte hatte außerdem Tische und bequeme Stühle hinaus gestellt, um sich das Leben im Freien so angenehm wie möglich zu machen. Die hohen Fenster, die in regelmäßigen Abständen in die Wand eingelassen waren, öffneten sich auf die Veranda, sorgten im Haus für Luft und Licht und gaben dem soliden Gebäude eine elegante Note. Zum Schutz gegen Hitze, Feuchtigkeit, Schlangen und anderes Kriechgetier war das Haus zwei Meter über dem Boden gebaut, und so führten auf allen vier Seiten weiß gestrichene Stufen in den Garten hinab. Der schwere Türklopfer aus Messing an der Eingangstür schien überflüssig, da die Tür sowieso ständig offen stand. Sie führte ins Wohnzimmer, hinter dem das Eßzimmer lag. Im Haus gab es vier Schlafzimmer, und im hinteren Teil befand sich das Büro, von dem aus der gesamte Besitz verwaltet wurde. Gegenüber vom Büro lag Charlottes ganzer Stolz – das Badezimmer, ein Badezimmer im Haus und dazu noch ein Spülklosett! Ein solcher Luxus war im Norden des Landes weitgehend unbekannt. Als sie sich heute von ihrem Mittagsschlaf erhob, stellte sie fest, daß es noch viel zu tun gab, ehe

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