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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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das Haus fertig eingerichtet war, und sie fragte sich, ob sie wohl jemals damit fertig werden würde. Überall lag noch etwas im argen. Die Böden bestanden zwar aus poliertem Zedernholz, aber sie brauchte noch Läufer und Linoleum für die Küche. Außerdem mußte sie Stoff für Vorhänge besorgen, denn einige der Fenster waren noch kahl. Der Mahagonitisch fürs Eßzimmer war zwar angeliefert worden, allerdings ohne Stühle, so daß sie sich mit langen Bänken behelfen mußte. Ihre Söhne konnten diese Ungeduld nicht verstehen. »Warum hast du es denn so eilig, Ma? Irgendwann kommen die Sachen schon.« Sie amüsierten sich darüber, daß sich bei ihr jetzt alles um das Haus drehte. Aber so war sie schon immer gewesen. »Wenn man erst einmal etwas angefangen hat«, sagte sie ihnen immer wieder, »darf man keine halben Sachen machen.« Hoffentlich hatten die beiden in Palmerston, wohin sie geritten waren, um Pferde zu verkaufen, nicht ihre Anweisungen vergessen und sich noch einmal um ihre Bestellungen gekümmert. Sie wußte zwar, wie stolz sie auf das Haus waren, aber meistens dachten sie doch nur an Rinder und Pferde. Draußen schlugen die Hunde an, und ihr zahmer Kakadu auf der Veranda hüpfte auf und nieder und kreischte lauthals. »Schnapp die Halunken! Schnapp die Halunken!« Da sie wußte, daß die meisten Männer auf der Farm unterwegs waren, rief sie nach Nette, ihrem schwarzen Hausmädchen: »Wer ist da?« »Die Bosse sind wieder da, Missus!« »Gut. Hol Wesley! Sag ihm, sein Vater ist zurück.« Weil sie keine Antwort erhielt, nahm sie an, daß Nette losgelaufen war, um den Auftrag auszuführen. Sie kramte ihre Brille hervor, knöpfte ihr braunes Leinenkleid zu und eilte zum Waschtisch, um sich die Haare zu richten. Während sie es bürstete und zurechtsteckte, schnitt sie beim Anblick der ausgebleichten, ergrauten Strähnen eine Grimasse. In ihrer Jugend war ihr Haar seidig und blond gewesen, ein Vermächtnis ihres schwedischen Vaters, der in Sydney von einem Schiff desertiert war. Liebevoll dachte sie an ihre Söhne. Daddy, Gott sei seiner Seele gnädig. Wie stolz wäre er auf seine großen, kräftigen Enkel gewesen! Ihre jungen Wikinger! Sie konnten es nicht ausstehen, wenn sie sie in Gegenwart anderer so nannte; es war ihnen peinlich. Aber es stimmte trotzdem: Der Vater ihrer Söhne, ein rothaariger Schotte, hatte sich nicht durchgesetzt, obwohl Wesley mit seinem roten Haar und seinen Sommersprossen nach ihm schlug. Aber du meine Güte! Warum saß sie hier herum und hing Erinnerungen nach? Sie lief vors Haus, gerade als die »Jungen«, die von Casey, dem Vorarbeiter, und anderen Reitern empfangen worden waren, am Tor ankamen. Doch oben auf der Treppe blieb sie auf einmal stehen. »Wo ist Maudie?« rief sie und raffte die Röcke, um zu ihnen hinunterzusteigen. »Keine Angst, Ma«, antwortete Cliff. »Sie kommt noch.« Er beugte sich hinunter und hob seinen Sohn vor sich in den Sattel, während die beiden schwarzen Kindermädchen, die Zwillinge Pet und Polly, ihrem Schützling begeistert Beifall klatschten. »Wie geht es meinem Kleinen?« lachte Cliff und drückte dem Knaben die Zügel in die Hand. »Gesund und munter«, antwortete Charlotte. »Um Gottes willen, Cliff, wo ist Maudie?« Sie wußte, wie gefährlich es im Busch war, denn schließlich hatte sie selbst viele Jahre in der Wildnis zugebracht. »Mach dir keine Sorgen um Maudie, Ma.« Zack stieg ab und übergab Casey sein Pferd. »Sie kommt mit dem Schiff.« »Warum denn das?« »Das ist eine lange Geschichte, Ma«, antwortete er und legte den Arm um sie. »Aber es ist alles in Ordnung. Cliff holt sie in Idle Creek ab.« Sie gingen durch die Küche, wo Sam Lim, der Koch, Zack begrüßte und seine Arbeitgeber gleichzeitig in gebrochenem schrillen Englisch aus seinem Reich zu scheuchen versuchte. Sam Lim war schon im Hotel Charlottes Koch gewesen, und sie hatte ihn mit auf die Farm genommen. Nun brachte er mit seiner herrschsüchtigen Art den ganzen Haushalt zum Lachen. »Wenn man Sam im Haus hat, könnte man genauso gut mit einer Militärkapelle zusammen wohnen«, lachte Zack. Aber er zog sich gehorsam ins Eßzimmer zurück, damit ihnen Sam »wie es sich gehölt« einen »Dlink« servieren konnte. Charlotte war ein wenig beruhigt. »Hast du das Linoleum bestellt?« fragte sie. »Und hast du mir Stoffmuster für die Vorhänge mitgebracht?« »Ja, wir haben die Liste eins nach dem anderen abgehakt. Den halben Tag sind wir durch die ganze Stadt und

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