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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Schiff zu fahren«, widersprach Maudie. »Es dauert doppelt so lange und ist todlangweilig.« »Diesmal mußt du aber«, sagte er. »Für einen Neuling ist der Ritt zu anstrengend. Wenn sie sich nicht den Hals bricht, ertrinkt sie uns wahrscheinlich noch.« Sibell verfolgte das Gespräch mit großer Aufmerksamkeit. »Ich kann auch allein mit dem Schiff fahren«, meinte sie und ärgerte sich darüber, daß die Hamiltons über sie sprachen, als wäre sie ein überflüssiges Gepäckstück. Maudie brach in lautes Gelächter aus. »Allein, sagt sie! Haben Sie ein Gewehr, Miss?« »Nein. Und nennen Sie mich doch Sibell.« »In Ordnung, Sibell. Hier ist Lektion Nummer eins: In diesem Land müssen Sie überall ein Gewehr dabeihaben. Und eine Dame fährt nicht ohne Schutz mit dem Schiff, wo sich so viele Halunken herumtreiben.« Sie seufzte. »Ich fahre wohl doch besser mit.« Sibell war sich nicht sicher, ob das wirklich so ratsam war. Würde Maudie sie denn beschützen können? Doch bald bekam sie die Antwort. Maudie nahm die Sache in die Hand. In weniger als einer Stunde war Sibells Tasche gepackt und auf Cliffs Pferd geschnallt. Sibell trat in Maudies Buschkleidern aus dem Hotel und kam sich dabei ziemlich lächerlich vor. »Machen Sie sich keine Gedanken wegen der Hosen«, hatte Maudie ihr gesagt. »Sie sehen zwar aus wie Männerhosen, aber es sind keine. Ich habe sie eigenhändig genäht. Hier, kein Hosenstall.« Obwohl Sibell über den Inhalt dieses Gesprächs entsetzt war, zog sie entschlossen die Hosen an. Als sie das Hemd hineinstopfte, wagte sie nicht, in den Spiegel zu sehen. Man hatte ein Pferd für Sibell beschafft, und während Cliff ihr hinaufhalf, stellte sie fest, daß Maudie ein Gewehr am Sattel hatte. Offenbar wollte sie auf der Stelle aufbrechen. »Komm schon! Los geht's, Zack!« rief sie ihrem Schwager zu. Als sie die Pferde wendeten, erschien Lorelei vor dem Hotel. »Guter Gott, Sibell, Sie sehen ja aus wie ein Cowboy!« Aber Sibell, die sich mühte, auf dem riesigen Rotfuchs das Gleichgewicht zu bewahren, konnte ihr nur zuwinken. Während sie die Hauptstraße entlangritten, lächelten Cliff und Zachary ihr aufmunternd zu. »Du meine Güte!« rief Sibell aus. »Ich habe ganz vergessen, zu bezahlen.« »Macht nichts«, antwortete er leichthin. »Dann zahlen wir eben das nächste Mal. Digger weiß, daß wir ihm nichts schuldig bleiben.« Sibell hatte gedacht, der Fluß, von dem sie gesprochen hatten, läge gleich vor der Stadt, aber der Ritt entpuppte sich als lang und anstrengend. Sie trabten durch endloses tropisches Buschland, überquerten angeschwollene Flüsse und kletterten über schmale Pfade. Hier draußen wimmelte es von wilden Tieren: Große und kleine Känguruhs beäugten sie, über ihren Köpfen kreischten Tausende von Vögeln, und wilde Truthähne flatterten über den Weg. Jedesmal, wenn sie stehen blieben, betete Sibell insgeheim, daß sie endlich angekommen waren, doch die Pausen waren nur dazu gedacht, den Pferden etwas Zeit zum Verschnaufen zu gönnen und selbst ein paar Schluck zu trinken. In dieser Nacht schliefen sie in Etagenbetten in einem Farmhaus, das offenbar Freunden der Familie gehörte. Aber Sibell war viel zu müde, um Anstoß daran zu nehmen, und am nächsten Morgen brachen sie wieder auf. Endlich erreichten sie eine kleine Hüttenstadt, die am Steilufer eines Flusses lag. »Das ist Pearly Springs«, sagte Zachary. »Hier können Sie sich ausruhen, bis der Flußdampfer zurückkommt. Der Red Lion ist zwar nicht gerade ein Luxushotel, aber dort ist es sauber, und man wird sich um euch Mädchen kümmern.« Die beiden Männer ritten mit den zwei Pferden am Zügel davon und ließen Sibell in Maudies schützender Obhut zurück. Und Maudie hatte das Gewehr immer griffbereit.    
     
    * * *
     
    Während der kleine Dampfer flußaufwärts tuckerte, begann Sibell ihren Entschluß zu bereuen. Sie reiste immer tiefer in ein Land, das aussah wie das schwärzeste Afrika. Nachdem sie bereits die lange Reise von Westaustralien zum Northern Territory hinter sich hatte, fand sie immer weniger Gefallen an diesem Abenteuer. Sie teilte eine Kabine mit Maudie, und nebenan wohnte eine lärmende Familie, die zu den Goldfeldern unterwegs war. Die übrigen Passagiere, meist Männer, hatten im Salon oder auf Deck ihr Nachtlager aufgeschlagen. Es war ein wilder Haufen, zum Großteil Goldgräber, wie Maudie ihr erzählte, und Sibell fürchtete sich. Aber Maudie hatte nicht die geringste Scheu vor

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