Weizenwampe
empfänglich, auch für Blutzuckerentgleisungen. Wenn Knorpelproteine wie Kollagen oder Aggrecan verzuckern, werden sie dadurch ungewöhnlich starr. Die Schädigung schreitet mit der Zeit fort und macht den Knorpel brüchig und unnachgiebig, bis er irgendwann zu bröseln beginnt. 26 In der Folge kommt es zu Gelenkentzündungen, Schmerzen und dem typischen Zerstörungsbild der Arthrose.
Ein hoher Blutzucker, der die Bildung von Bauchfett begünstigt, führt also infolge der entzündlichen Aktivität in den Bauchfettzellen und der Glykierung von Knorpel langfristig zur Zerstörung von Knorpel- und Knochengewebe in den Gelenken. Mit der Zeit kommt es dann zu den bekannten Schmerzen und Schwellungen an Hüfte, Knien und Händen.
Das Baguette aus Weizenmehl sieht so harmlos aus, setzt den Knochen jedoch mehr zu, als man glaubt.
Ein Mann steht auf und geht
Jason ist 26 Jahre alt und programmiert Software – ein intelligenter, junger Querdenker, der offen ist für neue Ideen. Er suchte mich in Begleitung seiner Frau auf, weil er einfach nur »gesund« werden wollte.
Als er mir berichtete, dass er schon als Kind einen größeren Eingriff wegen eines angeborenen Herzfehlers gehabt hätte, unterbrach ich ihn mit den Worten: »Sorry, Jason, aber dafür bin ich bestimmt nicht der richtige Ansprechpartner. Das ist nicht mein Fachgebiet.«
»Ja, ich weiß«, sagte er. »Ihre Hilfe brauche ich nur, um gesünder zu werden. Meine Ärzte erwägen eine Herztransplantation, weil ich unter ständiger Atemnot leide und schon wegen Herzversagens im Krankenhaus war. Ich möchte wissen, ob Sie noch etwas tun könnten, damit ich entweder keine Herztransplantation brauche oder im Zweifelsfall wenigstens hinterher gesünder bin.«
Das klang vernünftig, und ich bat Jason auf die Untersuchungsliege. »Gut, das verstehe ich. Ich möchte Sie mir genauer ansehen.«
Jason erhob sich langsam und schob sich unter sichtlichen Schmerzen durchs Zimmer.
»Was ist mit Ihnen?«, fragte ich.
Er setzte sich auf die Liege und seufzte. »Alles tut mir weh. Alle Gelenke. Ich kann kaum gehen, und manchmal komme ich nur mit Mühe aus dem Bett.«
»Waren Sie schon beim Rheumatologen?«, erkundigte ich mich.
»Ja. Bei dreien. Keiner wusste, was mir fehlt. Sie haben nur entzündungshemmende Medikamente und Schmerzmittel verordnet.«
»Haben Sie schon einmal über eine Ernährungsumstellung nachgedacht?«, fragte ich. »Ich kenne viele Menschen, denen es besser geht, seit sie keinerlei Weizen mehr essen.«
»Weizen? Also Brot und Nudeln?«, fragte Jason verdutzt.
»Ja, Weizen. Weißbrot, Vollkornbrot, Mehrkornbrot, Muffins, Bagels, Brezeln, Salzstangen, Kekse, Waffeln, Müsli, Nudeln und Pfannkuchen. Das hört sich jetzt so an, als könnte man dann gar nichts mehr essen, aber es ist noch jede Menge übrig, glauben Sie mir.« Ich gab ihm ein Merkblatt zum Einstieg in die weizenfreie Ernährung.
»Probieren Sie es aus: Verzichten Sie nur vier Wochen konsequent auf Weizen. Wenn es Ihnen danach besser geht, haben Sie die Antwort. Wenn Sie keinen Unterschied bemerken, ist das vielleicht nicht das Richtige für Sie.«
Drei Monate später suchte Jason mich wieder auf. Als Erstes fiel mir auf, dass er ohne Anzeichen von Gelenkschmerzen hereinkam.
Die Besserung war fast augenblicklich und nachhaltig eingetreten. »Nach nur fünf Tagen, es war unglaublich: Ich hatte keinerlei Schmerzen mehr. Also dachte ich, das ist doch reiner Zufall. Und ich aß ein Sandwich. Innerhalb von fünf Minuten war der Schmerz zu rund 80 Prozent wieder da. Jetzt weiß ich Bescheid.«
Was mich noch mehr beeindruckte, war, dass Jason bei der ersten Untersuchung tatsächlich Symptome einer Herzschwäche gezeigt hatte, die inzwischen völlig verschwunden waren. Neben der Linderung der Gelenkschmerzen hatte sich auch seine Atmung wieder so verbessert, dass er kurze Strecken joggen und sogar ein wenig Basketball spielen konnte. Dazu war er jahrelang nicht mehr in der Lage gewesen. Inzwischen schrauben wir gemeinsam seine Herzmedikation zurück.
Ich bin ein offener Verfechter eines Lebens ohne Weizen. Aber wenn ich so drastische Veränderungen sehe wie bei Jason, läuft mir nach wie vor ein Schauer über den Rücken, weil ich weiß, dass es für derartige Gesundheitsprobleme mitunter eine so einfache Lösung gibt.
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