Weizenwampe
übereinstimmt.
Alterungsexperten suchen schon seit Langem nach einem nützlichen Marker, denn wer den Alterungsprozess beeinflussen will, braucht messbare Vergleichswerte. Um das Altern hinauszuzögern, reicht die Blickdiagnose nicht aus, sondern man benötigt einen objektiven biologischen Wert, dessen Verlauf protokollierbar ist.
Natürlich existieren eine ganze Reihe unterschiedlicher und mitunter widersprüchlicher Auffassungen zu diesem Thema und der Frage, welcher Marker sich optimal für die Messung des biologischen Alters eignen könnte. Manche Experten meinen, dass Alterung in erster Linie auf Schäden durch Oxidation beruht, und dass der entsprechende Marker demnach die Zunahme derartiger Schädigungen messen müsste. Andere sind der Ansicht, dass bei fehlerhafter Ablesung des genetischen Codes Zelltrümmer entstehen, die sich ansammeln und uns altern lassen. Die Messung der Zelltrümmer ließe demnach Rückschlüsse auf das biologische Alter zu. Wieder andere glauben, dass Alterung in erster Linie genetisch vorherbestimmt und damit unausweichlich ist, da der Rückgang der Hormonausschüttung und andere körperliche Phänomene einer festgelegten Abfolge unterliegen.
Die meisten Alterungsexperten vertreten jedoch die Auffassung, dass es bisher keine Theorie gibt, die alle Komponenten des Fortschreitens von der energiegeladenen Geschmeidigkeit der Jugend bis zum steifen, müden, vergesslichen Greis erklärt. Und ebenso wenig lässt sich das biologische Alter an einem Einzelwert festmachen. Vielmehr scheinen Alterserscheinungen beim Menschen nur durch ein Zusammenspiel verschiedener Prozesse erklärbar zu sein.
Wenn wir feststellen könnten, was eine beschleunigte Alterung hervorruft, würde uns das weiterhelfen. Dazu brauchen wir keine Laborratten, sondern wir müssen nur Diabetiker genauer ansehen. Bei Diabetes finden sich nämlich alle Anzeichen vorzeitiger und beschleunigter Alterung: Herzerkrankung, Schlaganfall, Bluthochdruck, Nierenschäden, Osteoporose, Arthrose und Krebs. Dabei sind hohe Blutzuckerausschläge, wie sie nach Kohlenhydratverzehr entstehen, aus Sicht der Diabetesforschung das probateste Mittel, uns schneller im Rollstuhl in die Intensivstation zu befördern.
Kein Land für alte Brotesser
In jüngster Zeit werden wir mit Unmengen unverständlicher Begriffe bombardiert, von kollateralisierten Schuldverschreibungen bis hin zu börsengehandelten derivativen Finanzinstrumenten – all das, was wir früher lieber befreundeten Investmentbankern überlassen haben. Hier kommt noch ein neuer Begriff, von dem in den kommenden Jahren viel die Rede sein wird: AGE.
AGE ist die Abkürzung für Advanced Glycation End Products , also Gewebe im Zustand fortgeschrittener Glykierung. Es ist eine Bezeichnung für die Substanzen, die Blutgefäße unflexibel machen (Arteriosklerose), einen Schleier vor die Augen legen (grauer Star) und die neuronalen Verbindungen im Gehirn durcheinanderbringen (Demenz), lauter häufige Erkrankungen älterer Menschen. 1 Je älter wir werden, desto mehr AGEs sammeln sich in Nieren, Augen, Leber, Haut und anderen Organen an. Wir sehen zwar gewisse Folgen der AGEs, zum Beispiel die Falten unserer angeblich 25-Jährigen, die nur Lucille Balls guten Rat befolgt, können ihr Alter daraus jedoch nicht so präzise ablesen, dass man sie Lügen strafen könnte. Trotz der augenscheinlichen Beweise für das Vorliegen dieser AGEs – schlaffe, runzlige Haut, die milchige Trübung der Linsen, die knorrigen, arthritischen Hände – sind sie kein quantitativer Beweis. Qualitativ hingegen gestatten AGEs in der Biopsie eine ebenso klare Aussage über das biologische Alter wie der Blick in den Spiegel.
AGEs sind nutzlose Abfallprodukte, die dort, wo sie sich ansammeln, das Gewebe schädigen. Sie erfüllen keinen sinnvollen Zweck, denn sie dienen weder der Energiegewinnung noch als Schmier- oder Botenstoff. Man kann sich nicht einmal in einer kalten Winternacht in sie hineinkuscheln. Neben den sichtbaren Folgen führen AGE-Schichten auch dazu, dass die Nieren ihre Fähigkeit verlieren, dem Blut Stoffwechselreste zu entziehen und Eiweiß zurückzuhalten. Sie fördern die Plaquebildung und Erstarrung der Blutgefäße und die Versteifung und den Abbau von Gelenkknorpel, zum Beispiel in Knie und Hüfte, aber auch den Verlust von wichtigen Gehirnzellen, die durch AGE-Klumpen ersetzt werden. Sie ruinieren den Körper so sicher, wie Sand im Salat oder Korken im Bordeaux eine gute Party
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