Weizenwampe
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Merken Sie sich einfach die folgende Faustregel: Alles, was den Blutzucker ansteigen lässt, provoziert auch die Entstehung kleiner LDL-Moleküle. Alles, was den Blutzucker stabilisiert, also Proteine, Fette und ein Verzicht auf Kohlenhydrate wie Weizen, reduziert die kleinen LDLs.
Aus der gründlichen Betrachtung der LDL-Moleküle anstelle des LDL-Cholesterins ergeben sich allerdings Schlussfolgerungen, die in krassem Gegensatz zu landläufigen Ratschlägen für eine herzgesunde Ernährung stehen. Der beliebte Ansatz des errechneten LDL-Cholesterins nährt obendrein den Irrglauben, dass eine Beschränkung der Fettzufuhr und eine Konzentration auf »gesundes Vollkorn« der Gesundheit zuträglich seien. Wer sich eingehender mit Techniken der Lipoproteinanalyse auseinandersetzt, kann erkennen, dass dieser Rat das Gegenteil von dem erreicht, was man beabsichtigt.
Die China-Studie: eine Liebesgeschichte
Die China-Studie spiegelt 20 Jahre Arbeit von Dr. Colin Campbell von der Universität Cornell wider. In Campbells Augen belegen die Daten, dass »Menschen, die am meisten tierische Lebensmittel verzehrten, […] am häufigsten chronische Krankheiten [entwickelten] … Die Menschen, die sich vorwiegend von pflanzlichen Lebensmitteln ernährten, waren am gesündesten und entwickelten eher selten chronische Krankheiten.« Die Ergebnisse der China-Studie werden gern als Beweis dafür herangezogen, dass tierische Produkte grundsätzlich ungesund sind und der Mensch sich lieber von pflanzlicher Kost ernähren sollte. Man muss Dr. Campbell hoch anrechnen, dass er seine Daten in dem 894-seitigen Buch Diet, Life-Style, and Mortality in China (1990) der Öffentlichkeit und auch möglichen Kritikern zugänglich gemacht hat.
Tatsächlich fand sich eine Person, die von Gesundheit und Zahlen so fasziniert war, dass sie diese Daten einer monatelangen, eingehenden Neuanalyse unterzog. Die 23-jährige Denise Minger, eine Rohkost-Aktivistin und ehemalige Veganerin, vertiefte sich in Campbells Daten, weil sie die Ergebnisse besser verstehen wollte, und veröffentlichte ihre eigenen Analysen ab Januar 2010 in einem Blog.
Dann begann das Feuerwerk.
Nach gründlicher Neuanalyse kam Minger zu der Überzeugung, dass Campbells Schlussfolgerungen fehlerhaft waren und viele der angeblichen Befunde auf einer selektiven Interpretation der Daten beruhten. Das Erstaunlichste war jedoch, was sie über Weizen herausfand. Lassen wir Minger in ihren eigenen Worten davon berichten:
»Als ich anfing, die Daten aus der China-Studie neu zu analysieren, hatte ich keineswegs die Absicht, Campbells hochgelobtes Buch zu kritisieren. Ich wollte nur selbst sehen, welche Daten Campbells Aussagen eigentlich belegten – allein schon, um meiner eigenen Neugier Genüge zu tun.
Ich habe mich über zehn Jahre lang vegetarisch oder auch vegan ernährt und hege großen Respekt vor allen, die sich für eine rein pflanzliche Ernährung entscheiden, auch wenn ich heute keine Veganerin mehr bin. Bei der Analyse der China-Studie wie auch sonst geht es mir allein um die Wahrheit über Ernährung und Gesundheit, ohne dabei auf Vorurteile oder Dogmen Rücksicht zu nehmen. Ich verbinde damit keinerlei Programm.
In meinen Augen ist Campbells Hypothese nicht im eigentlichen Sinne falsch, sondern vielmehr unvollständig. Während er sehr eingehend ermittelt hat, wie wichtig unverfälschte, möglichst naturbelassene Nahrung ist, wenn wir gesund werden und bleiben wollen, geht sein Fokus auf die Gleichsetzung tierischer Produkte mit Erkrankungen auf Kosten der Erforschung (oder auch nur der Erwägung) anderer Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheit, die für die allgemeine Gesundheit und die Ernährungswissenschaft möglicherweise entscheidender, wichtiger und letztlich zwingender sein könnten.«
Entscheidende Lücken
Im nachfolgenden Text bezieht sich Minger auf Werte, die als Korrelationskoeffizient bezeichnet und mit dem Symbol r abgekürzt werden. Ist r = 0, so besteht keinerlei Bezug zwischen zwei Variablen, und mögliche Verbindungen sind reiner Zufall. Bei r = 1,0 hingegen besteht eine perfekte Koinzidenz beider Variablen. Ein negativer r-Wert bedeutet, dass beide Variablen auseinanderstreben wie ein geschiedenes Paar. Sie fährt fort mit den Worten:
»Noch irritierender als die verzerrten Fakten der China-Studie sind die Details, die Campbell ausgelassen hat. Warum hebt Campbell bei Herzkreislauferkrankungen tierische Produkte hervor (Korrelation
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