Weizenwampe
süchtig nach Weizenprodukten waren, also Menschen, die gewohnheitsmäßig täglich Salzstangen, Nudeln und Brot zu sich nahmen, weil sie einen unstillbaren Appetit auf Weizen hegten. Der Wunsch, zumindest etwas zu knabbern, kehrt etwa alle zwei Stunden wieder, was dem Glukose-Insulin-Zyklus nach Weizenverzehr entspricht. Wenn diese Menschen eine Mahlzeit auslassen, werden sie bald zittrig, nervös und müde, bekommen Kopfschmerzen und entwickeln Heißhunger. All das kann während des gesamten Entzugs anhalten.
Wie kommt es zu dieser Symptomatik? Wahrscheinlich verlässt sich der Stoffwechsel nach jahrelangem kohlenhydratreichen Essen einfach auf den ständigen Nachschub an leicht resorbierbarem Zucker wie dem aus Weizen. Sobald diese Zuckerschübe ausbleiben, sieht sich der Körper gezwungen, anstelle des leicht verfügbaren Zuckers Fettsäuren zu mobilisieren und zu verbrennen. Dieser Prozess braucht mehrere Tage Anlaufzeit, ist jedoch ein notwendiger Schritt, um von Fetteinlagerung auf Fettmobilisierung umzuschalten. Erst dann schrumpft das Bauchfett der Weizenwampe. Der Weizenentzug geht daher mit den typischen körperlichen Auswirkungen einer kohlenhydratarmen Diät einher. (Atkins-Anhänger beschreiben die Müdigkeit und die Schmerzen der kohlenhydratfreien Einleitungsphase dieses Programms gern als Einleitungsgrippe .) Zugleich fehlen dem Gehirn die aus Weizengluten gebildeten Exorphine, ein Phänomen, das vermutlich für die Gier nach Weizen und die Niedergeschlagenheit verantwortlich ist.
Es gibt nun zwei Möglichkeiten, den Übergang zu erleichtern. Die eine besteht darin, den Weizenkonsum allmählich im Laufe einer Woche ausschleichen zu lassen. Manche Menschen kommen damit leichter zurecht, doch seien Sie gewarnt: Manch einer ist derart weizensüchtig, dass schon dieses Herunterschrauben ausgesprochen schwierig wird, weil jeder Bissen Brot und jede Nudel die Suchterscheinungen erneut ankurbelt. Bei starker Weizenabhängigkeit kann der kalte Entzug die einzige Methode sein, den Teufelskreis zu durchbrechen. Das ist ähnlich wie beim Alkohol. Wer bisher pro Tag zwei Flaschen Bourbon geleert hat und plötzlich nur noch zwei Glas trinken soll, kann sich bestimmt auf ein längeres, gesünderes Leben freuen – nur dürfte ihm dieser Schritt praktisch unmöglich sein.
Sofern Sie zu den Menschen gehören, bei denen wahrscheinlich Entzugserscheinungen auftreten, sollten Sie zweitens den passenden Zeitpunkt wählen. In der Übergangszeit verlangen Sie am besten nicht unbedingt Höchstleistungen von sich, was in einer Woche Urlaub oder während eines langen Wochenendes sicher einfacher ist. Das benebelte Gefühl und die Trägheit, die manche Menschen erfassen, können dauerhafte Konzentration und Leistungsfähigkeit ernsthaft beeinträchtigen. (Und weder Ihr Chef noch Ihre Kollegen dürften Ihnen viel Mitgefühl entgegenbringen – eher hören Sie Sprüche wie: »Tom hat Angst vor dem bösen Brot!«)
Doch auch wenn Weizenentzug unangenehm ist und zu unwirschen Reaktionen gegenüber Angehörigen und Kollegen führen kann, ist er letztlich harmlos. Abgesehen von dem, was ich oben geschildert habe, habe ich niemals weitergehende Symptome beobachtet und auch nie davon gehört. Der Verzicht auf Toast und Kekse mag zwar schwerfallen, weil er mit so vielen Gefühlen verbunden ist, und das Verlangen nach Weizen kann noch Monate bis Jahre nachwirken, aber auf die Dauer ist die weizenfreie Ernährung gesund und unschädlich.
Glücklicherweise leidet nicht jeder unter der vollen Wucht des Entzugs. Manch einer hat überhaupt keine Probleme und fragt sich, was das ganze Theater soll. Aber manche Menschen können auch einfach aufhören zu rauchen und rühren nie wieder eine Zigarette an. Bei Weizen ist es ebenso.
Es gibt kein Zurück!
Eine weitere auffällige Begleiterscheinung einer Umstellung auf weizenfreie Kost ist, dass schon nach wenigen Monaten bei einer Wiedereinführung von Weizen mit unangenehmen Folgen wie Gelenkschmerzen, Asthma und Verdauungsproblemen zu rechnen ist, und zwar unabhängig davon, ob anfangs Entzugssymptome aufgetreten sind. Die häufigsten Beschwerden nach längerer Weizenkarenz sind schmerzhafte Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfall. Damit ähnelt die Magen-Darm-Symptomatik nach dem erneuten Verzehr von Weizen einer akuten Lebensmittelvergiftung, ob durch Salmonellen oder durch andere Erreger.
Das zweithäufigste Phänomen bei einem Rückfall sind dumpfe Gelenkschmerzen wie bei Arthritis,
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