Weizenwampe
jede Frage einer gewissen Planung. Immerhin sind Weizenprodukte ausgesprochen praktisch: Ein Sandwich oder ein Wrap lässt sich gut vorbereiten, lagern und irgendwann aus der Hand essen. Ohne Weizen müssen Sie ein »richtiges« Essen zur Arbeit mitnehmen und brauchen wahrscheinlich eine Gabel oder einen Löffel dafür. Sie müssen vielleicht auch häufiger einkaufen oder gar kochen! Ein höherer Gemüse- und Obstbedarf bedeutet zudem, dass Sie öfter im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder beim Gemüsehändler einkaufen werden.
Diese Hürden lassen sich jedoch durchaus überwinden. Vielleicht nimmt das Abpacken von etwas Käse und einer halben Tüte Mandeln sowie die Vorbereitung einer Gemüsesuppe zum Mitnehmen mehr Zeit in Anspruch. Vielleicht müssen Sie auch einen Teil des Spinatsalats abends beiseite stellen, damit Sie morgens noch etwas zum Frühstück haben. (Ja, morgens ein richtiges Essen – das ist eine sinnvolle Strategie, auf die wir später noch näher eingehen werden.)
Gewohnheitsmäßiger Weizenkonsum macht schon nach wenigen Stunden ohne ein Weizenprodukt unruhig, müde und benebelt. Es ist ein Phänomen, dass Weizenesser häufig verzweifelt nach dem kleinsten Krümel suchen, um ihre Pein zu lindern, und ich beobachte dieses Verhalten von meiner bequemen weizenfreien Warte aus mit einem gewissen Schmunzeln. Aber wenn Sie es einmal geschafft haben und nicht mehr in der Glukose-Insulin-Achterbahn mit ihren Hungertälern und Sättigungsgipfeln feststecken, verschwindet auch das Verlangen nach dem nächsten »Schuss« hirnaktiver Exorphine. Nach einem Frühstück aus zwei Rühreiern mit Gemüse, Paprika und Olivenöl sind Sie locker fünf bis sechs Stunden satt (während die morgendliche Schale Frühstücksflocken meist nur zwei Stunden vorhält – dann folgt der erste Snack und zwei Stunden später der nächste oder ein frühes Mittagessen). Die Einsparung von 350 bis 400 Kalorien pro Tag, die beim Weizenverzicht wie von Zauberhand auftritt, ist also ein Kinderspiel. Zugleich ersparen Sie sich das Mittagsloch, in dem die meisten Menschen zwischen 14 und 15 Uhr versacken, jenen mentalen Nebel, der uns besonders nach dem Verzehr von Brot, Nudeln oder Pizza erfasst, weil dem Glukosehoch sehr rasch das nächste Tief folgt. Ein Tunfischsalat mit Mayonnaise oder einer Vinaigrette, einigen Scheiben Zucchini und einer Portion Walnüssen wirkt sich kein bisschen auf den Blutzucker aus und macht daher auch nicht müde.
Die meisten Menschen können sich nur schwer vorstellen, dass Weizenverzicht ihnen langfristig tatsächlich das Leben erleichtern wird. Weizenfrei lebende Menschen brauchen nicht mehr regelmäßig etwas Essbares aufzustöbern, sondern können in aller Ruhe längere Zeit ohne Essen durchhalten. Wenn sie sich schließlich zum Essen hinsetzen, sind sie mit weniger Nahrung zufrieden. Das Leben kann so einfach sein!
Viele Menschen sind momentan eher Sklaven ihres Weizenkonsums und stellen ihren Tagesablauf auf dessen Verfügbarkeit ein. Eine radikale Weizenektomie bedeutet daher mehr, als einfach auf ein Grundnahrungsmittel zu verzichten. Sie schalten einen mächtigen Appetitanreger aus, der ebenso regelmäßig wie rücksichtslos unser Verhalten steuert. Mit der Weizenfreiheit beginnt die wahre Freiheit.
Scheiden tut weh: typische Entzugssymptome
Bei abruptem Weizenverzicht treten bei etwa 30 Prozent der Menschen Entzugserscheinungen auf. Ein Weizenentzug äußert sich jedoch nicht in Form von Krampfanfällen oder Halluzinationen, geistigen Aussetzern oder anderen gefährlichen Phänomenen, so wie bei einem Betäubungsmittel- oder Alkoholentzug.
Die stärkste Parallele ist der Nikotinentzug bei ehemaligen Rauchern. Manche Leute empfinden Weizenentzug als ähnlich massiv, denn sie leiden – wie bisherige Raucher – unter Müdigkeit, Benommenheit und Reizbarkeit. Hinzu kommt eine schwer greifbare Unlust, das Gefühl von Niedergeschlagenheit oder gar Traurigkeit. Eine weitere typische Begleiterscheinung von Weizenentzug ist eine zwei- bis fünftägige Einschränkung der sportlichen Leistungsfähigkeit. Solche Symptome gehen jedoch rasch vorbei, und während Raucher oft noch nach drei bis vier Wochen die Wände hochgehen könnten, geht es ehemaligen Weizenessern in der Regel schon nach einer Woche besser. (Die längste Entzugssymptomatik, die ich bei Weizen je erlebt habe, währte vier Wochen, aber das war eine Ausnahme.)
Unter Entzugssymptomen leiden meist diejenigen, die vorher geradezu
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