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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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vergangenen Jahre noch der Blickwinkel hinderten Wield daran, Jake Gallipot sofort zu erkennen. Obwohl er reglos auf dem Rücken lag und die Lippen zu einer Grimasse verzogen hatte, die die vollkommenen weißen Zähne sichtbar werden ließ, vermittelte er noch immer den Eindruck des Verlässlichen und Soliden, ein Mann, dem man unbesorgt einen Gebrauchtwagen oder ein Alibi abkaufen konnte.
    In der ausgestreckten rechten Hand hielt er einen Schraubenzieher, dessen Ende vor Hitze geschmolzen war.
    Wield vergewisserte sich, dass keinerlei Verbindung zum Computer bestand, kniete sich nieder und tastete nach dem Puls. Es gab keinen mehr. Sofort begann er mit Wiederbelebungsmaßnahmen. In Gedanken zählte er die Sekunden und die Abfolgen von fünfzehn Druckausübungen gegen die Brust und zwei Mund-zu-Mund-Beatmungen.
    Nach vier Folgen überprüfte er erneut die Halsschlagader. Immer noch nichts. Weitere vier Folgen. Immer noch nichts. Noch mal vier.
    Nichts.
    Er stand auf, zog sein Handy aus der Tasche, wählte die 999 und verlangte einen Krankenwagen und die Polizei.
    Eine Stunde später stand er mit DI Collaboy im leeren Büro.
    Gallipot war mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht worden, Wield aber wusste, dass noch nicht mal die Wunder moderner Technologie ihn wieder ins Leben zurückholen konnten.
    »Also, Wieldy, was soll das alles?«, fragte der DI .
    »Wie sieht’s für Sie aus, Jim?«
    »Sieht so aus, als wollte Jake die Festplatte seines Computers wechseln, wurde unvorsichtig und vergaß den Netzstecker zu ziehen.«
    Sie hatten die Verpackung für die neue Festplatte im Papierkorb gefunden.
    »So sieht’s für mich auch aus.«
    »Aber?«
    »Sie erinnern sich doch, Jake und Computer. Er hat mit denen schon rumgespielt, als Leute wie Andy Dalziel den Abakus noch für Teufelszeug hielten.«
    »Je vertrauter man mit einer Sache ist, umso unvorsichtiger wird man«, sagte Collaboy.
    »Wo ist die alte Platte, die, die er ersetzen wollte?«, fragte Wield.
    »War voll, wurde gelöscht, also baute er sie aus, um einen Blick drauf zu werfen, beschloss, dass sie hinüber war, und warf sie weg, als er sich eine neue kaufte.«
    »Wo sind dann seine Backup- CD s? Sie kennen Jake. Er hatte immer von allem ein Backup.«
    »Können überall sein«, sagte Collaboy und sah sich im Büro um.
    »Sollen wir sie suchen?«
    Die Suche war zwecklos, nachdem Wield sich bereits umgesehen hatte. In den Schubladen und Schränken hatte er die Werkzeuge von Gallipots Handwerk gefunden – verschiedene Abhörsysteme, eine Digitalkamera, Dietriche, einen Bund fragwürdiger Schlüssel, eine Kollektion Visitenkarten mit verschiedenen Namen und Branchen –, aber keine Spur von Backup-Disketten oder CD s. Er hatte auch im Aktenschrank nachgesehen.
    Es gab einen Umschlag mit der Aufschrift
Maciver
. Er war leer.
    »Wieldy, ich finde, Sie sollten mir lieber erzählen, worum es hier geht.«
    Wield betrachtete den DI . Die Zeit hatte es nicht gut mit ihm gemeint. Der Haaransatz hatte sich seit ihrer letzten Begegnung weit zurückgezogen und dabei grau eingefärbt, während das Gesicht – nach einem Satz, den Andy Dalziel angeblich von seiner alten schottischen Großmutter hatte – so viele Runzeln aufwies, dass man einem Esel daraus ein neues Arschloch hätte falten können.
    Er erzählte ihm die Geschichte und erklärte seine eigene Anwesenheit, indem er, mehr oder weniger, die Wahrheit zum Besten gab.
    »Ich hatte nicht das Gefühl, dass er ehrlich mit mir war«, schloss er seinen Bericht.
    »Weil er mit Ihnen redete, als wären Sie die besten Kumpel?«, sagte Collaboy skeptisch. »Sie kennen Jake. So hat er es mit jedem gemacht! Er hat mich noch immer um Gefälligkeiten angehauen, obwohl ich ihm schon lange deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass ich mit ihm nichts mehr zu schaffen haben wollte. Aber wenn ich so nachdenke, der Name Maciver, den Sie erwähnt haben, der erinnert mich an was. Ist schon lange her, muss kurz nach seiner Entlassung gewesen sein, da bat er mich, ihm ein Zeugnis für einen Wachdienst bei einem Unternehmen auszustellen, das auf Ihrem Gebiet lag und irgendwie Maciver im Namen hatte …«
    »Ashur-Proffitt-Maciver?«, fragte Wield.
    »Könnte sein. Irgendeine Verbindung mit diesem toten Typen?«
    »Das war das Familienunternehmen, bevor es übernommen wurde. Haben Sie ihm das Zeugnis ausgestellt?«
    »Aye, hab ich gemacht, komischerweise. Stand nur drin, dass er so und so lang Polizist war und als Sergeant

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