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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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suchte sich hinter einem Stapel ausgedruckter Blätter zu verstecken.
    »Bowler. Was zum Teufel machst du hier?«, rief Dalziel.
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern ging zu Wields Schreibtisch, nahm das klingelnde Telefon ab und gab einen unverständlichen Laut von sich.
    »Wieldy, ich hab versucht, Pete Pascoe zu erreichen. Er ist nicht zufällig in der Nähe?«
    Es war Paddy Ireland. Dalziel stieß einen weiteren unverständlichen, nunmehr negativen Laut aus.
    »Vielleicht kannst du mir weiterhelfen. Es geht um diese Moscow-House-Sache. Der dicke Andy war ganz scharf drauf, mir die Sache aufzuhalsen – Gott weiß warum, wenn man bedenkt, mit welchem Tempo er angerannt kam, um seinen große Zinken reinzustecken –, aber ich hab’s dem DCI zurückgeben können. Und jetzt erzählt mir einer von meinen Leuten, dass der junge Bowler sich hier bei uns danach erkundigt hat, als hätten wir noch immer mit der Sache zu tun, und ich frag mich, was soll das alles? Ich dachte, er sei krank. Wusste nicht, dass er schon wieder da ist.«
    »Oh, er ist da, aber er sieht noch immer ziemlich schlecht aus«, sagte Dalziel grimmig. »Danke, Paddy.«
    Er registrierte das blanke Entsetzen am anderen Ende der Leitung, legte auf und starrte finsteren Blicks zu Bowler, der noch immer am Faxgerät kauerte wie ein Skifahrer, der soeben ein Zittern im Boden verspürt hatte und sich danach sehnte, auf und davon zu fliegen, aber Angst davor hatte, dass die geringste Bewegung den ganzen Berg zum Einsturz bringen könnte.
    Und plötzlich und zum Erstaunen des DC brach die Felsplatte von Gesicht zu einem breiten Grinsen auf.
    »Was immer du auch vorhast, es ist schön, dich wieder hier zu haben, Bursche«, sagte Dalziel. »Komm mit in mein Büro, mal sehen, was sich dort an Medizin für dich findet.«
    Kurz darauf fand sich Hat vor dem Schreibtisch des Superintendenten platziert, in einer Hand ein Glas mit Highland Park. Die andere Hand, die sich durch den Schock beim Anblick des Dicken zusammengekrampft hatte, umklammerte noch immer die Faxblätter.
    Dalziel, der sein Leben lang andere verhört hatte, wusste, dass man nicht immer am schnellsten an die gewünschten Informationen kam, wenn man den Leuten eine Heidenangst einjagte. Außerdem hatte er, nach einem etwas prekären Start ihrer Beziehung, eine gewisse Zuneigung für Hat entwickelt. Wie hatte er zu Pascoe gesagt? »Mit einem affigen Absolventen kann man eine ganze Menge anstellen, wenn man ihn nur jung genug erwischt. Schau nur dich an.«
    »Also, raus mit der Sprache«, sagte er jetzt. »Ganz unter uns, nachdem du offiziell ja noch gar nicht da bist. Und keine Beschönigungen. Die ganze Chose.«
    Hat also erzählte ihm alles. Oder fast alles.
    Als er fertig war, sagte Dalziel: »Klingt, als hättest du diese Vogel-Lady richtig ins Herz geschlossen. Ich hab sie damals kennen gelernt, als sich ihr Bruder den Schädel weggeknallt hat. Hat eine Aussage abgegeben. Routine, nichts Wichtiges. Aber ich erinnere mich, dass sie mir damals schon als ein bisschen eigen aufgefallen ist. Aber das sind sie alle, die Maciver, vergiss das nicht. Da sind keine zwei gleich.«
    »Ich hab noch keinen von den anderen kennen gelernt, Sir, und Miss Mac hab ich auch erst zweimal gesehen, aber sie ist wirklich toll und so tapfer mit ihrer MS  …«
    »Aye, davon wusste ich nichts. Du hast Mitleid mit ihr, was?«
    Darüber musste Hat nicht eine Sekunde nachdenken.
    »Nein, nein«, sagte er. »Sie geht auf jeden mit ihrem Stecken los, wenn sie glaubt, dass man Mitleid mit ihr hat. Nein, ich mag sie einfach, und sie scheint mich zu verstehen, was mit mir ist, meine ich. Und deshalb ist es nicht so schlimm, ich meine, es ist immer noch da, aber es geht mir besser, als wäre ja trotzdem alles noch möglich, wenn Sie mich verstehen, Sir …«
    Unruhig betrachtete er den Dicken, aus Angst, sein Rückfall in inkohärentes Geplapper könnte das Ende ihrer Annäherung signalisieren, aber der Dicke nickte nur und sagte: »Aye, Bursche, wir haben alle unsere Schocks und Verluste, und es ist völlig sinnlos, jemandem zu sagen, dass er schon darüber hinwegkommen wird, das muss jeder für sich selbst rausfinden.«
    Nun aber wurde sein Ton geschäftsmäßiger.
    »Gut, also. Du magst die Vogel-Lady, und weil du siehst, wie der Tod ihres Neffen sie aufwühlt, dachtest du, du könntest ihr einen Gefallen tun und mal nachsehen, wie der momentane Stand der Ermittlungen ist?«
    »Ja, Sir. Aber ich dachte, es ist ein ganz

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