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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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täuschen.
    »Gibt auch keinen Grund dafür«, sagte Wield. »Vielleicht sollte ich mit Mr. Hoblitt reden …«
    »Natürlich. Tut mir leid. Mal sehen, ob wir ihn für Sie auftreiben können. Ich bin gerade im Gehen begriffen. Muss morgen früh in die Staaten und fahre deshalb heute noch nach London. Und hab noch immer nicht gepackt.«
    Diese plötzliche Informationsflut, freundlich vorgetragen, war die von Wield häufig beobachtete natürliche Reaktion von Zeugen, die beschlossen hatten, sich schnell aus unangenehmen Dingen zurückzuziehen. Kafka lag es augenscheinlich mehr, auf jemanden offen zuzugehen, als sich bedeckt zu halten. Was nicht unbedingt hieß, dass er immer ehrlich war.
    Er griff nach seiner Aktentasche und führte ihn aus dem Büroblock. Ein Mann in einer recht abenteuerlichen Uniform kam ihnen mit einem riesigen Deutschen Schäferhund entgegen, dessen Miene ihn an die Rezeptionistin erinnerte.
    »Haben Sie Hoblitt gesehen, Joe?«, fragte Kafka.
    »Im Versand«, erwiderte der andere.
    Kein
Sir
. Funktionierte so die amerikanische Demokratie?
    Kafka sah ihn amüsiert an. »Na, was halten Sie von der Uniform?«
    Einen scharfen Blick hatte er offensichtlich auch.
    »Nettes Gewand«, sagte Wield. »Aber nicht besonders praktisch.«
    »Aber deutlich sichtbar, und darauf kommt es an, genau wie bei diesen großen spitzen Hüten, die Ihre Jungs getragen haben, als sie noch den Takt angaben. In Sicherheitsdingen geht’s in erster Linie um Abschreckung. In Ihrem Geschäft auch, nehme ich an.«
    »Damit hab ich nichts zu tun, Sir. Manche lassen sich nicht abschrecken, die muss man sich schnappen.«
    »Und manchen ist es scheißegal, ob sie geschnappt werden oder nicht. Was machen Sie mit denen, Sergeant?«
    »Sie meinen Selbstmordattentäter und so?« Wield zuckte mit den Schultern. »Dickere Mauern bauen. Zurückschlagen. Überzeugen. Darauf gibt es keine einfachen Antworten, Sir. Hoffe nur, dass die Politiker da einen Ausweg finden, so wie sie 1918 einen gefunden haben.«
    Kafka runzelte die Stirn.
    »1918? Damals gab es doch noch gar keine Selbstmordattentäter, oder?«
    »O doch, Sir. Auf beiden Seiten. Man hat sie nur Infanterie genannt und ihnen keine andere Wahl gelassen. Sie machen übers Wochenende dicht?«
    »Mehr oder weniger. So ist es im Moment eben. Rezession, Konkurrenzdruck, Automatisierung. Weniger Aufträge, die noch dazu schwieriger zu bekommen sind, und außerdem haben wir sowieso zu viele Mitarbeiter.«
    Er ging zu einem langen, fensterlosen Gebäude voraus, aus dem noch das Summen der Maschinen drang, dann eine kurze Treppe hinauf und hinaus auf einen schmalen Laufsteg, von dem man den gesamten, durch Glastrennwände in mehrere Bereiche unterteilten Innenraum überblicken konnte, in dem die Schwerlastausführung eines Flughafen-Gepäckförderbands stand. Ein Maschinenteil – eine Art Drehbank, vermutete Wield – erschien an einem Ende und wurde langsam vorantransportiert.
    »Das ist unsere A-P-eigene Verpackungsanlage«, sagte Kafka stolz. »Wurde von ein paar cleveren Jungs in den Staaten entwickelt. Vier separate Plattformen, alle vollautomatisiert. Als Erstes der
Öler
, der natürlich kein Öl verwendet, sondern eine Polymer-Silikonverbindung, mit der die Maschine vollständig überzogen wird. Dann der
Verpacker
, der sie mit einer modifizierten Polyäthylen-Folie umgibt, deren Nähte abgedichtet werden, damit der
Vakuumierer
daraufhin noch das letzte Luftmolekül heraussaugen kann, bevor sie endgültig versiegelt wird. Danach wird sie in eine Aluminiumkiste gehängt und vollständig mit Polyurethanschaum umschlossen. Wenn er ausgehärtet ist, können Sie die Kiste aus dem dritten Stock werfen, ohne dass der Inhalt Schaden nimmt, und selbst wenn Sie die Maschine jahrelang in feuchten oder eiskalten oder sandigen oder glühend heißen Lagerhallen herumliegen lassen, bevor Sie sie in Betrieb nehmen, können Sie davon ausgehen, dass sie einwandfrei funktioniert. Und für das alles ist zur Steuerung nur ein einziger Arbeiter nötig.«
    Und ein Dutzend, die die Knete kassieren, dachte sich Wield. Er sagte: »Haben Sie viele Kunden, die ein kleines Vermögen für Waren ausgeben, damit sie verstauben oder verrosten können?«
    Kafka runzelte die Stirn. »Wenn sie die Rechnung beglichen haben, können sie damit machen, was sie wollen. Wir garantieren nur, dass die Sachen in dem gleichen Zustand bei ihnen ankommen, in dem sie hier rausgehen. Da ist ja Hoblitt. Hey, Tom!«
    Sie waren

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