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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Pyrrhussieg«, sagte Hat kühn.
    »Meinst du mich auch verbessern zu wollen? Dann muss es dir ja wieder so gut gehen, dass du gesundgeschrieben werden kannst, Bursche.«
    Und eine Melodie pfeifend, die Hat, wenn er denn ein Operetten-Fan gewesen wäre, als »Goodbye« aus dem
Weißen Rössl
erkannt hätte, schlenderte der Dicke aus dem Büro.
     
    Der junge Mann an der Rezeption im Sportzentrum war ein wandelndes Beispiel für Körpergeographie, seine Bi- und Trizepse wölbten sich wie die Hügelketten der Cotswolds, und sein eng anliegendes goldfarbenes ärmelloses T-Shirt zeichnete eine detaillierte Reliefkarte der Bauchmuskulatur.
    Unglücklicherweise schien die Hingabe an die Ausbildung der Muskeln auf sein Gehirn übergegriffen zu haben, und so konnte ihn weder Dalziels Wedeln mit dem Polizeiausweis noch dessen Zähnefletschen dazu bewegen, der Anfrage des Superintendenten nachzukommen.
    Dalziel, der dies großmütig auf angeborene Dummheit und nicht auf vorsätzliche Halsstarrigkeit zurückführte, lehnte sich über die Theke und sagte ganz langsam: »Bringen – Sie – mich – zu – Ihrem – Führer.«
    Er bediente sich dabei auch einer gewissen Lautstärke, woraufhin die fragliche Person, der Geschäftsführer des gesamten Komplexes, aus seinem Büro erschien. Er hieß George Manson, stammte aus der Stadt, war langjähriger Fan der Rugby Club Bar und erkannte Dalziel sofort, und zwei Minuten später saß der Dicke an einem Schreibtisch, am Ellbogen ein Glas Scotch und vor sich, am aktuellen Datum aufgeschlagen, das Belegungsverzeichnis der Squash-Courts.
    Er ging es langsam durch, machte sich gelegentlich eine Notiz, bis er einen bestimmten Punkt im Dezember des vergangenen Jahres erreichte. Dann kehrte er den Vorgang um, bis er wieder am gegenwärtigen Datum angelangt war. Worauf er abermals zurückging, weiter als vorher, bevor er sich erneut in die Gegenwart vorarbeitete. Der Scotch-Spiegel sank dabei ungefähr im Rhythmus seines zeitlichen Fortschritts, nur um wieder anzusteigen, nachdem Manson dem unerwarteten Gast seinen aufmerksamen Kellnerblick zuteil werden ließ.
    »Wird ein Name durchgestrichen und durch einen anderen ersetzt, heißt das, dass der Court abgesagt wurde, richtig?«, sagte Dalziel.
    »Richtig.«
    »Und hier sind alle Courts aufgeführt? Ich meine, es gibt nicht noch einen für die Leute, die einfach so auftauchen?«
    »Nein. Die meiste Zeit, am Abend und am Wochenende sowieso, sind wir ausgebucht.«
    »Oh aye? Kein Wunder, dass die Intensivstationen immer überbelegt sind«, sagte Dalziel. »Vielen Dank.«
    »War mir ein Vergnügen. Kann ich dir noch mit irgendwas dienen, Andy?«, sagte Manson, neugierig, worauf es sein Besucher abgesehen hatte.
    »Aye«, sagte Dalziel. »Ein Wee Deoch-an-Doris würde nicht schaden. Gutes Zeug das, George. Schon ziemlich lange her, dass ich einen Malt in Export-Qualität hatte. Dachte, das ginge alles in die Staaten. Das ist doch keine Hehlerware, hoffe ich.«
    »Ein Neffe von mir ist im Handel«, sagte Manson verbindlich. »Kann eine Kiste besorgen, wenn du willst. Zum Einkaufspreis.«
    »Du bist ein netter Mensch, George«, sagte Dalziel und trank aus. »Aber nein, danke. Kleine Geschenke kann ich akzeptieren, aber alles, was nach finanziellem Vorteil riecht, ist gegen die Regeln.«
    Der Geschäftsführer seufzte. »Erinnere mich daran, wenn du Geburtstag hast.«
     
    Eine halbe Stunde später stand Dalziel an der Touchline des Rugbyfelds der Weavers School, auf dem dreißig durch mehrere Schlammschichten zur Anonymität verdammte Jungen ihr Talent für das professionelle Spiel unter Beweis zu stellen versuchten, indem sie sich nach Strich und Faden vermöbelten. Zu beiden Seiten von ihm standen Eltern, die ihren Nachwuchs zu noch größeren Gewaltexzessen anhielten. »Schon mal daran gedacht, den Burschen beizubringen, wie man mit dem Ball läuft und ihn dann weiterpasst?«, bemerkte er zu dem besonders lautstarken Vater neben ihm.
    »Was zum Teufel verstehst du schon davon, Fettsack?«, kam die knurrige Erwiderung.
    Dalziel wandte sein gewaltiges Haupt und sah dem anderen direkt in die Augen.
    Der Mann verstummte, kurz darauf entfernte er sich.
    Ein paar Minuten später wurde das Spiel abgepfiffen.
    Als Jason Dunn mit dem Spielgerät unterm Arm vom Platz trottete, fand er den Weg blockiert.
    »Zu meiner Zeit, Bursche, war es noch Aufgabe des Schiedsrichters, das Spiel zu kontrollieren«, sagte Dalziel.
    Jede Erwiderung erstarb dem jungen

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