Welch langen Weg die Toten gehen
war, angemessen vielleicht, aber nicht sehr vorteilhaft, mit einer weißen Seidenbluse und einem langen schwarzen Rock gekleidet. Ansonsten wäre sie wie geschaffen für Reithosen, einem seidenen Kopftuch und einem Barbour gewesen.
»Ich bin DCI Pascoe«, sagte er. »Und Sie sind …«
»Verzeihung, wie dumm von mir, ich quassle einfach drauflos, ohne Sinn und Verstand. Ich bin Dolly Upshott. Ich arbeite hier. Als Verkäuferin, zeitweise, aber ich helfe auch bei den Abrechnungen, bei solchen Sachen eben, und ich führe den Laden, wenn Pal unterwegs ist bei seinen Einkaufstouren. Bitte, können Sie mir sagen, was vorgefallen ist?«
»Und dieser David, den Sie erwähnt haben, ist …?«, fragte Pascoe, der von seinem Großmeister gelernt hatte, dass man einer Frage am einfachsten mit einer Gegenfrage ausweichen konnte.
»Mein Bruder. Er ist Vikar in St. Cuthbert, das ist die Gemeindekirche von Cothersley.«
Wo die Macivers wohnten, in einem Haus mit dem nicht sehr viel versprechenden Namen Casa Alba. Cothersley gehörte zu den exklusiveren der verschlafenen Dörfer in Mid-Yorkshire. Die Adresse der Kafkas lautete Cothersley Hall. Familiäre Verbundenheit? Eher unwahrscheinlich nach allem, was er vergangene Nacht über die internen Beziehungen gehört hatte. Und interessant war auch, dass die großspurigen amerikanischen Zugezogenen sich in der Hall niederließen, während Maciver mit seinen Verbindungen vor Ort und als Antiquitätenhändler in einem Haus wohnte, das wie eine Ferienvilla an der Costa del Golf hieß.
»Er spendet nun also Mrs. Maciver Trost? Sehr seelsorgerisch. Dann waren sie aktive Kirchgänger?«
»Nein, nicht wirklich. Aber sie sind … waren … der Kirche sehr verbunden, haben sie bei Veranstaltungen, Kirchenfesten, Aufführungen unterstützt, solchen Dingen eben, und sie waren sehr großzügig mit den Spenden.«
Was Ellie das Gutsherren-Syndrom nannte. Gutbetuchte Städter zogen aufs platte Land und führten sich wie die Herren aus dem achtzehnten Jahrhundert auf.
»Miss Upshott«, sagte Pascoe, um auf den Punkt zu kommen, »ich bin hier, um herauszufinden, ob Sie oder andere Angestellte etwas Licht auf Mr. Macivers gestrige geistige Verfassung werfen können.«
»Es gibt nur mich«, sagte die Frau. »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, schien er ganz in Ordnung zu sein. Ich bin früh gegangen, im Lauf des Nachmittags. Es war das Fest des heiligen Cuthbert, wissen Sie, und David, mein Bruder, hält für die Kinder der Dorfschule einen besonderen Gottesdienst, na ja, keinen richtigen Gottesdienst, die Lehrerin bringt sie vorbei, und David zeigt ihnen die Buntglasfenster und erzählt ihnen die Geschichten über St. Cuthbert, die dort illustriert sind. Er kann das ziemlich gut, die Kinder lieben es. Und ich helfe gern … tut mir leid, das wollen Sie ja gar nicht hören, oder? Ich quassel hier so drauflos. Tut mir leid.«
»Schon okay«, sagte Pascoe lächelnd. Es fiel nicht schwer, sie anzulächeln. »Sie wissen also nicht, wann Mr. Maciver den Laden verlassen hat?«
»Spät, nehme ich an. Mittwochs spielt er immer Squash, wissen Sie, und er legt keinen Wert darauf, vorher noch nach Hause zu fahren, um was zu essen, deshalb bleibt er meistens hier und erledigt Papierkram und fährt dann von hier aus direkt in den Club … aber was gestern geschehen ist, das weiß ich nicht, natürlich nicht, ich war ja …«
Ihre Stimme versagte. Recht ziellos ließ sie ihren Blick durch den Laden schweifen.
Vielleicht, dachte sich Pascoe, stellte sie sich vor, wie es gewesen wäre, wenn er sich hier umgebracht und sie ihn heute Morgen gefunden hätte.
Trost, nahm er an, würde sich als kontraproduktiv erweisen. Die englische Mittelklasse zahlte enorme Summen, um ihre Töchter zu vernünftigen und praktisch veranlagten Wesen zu erziehen. Das war deren Standardeinstellung. Man musste nur die richtige Taste drücken.
»Sie haben also bei den Abrechnungen geholfen?«, sagte er. »Wie lief das Geschäft?«
»Gut«, sagte sie. »Wir sind ganz gut über den Winter gekommen, und jetzt, da die Touristensaison ansteht, rechnen wir mit einem sehr guten Geschäft.«
»Schön. Vielleicht wollen Sie die Bücher in Ordnung bringen, nur für den Fall, dass wir einen Blick drauf werfen wollen. Aber ich sollte hier nicht zu lange bleiben. Die Presse wird bald herumschnüffeln, und von denen wollen Sie sicherlich nicht belästigt werden. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Bitte, Mr. Pascoe«, sagte
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