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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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abzugeben, die eine Belastung für jede Polizeidienststelle waren. Zu Beginn seiner eigenen Karriere hatte er seiner Bewunderung für die körperlichen Attribute einer Kollegin freizügigen Lauf gelassen, noch jetzt zog sich ihm vor Scham alles zusammen, wenn er nur daran dachte, dass sie ihn dann vor einer Razzia einmal zur Seite genommen und ihm allen Ernstes gesagt hatte: »Peter, deine feuchten Träume gehen mich nichts an, aber heute Abend würde ich mich ganz gern darauf verlassen können, dass du mir den Rücken freihältst und mir nicht auf den Hintern glotzt.«
    Es war bedauerlich, aber man kam nicht an der Tatsache vorbei, dass die Strategien einer ehrgeizigen junger Frau und eines ehrgeizigen jungen Mannes notwendigerweise divergieren mussten. Ebenso bedauerlich war es wahrscheinlich, dass sie an einem bestimmten Punkt wieder zusammenlaufen mussten. Das war dann das Alter, in dem es aufs Image ankam, in dem messerscharfe Bügelfalten ebenso zählten wie ein messerscharfer Verstand. Denn Männer ebenso wie Frauen konnten nur schwer die Beförderungskommission für sich einnehmen, wenn sie wie in einen Kartoffelsack gewandet herumliefen.
    Pascoe hoffte, dass Novello dies noch herausfinden würde. Er schreckte vor der Vorstellung zurück, ihr selbst einen Wink zukommen zu lassen, zum Teil, weil ein solcher Kommentar, mochte er noch so freundlich gemeint sein, dem gängigen Zeitgeist völlig zuwiderlief, vor allem aber, weil er spürte, dass er ihr trotz seinen Bemühungen, immer ein offenes Ohr für sie zu haben, völlig gleichgültig war.
    Damit lag er richtig, wenngleich aus den falschen Gründen.
    Was sie völlig kalt ließ, waren schlanke, anständige Männer, die jungenhaften Charme ausstrahlten. Was sie anmachte, waren stämmige Körper mit ausgeprägter Muskelmasse und üppiger Behaarung. Jedes Mal, wenn Pascoe sie anlächelte und etwas Freundliches sagte, verlor er für sie jede Individualität und war nicht mehr als der Vertreter eines bestimmten Typs von Mann. Als Polizistin jedoch, wenn sie ganz auf die anstehenden Aufgaben konzentriert war und sich selbst lediglich als eines seiner Werkzeuge zur Ausübung seines Jobs betrachtete, konnte sie ihm durchaus aufrichtige Bewunderung entgegenbringen. Und als gute Katholikin (als die sie sich sah, wenn es ihr gerade zupass kam) fiel es ihr nicht schwer, in religiösen Bildern zu denken.
    Hier also weilen diese drei, Dalziel, Wield und Pascoe; der Größte unter ihnen aber (wirft man die Aussichten auf eine Beförderung und den gegenwärtigen Zustand der Polizei in den Topf) muss Pascoe sein.
    Und jetzt fragte der Größte, ob der Furchteinflößendste da sei.
    »War noch nicht zu sehen, Sir«, sagte sie. »Und Sergeant Wield hat sich diesen Morgen auch freigenommen.«
    »Also nur Sie und ich«, sagte Pascoe. »Hier, Folgendes habe ich für Sie vorgesehen.«
    Rasch machte er sie mit den Ereignissen der vergangenen Nacht vertraut.
    »Und, um nichts außer Acht zu lassen und zu bestätigen, wie sehr sich die beiden Fälle wirklich gleichen, möchte ich Sie bitten, in der Asservatenkammer nachzusehen, was über den Selbstmord von Palinurus Maciver senior noch vorhanden ist. Aber diskret. Sie wissen ja, wie hellhörig es dort unten ist. Ich will nicht, dass die Presse von dem imitierten Selbstmord Wind bekommt.« Die Presse war ihm ziemlich egal, es ging ihm ausschließlich um Dalziel, dessen Antennen er nicht in Alarmbereitschaft versetzen wollte.
    Mit einem so leise gehauchten Seufzer, der noch nicht mal ein Rosenblatt zum Erzittern gebracht hätte und mit dem sie zu verstehen gab, dass dies ihrer Meinung nach eine über das übliche Maß hinausgehende Verschwendung ihrer wertvollen Zeit sei, schlenderte Novello davon.
    Pascoe sah ihr nach.
Netter Hintern, jammerschade, dass er in einer Tarnhose steckte
. Dann klopfte er sich gedanklich auf die Finger.
    An seinem Schreibtisch rief er daraufhin beim Gerichtsmediziner an, wo man ihm mit einiger Schärfe mitteilte, dass man wie jeder Mensch auch etwas Schlaf benötige. Bislang also deutete nichts darauf hin, dass Pal Macivers Tod nichts anderes war, als es den Anschein hatte: ein skurril ausgeführter Selbstmord, der die exakte Kopie des Selbstmords seines Vaters zehn Jahre zuvor war.
    Als Nächstes die Zeugen. Die Umstände der zurückliegenden Nacht waren nicht dazu angetan, förmliche Zeugenaussagen jener aufzunehmen, die am Schauplatz des Todes und der Geburt zugegen gewesen waren.
    Definitiv ein Job für

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