Wellentänze: Roman (German Edition)
nachdem ich mit meinen Einkäufen fertig war, bin ich runter zum Kanal, um zu sehen, ob irgendwas los ist.« Julia hatte das unbestimmte Gefühl, dass irgendetwas los gewesen sein musste. »Und da habe ich dieses Restaurantboot gesehen, weißt du noch? Wir sind mal dran vorbeigefahren?«
Julia erinnerte sich nicht mehr, aber sie hatte wahrscheinlich gerade gekocht, als die Boote einander begegnet waren. »Sprich weiter.«
»Also, das Boot war auf dem Weg ins Trockendock. Das ist jedes Jahr einmal fällig, aber jetzt wird ein neuer Steuerstand eingebaut, und es wird eine Ewigkeit dauern. Und die Betreiber haben Angst, dass sie zu lange weg vom Fenster sein werden und die Leute sie vergessen.«
»Das wäre schade.« Julia unterdrückte ein Gähnen.
»Also habe ich sie gefragt, ob wir nicht die Pyramus hinbringen und sie vertreten sollen, während ihr eigenes Boot überholt wird.«
»Aber die Pyramus wird doch – tut mir Leid, wenn mein Gedächtnis mich trügt – da sein, wo Wayne ist.«
»Nicht unbedingt. Wayne könnte genauso gut auf dem hinteren Boot wohnen. Die Pyramus würde quasi das Restaurantboot vertreten.«
»Dafür ist das Boot doch nicht gebaut, oder? Für so viele Leute, die alle zusammensitzen wollen?«
»Derek, der Betreiber der La Barge Baguette, meint, die Leute würden das Boot überwiegend für Partys mieten, und findet die Pyramus ganz in Ordnung. Er hat sie natürlich noch nicht gesehen, aber ich habe sie ihm beschrieben, und er kommt dieses Wochenende rauf. Anscheinend schließen sie im November, weil das Geschäft dann nachlässt, aber wir müssten bis zum ersten Dezember alles fertig haben. Das ist die Zeit, zu der viele kleine Firmen zu Betriebsausflügen kommen, und sie haben bereits einige Buchungen aus der Zeit, als ihnen noch nicht klar war, wie dringend das Boot überholt werden muss. Sie wollen nicht absagen, weil das unprofessionell aussieht und die Leute wahrscheinlich Probleme hätten, so kurz vor Weihnachten noch etwas anderes zu finden.«
Julia hatte den Oktober bisher nie als einen Monat kurz vor Weihnachten angesehen. »Und wo komme ich bei deinen Plänen ins Spiel?«
»In der Kombüse! Als Köchin.«
Julia schluckte und holte tief Atem. »Suzy, Schätzchen, sieh mich doch bitte mal an. So dick wie ich bin, kann ich mich kaum auf dem Schiff bewegen, und ich werde garantiert noch dicker.«
»So dick bist du gar nicht. Von hinten sieht man dir kaum etwas an. Aber egal, die Sache ist die: Derek wird uns eine geringe Festvergütung dafür zahlen, dass wir ihn vertreten, und alles, was wir verdienen, dürfen wir behalten. Das heißt, du kannst es behalten, da Daddy ...« Sie blickte auf ihre Finger hinab, als hätte sie plötzlich einen Riss in einem ihrer Nägel entdeckt. »Also, Daddy wollte mir unbedingt ein kleines Taschengeld geben. Als Entschädigung für all das Durcheinander, das er bei uns verursacht hat.«
»Suzy!«
»Aber überleg doch nur, was für eine wunderbare Reklame das für uns sein wird! Wir können jedem Restaurantgast einen Prospekt geben. Die Arbeit wird nicht annähernd so hart sein wie auf den Hotelbooten, denn es geht ja nur um ein einziges Essen. Du könntest einen großen Teil hier kochen, ganz in Ruhe, und die fertigen Sachen einfach mit zum Boot bringen und dort nur die frischen Gerichte zubereiten.« Suzy atmete tief durch. »Warum freust du dich nicht darüber?«
»Weil ich kein Transportmittel habe. Es würde bedeuten, dass du mich jeden Abend abholen und wieder zurückbringen müsstest, und das wäre furchtbar lästig für dich.«
Suzy runzelte die Stirn. »Ja, das stimmt, denn ich werde für eine Weile in Farnham sein, bei Wayne.«
Julia setzte sich ruckartig auf, und das Baby begann heftig zu strampeln. »Was? Und du wolltest, dass ich gleichzeitig das Boot fahre und koche?«
»Nein, nein! Das wird die Mannschaft von La Barge Baguette übernehmen. Und sie haben eine Kellnerin für die Tage, an denen ich nicht da bin. Du brauchst nur zu kochen. Deshalb behältst du auch das Geld. Das Restaurant scheint eine echte Goldgrube zu sein. Du kannst den Leuten die romantische Umgebung mit auf die Rechnung setzen.«
»Woher weißt du das? Und was verstehst du unter einer Goldgrube?«
»Ich habe mich erkundigt, weil du nicht die einzige knallharte Geschäftsfrau hier bist.« Suzy nannte die Summe, die Julia wahrscheinlich verdienen würde. Es war genug, um davon sechs Monate lang die Hypotheken abzuzahlen.
»Das Transportproblem ist damit
Weitere Kostenlose Bücher