Wellentänze: Roman (German Edition)
und wieder nach Hause kam. Überraschenderweise nahm sie es ihm übel, dass er ihr nichts dergleichen vorschlug. Wirklich, es war erschreckend, wie leicht man von einem Mann abhängig werden konnte.
»Du brauchst das nicht zu tun, wenn es dich auch nur im Entferntesten nervös macht«, versicherte sie. »Das ist ein hübsches Auto. Du möchtest doch bestimmt nicht, dass es dir jemand zu Schrott fährt.«
»Wenn ich glaubte, du würdest es zu Schrott fahren, würde ich dich nicht ans Steuer lassen«, antwortete Fergus entschieden, und Julia fielen keine weiteren Einwände mehr ein.
Nachdem sie ein paar Minuten lang aus dem Fenster geschaut hatte, begann sie wieder zu sprechen. »Ich habe gestern Abend mit meiner Mutter telefoniert«, berichtete sie. »Sie reißt sich förmlich ein Bein aus, um herauszufinden, wer der Vater ist.«
»Und? Hast du es ihr erzählst?«
»Nein. Ich habe sie von der richtigen Spur abgebracht, indem ich noch einmal darauf rumgeritten bin, wie jung der Vater sei und dass ich ihm deshalb nichts von der Schwangerschaft erzählen wolle.«
»Weshalb machst du dir eigentlich die Mühe zu lügen? Warum sagst du ihr nicht einfach die Wahrheit?«
Wie kam es nur, dass Intellektuelle oft so dumm waren? »Weil sie es deiner Mutter erzählen würde, und dann wäre die Hölle los! Sie würden uns zwingen, in Gretna Green zu heiraten!«
»Dann sag es ihr eben. Schließlich ist das genau das, was ich will.«
Julia war erleichtert zu hören, dass er diese Bemerkung relativ leichthin machte. »Ich habe dir doch erzählt, dass unsere Mütter sich seit Jahren wünschen, aus uns würde einmal ein Paar, erinnerst du dich?«
»Ja, aber nicht zu heiraten, nur weil unsere Mütter es gern gesehen hätten, ist fast genauso dumm wie eine Heirat aus demselben Grund«, wandte Fergus ein.
»Hm, stimmt«, musste Julia zugeben. »Aber wir wollen doch nicht heiraten – na schön, ich will es nicht, und du willst es auch nur wegen des Babys, also werden die beiden sich ein anderes armes Opfer für ihre Kuppelei suchen müssen.«
»Ich glaube nicht, dass ich gesagt habe, ich wolle dich wegen des Babys heiraten. Das Baby würde das Ganze nur beschleunigen.«
Julia war erstaunt. »Willst du damit andeuten, dass du mich ... dass du mich hättest heiraten wollen, wenn ich nicht dein Kind erwarten würde?«
»Das weiß ich nicht. Ich sage nur, dass ich mich wahrscheinlich nach Ende der Saison bei dir gemeldet hätte.«
»Ich glaube dir nicht.«
»Julia! Du bist schwanger! Mit meinem Kind! Weil wir uns geliebt haben! Wir sind keine Tiere. Man möchte doch hoffen, dass irgendetwas zwischen uns war, abgesehen von dem Verlangen, uns fortzupflanzen.«
Julia sah aus dem Fenster. »Ich wünschte, du würdest nicht so geschwollen daherreden.«
Er verlangsamte den Wagen und warf ihr einen Blick zu, der Julia dahinschmelzen ließ. Nur gut, dachte sie, als sie sich wieder erholt hatte, dass er im Begriff stand, ihr Fahrunterricht zu geben. Das bedeutete, dass er sie anschreien würde. Und das wiederum musste einfach alle lustvollen Wünsche ersticken, die für eine schwangere Frau gänzlich ungehörig waren.
Aber er schrie sie nicht an. Er war sehr geduldig. Und wenn er ihr etwas erklärte, verstand Julia zu ihrem Erstaunen, was er meinte, obwohl sie bisher immer von sich selbst behauptet hatte, sie stände mit jeder Technik auf dem Kriegsfuß. Schon bald kurvte sie frohgemut über den Flugplatz und wechselte fast ohne Probleme zwischen dem ersten und dem zweiten Gang hin und her.
»Das machst du sehr gut«, lobte Fergus, und seine Stimme verriet nichts von der Überraschung, die Julia selbst empfand. »Aber ich weiß nicht, ob ich Zeit haben werde, dir genug Fahrstunden zu geben. Wann verwandelt sich denn die Pyramus in ein Restaurantboot?«
»Im Dezember. Die Barge Baquette hat im November ohnehin immer den Betrieb eingestellt, aber jetzt muss ein neuer Steuerstand eingebaut werden – das ist der Teil, auf dem man steht –, und die Betreiber wollen unbedingt weg. Die Pyramus wird für den Dezember und den Januar das Geschäft übernehmen. Das scheint die Zeit zu sein, in der am meisten Geld damit zu verdienen ist. Wir könnten ein kleines Vermögen machen.«
»Ähm, du musst vielleicht gleich den Gang wechseln. Huch, zu spät.« Fergus stemmte sich gegen das Armaturenbrett, während der Wagen mehrere Sprünge machte. »Da ist das Känguru im Tank.« Er grinste.
Julia sah ihn mit düsterer Miene an und schaltete. Was
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