Wellentänze: Roman (German Edition)
sie störte, war nicht die Tatsache, dass er ihren Fehler mit einem Grinsen quittierte. Viel schlimmer war der Umstand, dass sein Blick sie bei weitem mehr aus der Fassung brachte als ein falscher Gang.
»Du machst das wirklich sehr gut«, sagte er, als sie schließlich die Plätze tauschten und er nach Hause fuhr. »Aber ich glaube doch, dass ein paar Stunden bei einem Profi die Sache beschleunigen würden. Bitte, lass mich die Fahrstunden bezahlen.« Er fing ihren Blick auf. »Oder ich könnte dir das Geld leihen, und du zahlst es mir zurück, wenn du dich auf der Pyramus dumm und dämlich verdienst.«
»Schon gut. Meine Mutter hat gefragt, ob ich irgendetwas brauche. Ich werde sie bitten, mir ein paar Fahrstunden zu bezahlen. Viel nützlicher als eine neue Wiege oder etwas in der Art.«
»Stimmt. Außerdem finde ich wirklich, du solltest deiner Mutter erzählen, dass ich der Vater bin, Julia, damit sie aufhören kann, darüber nachzugrübeln.«
»Eines Tages werde ich das sicher tun, aber im Augenblick habe ich andere Dinge im Kopf.« Sie wartete immer noch darauf, dass Rupert sie anrief, um ihr mitzuteilen, dass die Papiere gefunden worden waren.
»Das sind doch alles Ausflüchte, Julia.«
Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, und begriff im gleichen Augenblick, dass sie zu viel würde erklären müssen, um ihm ihre Situation begreiflich zu machen. Also klappte sie den Mund einfach wieder zu.
Als sie auf Julias Cottage zufuhren, meinte Fergus: »Ich habe morgen Nachmittag nichts vor. Soll ich dich um drei hier abholen?«
Suzy hatte versprochen, sie anzurufen und sich nach dem Verlauf der Fahrstunde zu erkundigen. »Wie sieht’s aus? Sprecht ihr noch miteinander? Wird er dich je wieder in die Nähe seines Autos lassen?«
»Es ist sehr gut gelaufen. Er holt mich morgen wieder ab.«
»Wow!«
»Aber er meint, ich würde ein paar Stunden bei einem professionellen Fahrlehrer brauchen, da er nicht genug Zeit hat.«
»Da hat er sicher Recht. Übung ist beim Autofahren unerlässlich. Und ich finde es wunderbar, dass ihr beide, du und Fergus, so viel Zeit miteinander verbringen werdet. Meiner Meinung nach passt ihr prima zusammen.«
»Weißt du, du wirst, wenn du erst erwachsen bist, eine genauso schlimme Kupplerin sein wie meine Mutter, Suzy.«
»Tja, ein paar Hobbys braucht der Mensch!«
Ihre erste Fahrstunde hatte Julia in einen rauschhaften Zustand versetzt, aber sie wusste, dass an die Stelle der Euphorie bald Erschöpfung treten würde. Wenn sie also ein Päckchen mit den Sachen, die ihre Mieterin im Haus vergessen hatte, vor Montag aufgeben wollte, sollte sie das besser erledigen, bevor ihr die Energie ausging.
Sie machte sich recht wohlgemut auf den Weg, aber als sie die Schlange vor dem Schalter im Postamt sah, spürte sie, wie die Kraft sie langsam verließ. Andererseits wollte sie nicht nur das Päckchen aufgeben, sondern brauchte auch einige Formulare, daher kämpfte sie die Versuchung nieder, sich irgendwo hinzusetzen und eine Tasse Tee zu trinken. Stattdessen stellte sie sich ganz hinten in die lange Schlange der Wartenden. Als nur noch zwei Leute vor ihr waren – zu spät, um den Kopf einzuziehen und wegzulaufen –, bemerkte sie Oscar, der sich nun seinerseits hinten anstellte. Sie blickte in die andere Richtung und hoffte, dass er sie nicht erkennen würde. Aber sie hatte kein Glück. Als jemand ihr auf die Schulter klopfte, zuckte sie zusammen wie ein Ladendieb, den man in flagranti erwischt hatte.
»Julia! Du bist es wirklich! Ich dachte ich mir doch, dass ich mich unmöglich irren kann. Mein Gott! Du bist ja schwanger!«
Es schien, als hätten sich alle Anwesenden im Postamt jetzt zu ihnen umgedreht, um festzustellen, ob Oscar mit seiner Beobachtung, der er lautstark Ausdruck verliehen hatte, Recht hatte. Julia widerstand der kindischen Versuchung, voller Staunen auf ihren Bauch zu blicken und zu rufen: »Ach herrje! Jetzt sehe ich es auch. Das hatte ich noch gar nicht bemerkt!«
Stattdessen sagte sie: »Hallo, Oscar, wie geht es dir? Was machst du hier?« Obwohl ihre Stimme vollkommen ruhig klang, spürte sie, dass sie rot wurde.
»Julia! Wann ist das passiert? Es ist dieser Archäologe, nicht wahr? Werdet ihr heiraten?«
Julia wäre bei diesen Worten fast das Herz in die Hose gerutscht. Wenn Oscar, der nicht die leiseste Fantasie besaß, erraten konnte, dass Fergus der Vater ihres Babys war, wie lange konnte sie diesen Umstand dann noch vor anderen geheim halten? Sie
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