Wellentänze: Roman (German Edition)
praktisch in die Hosen gemacht!«
»Dann hattest du ja Glück, dass du gerade in der Damentoilette warst«, erwiderte Michaela und sah sie seltsam an.
Ihr Übermut löste sich in Luft auf. »Ähm, ja. Ich bin plötzlich in Panik geraten, dass sie einfach reinkommen könnten. Wo sie neuerdings doch so auf Sicherheit versessen sind.«
Karen und Michaela tauschten einen Blick. Die Schwangerschaft schien der armen alten Julia wirklich aufs Gehirn geschlagen zu sein.
Zu Julias großem Glück schien ihr Gehirn jedoch über eine letzte intakte Zelle zu verfügen. Ihr wurde klar, dass sie das belastendste Beweisstück, das das Strafrecht kannte, am Tatort zurückgelassen hatte: ihre Handtasche.
»Dürfte ich wohl um eine Tasse Tee bitten?«, fragte sie ein wenig heiser. »Ich habe einen Beutel mit Kräutertee dabei – huch! Mir ist gerade aufgefallen, dass ich meine Handtasche auf dem Klo liegen gelassen habe. Es muss doch was dran sein, dass die Schwangerschaft das Gehirn kleiner werden lässt!«
Kapitel 21
J ulia überredete Angela, ihren Bruder anzurufen und ihm zu erzählen, dass Julia sich wegen des Falles Sorgen mache, woraufhin Rupert pflichtschuldigst Julia anrief, um sie mit leicht gereizter Stimme zu beruhigen.
»Ich habe es dir doch erklärt«, meinte er ungeduldig. »Solche Dinge ziehen sich immer eine Ewigkeit hin.«
»Ich möchte, dass du bei Strange’s nachfragst, ob sie in Darrens Aktenschrank gesucht haben.«
»Um Himmels willen, Julia! Natürlich haben sie das getan! Das muss der erste Ort sein, an dem sie nachgesehen haben, wenn es sich um seine Papiere handelt!«
»Ich weiß, es scheint offensichtlich zu sein, aber frag sie doch einfach. Darren ist sehr heikel, wenn es darum geht, wen er an seine Akten lässt und wen nicht, und er ist auch sehr nachlässig. Wie oft habe ich Dinge an Stellen gefunden, an denen er angeblich gründlich gesucht hatte ...«
»Oh, na schön. Als dein Anwalt kann ich dir das kaum abschlagen. Aber warum hast du das nicht schon früher erwähnt?«
Weil sie mit dieser Frage gerechnet hatte, hatte Julia sich die Antwort vorher gründlich zurechtgelegt. »Du weißt doch, wie so etwas ist. Ich war auf den Booten und habe über ganz andere Dinge nachgedacht. Erst als ich nach Hause kam, fiel mir wieder ein, wie vertrottelt Darren sein konnte.«
»Ich glaube, Darren ist nicht der Einzige, den man als ›vertrottelt‹ bezeichnen kann!«
»Ähm, nein, Rupert«, erwiderte Julia demütig. »Wahrscheinlich nicht.«
Nach diesem Fiasko fiel es ihr leicht, Fergus anzurufen, und selbst die Fahrstunde schien ihren Schrecken verloren zu haben – schließlich hatte sie noch kein einziges Mal gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. So kam es, dass sich Julia erst am Samstagmorgen nach Suzys Besuch wirklich darüber klar wurde, dass sie Fergus zu ihrer ersten Fahrstunde erwartete.
»Also, was hat diesen Meinungsumschwung ausgelöst?«, fragte er, als er auf ihrer Türschwelle erschien. »Ich dachte, ich müsste dich mit Gewalt hinters Steuer zerren.«
»Ich muss für einen Job, den man mir angeboten hat, Auto fahren können«, antwortete Julia, bevor sie sich fragen konnte, ob sie Fergus erzählen sollte, dass die Pyramus für einige Wochen als Restaurantboot dienen würde. »Und ich muss es so schnell wie möglich lernen.«
»Na schön, also dann. Wir werden unser Bestes tun. Was für ein Job ist es denn?«
»Ich soll kochen. Auf einem Restaurantboot.« Fergus runzelte die Stirn. »In Oxford, genau genommen. Auf dem Kanal.«
»Ein Restaurantboot? Du meinst doch nicht etwa die Barge Baguette?«
»Nein, die wird überholt. Die Pyramus soll als Vertretung einspringen. Ich übernehme das Kochen. Den größten Teil der Vorbereitungen kann ich zu Hause erledigen, aber es wird schwierig, wenn ich nicht selbst fahren kann.«
»Was ist mit einem Auto?«
»Der Betreiber der Barge Baguette leiht mir einen Lieferwagen. Aber ich muss unbedingt so schnell wie möglich fahren lernen. Wenn ich mit dem Taxi hinfahren muss, frisst das einen Teil meines Gewinns auf.«
»Nun, dann ist es ja gut, dass du deinen Übergangsführerschein bereits beantragt hast. Ich finde es vernünftig, mit dir zu einer unbenutzten Landebahn zu fahren, damit du jede Menge Platz hast, wenn du das erste Mal hinterm Steuer sitzt.«
»Ähm – ja. Platz. Ja. Eine gute Idee.« Julia wurde nachdenklich. Sie hatte halb damit gerechnet, dass Fergus sich ihr als Chauffeur anbieten würde, damit sie zum Boot
Weitere Kostenlose Bücher