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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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hinuntergeschritten war: Die beiden waren Hippies, wie sie im Buche standen. Wahrscheinlich waren sie über ein Lagerfeuer gesprungen, und eine Hexe hatte der Zeremonie vorgestanden, während Panflöten und obskure Gesänge erklungen waren. Sie mochten in ihren selbst gewebten Kleidern und ihren bunten Sandalen irgendwie im falschen Jahrzehnt gelandet sein, aber sie hatten offensichtlich keine Bindungsängste. Keine andere Frau war ohne Partner da.
    Julia lächelte die Leute unverbindlich an und versuchte, sich den Anschein zu geben, als wäre ihr Mann geschäftlich unterwegs und zu beschäftigt, um sie zu begleiten. Suzy, dachte sie beschämt, hätte ihren Single-Status voller Stolz und wie ein Banner vor sich hergetragen. Schließlich war es nur ein Zufall, dass sie die einzige alleinstehende Mutter hier war. Gewiss war sie nicht die einzige alleinstehende Mutter auf der Welt.
    So saßen bereits alle im Kreis – die flotte Hebamme in der Mitte –, als die Tür geöffnet wurde und ein Nachzügler eintrat. Es war Fergus.
    »Ich entschuldige mich für meine Verspätung«, sagte er in den Raum hinein. »Tut mir Leid, Liebling«, wandte er sich an Julia, nachdem er sich einen Stuhl gesucht und ihn neben ihren gerückt hatte.
    Julia war sprachlos. Was konnte sie erwidern? Sie konnte nicht lautstark erklären: »Dieser Mann ist nicht mein Partner«, weil niemand ihr glauben würde. Warum sollte jemand so etwas vortäuschen? Ebenso wenig konnte sie ihm wie eine altgediente Ehefrau den Arm tätscheln und flüstern: »Hast du noch Zeit gefunden, einen Happen zu essen?« Oder, was weitaus befriedigender gewesen wäre, ihn wegen seiner Verspätung beschimpfen: »Könntest du nicht ein einziges Mal mich und unser Kind an die erste Stelle setzen und deine Arbeit zurückstellen?« Für eine solche Bemerkung war sie nicht richtig gekleidet.
    Sie dachte über die verschiedenen Gelegenheiten nach (und es hatte etliche gegeben), bei denen Fergus unerwartet aufgetaucht war. Ihr fiel nicht eine einzige ein, bei der ihre Gefühle nicht irgendwie gespalten gewesen wären. Jetzt war sie einfach wütend auf ihn, weil er ungebeten hier erschienen war, aber gleichzeitig erleichterte es sie, inmitten all dieser Pärchen nicht allein sein zu müssen.
    Dann fiel ihr ein, dass es doch eine Gelegenheit gegeben hatte, bei der ihre Gefühle für ihn vollkommen klar gewesen waren: bei seinem ersten Erscheinen auf den Booten. Und hatte sie ihn nicht instinktiv wegschicken wollen, bevor er auch nur durch die Tür getreten war?
    »Also«, ergriff nun die Hebamme das Wort, »ich heiße Lucasta, und ich bin nur eine Hebamme aus einem ganzen Team, das sich bemühen wird, Ihnen allen zu glücklichen, risikolosen Entbindungen zu verhelfen. Einige von Ihnen haben mich bereits kennen gelernt. Bis Sie Ihre Babys haben, werden wir einander vertraut und hoffentlich auch Freunde sein.«
    Alle lachten nervös.
    »Zunächst einmal: Haben Sie das blaue Buch gelesen, das ich Ihnen bei Ihrem ersten Besuch mitgegeben habe?«
    Alle Anwesenden nickten – bis auf Julia, die besagtes blaues Buch verlegt hatte.
    »Gut«, fuhr Lucasta fort. »Ich werde jetzt durch den Raum gehen, und ich möchte, dass Sie sich vorstellen und mir sagen, wann Sie Ihr Baby erwarten und welche Art von Entbindung Sie gern hätten. Natürlich werden Sie im Laufe des Kurses mehr darüber erfahren, welche Schmerzmittel verfügbar sind, aber wenn ich mir schon einmal ein Bild über Ihre Erwartungen machen kann, wird mir das helfen, das richtige Niveau für diesen Kursus zu finden. Also schön, Sie sind Sharon und Dan, nicht wahr? Sie fangen an. Wann erwarten Sie Ihr Baby?«
    »Im Februar.«
    »Und wie würden Sie es gern bekommen?«, hakte Lucasta nach.
    »Wir dachten an eine Epiduralanästhesie, nicht wahr, Dan?«, meinte Sharon.
    Julia zappelte auf ihrem Stuhl hin und her, nachdem sie rasch gezählt hatte, wie viele Paare sich vor ihr vorstellen würden. Alle anderen schienen bereits so viel über Geburten zu wissen, wahrscheinlich, weil sie ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Etwas, das Julia versäumt hatte, teils weil sie zu beschäftigt gewesen war – mit Fahrstunden, Plänen für die finanzielle Absicherung der Zukunft –, aber vor allem weil sie den Gedanken, ein Kind zur Welt zu bringen, so beängstigend fand. Doch wenn sie gewusst hätte, dass es hier eine Art Test geben würde, hätte sie sich zu der Lektüre des blauen Büchleins gezwungen, damit sie zumindest den Jargon kannte. Wie

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