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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Schweißkursus. Donnerstags haben wir tantrisches Yoga, und freitags gehen wir zu einem ›Harmonie-und-Happyness‹-Zirkel. Das war der einzige Kurs, den wir beide besuchen konnten.«
    »Dann haben Sie ja keine Chance, bei Coronation Street auf dem Laufenden zu bleiben«, bemerkte ein sehr junges, hübsches Mädchen, dessen Frisur nur von sehr viel Haarwachs und Klammern zusammengehalten wurde.
    »Wir haben keinen Fernseher. Wir ziehen es vor, unsere Zeit mit kreativen Dingen zu verbringen.« Ayrian sah sich in der Runde um, als müsste er sich verteidigen. »Uns wäre zwar ein Kursus mit einer weniger allopathischen Ausrichtung lieber gewesen, aber wir werden uns keinesfalls mit einem unnötigen Eingreifen von außen abfinden, und wir wollen keine Medikamente, die wir nicht brauchen.«
    »Nun, ich hoffe, Sie werden keine Medikamente benötigen, Ayrian«, erwiderte Lucasta energisch. »Und ich denke, Sie werden entdecken, dass der viel geschmähte staatliche Gesundheitsdienst durchaus imstande ist, Babys zu einem guten Start in die Welt zu verhelfen. Heutzutage besteht eine Geburt nicht mehr nur aus Entbindungsstuhl, Nähen und Episiotomien.
    »Was ist eine Episiotomie?«, fragte irgendjemand.
    Julia, die die Antwort darauf gar nicht wissen wollte, lenkte sich ab, indem sie sich Fergus zuwandte. Einen Augenblick lang vergaß sie, dass sie nie wieder mit ihm hatte sprechen wollen, und flüsterte: »Was meinst du, würde meine Mutter diese beiden da nicht sofort in ihr Herz schließen?«
    »Wahrscheinlich kennt sie sie schon.«
    Lucastas’ strahlend blaue Augen sandten ihnen einen stummen Tadel zu, weil sie miteinander tuschelten.
    »Also schön, nachdem wir einander nun ein bisschen besser kennen gelernt haben, möchte ich ein paar Spiele zur weiteren Entspannung vorschlagen.« Sie verteilte einige Blätter. »Anagramme«, erklärte sie. »Alles Worte, die Ihnen im Laufe der nächsten Monate sehr vertraut werden. Wenn Sie sich jetzt bitte mit Ihren Nachbarn zu kleinen Gruppen zusammenfinden würden.«
    Irgendwie ergab es sich, dass Julia und Fergus an Ayrian und Thrush gerieten. Mittlerweile war Julia sehr dankbar für Fergus’ Anwesenheit. Sie war nicht besonders gut bei Wortspielen, und sie hatte keinen Stift mitgebracht. Ebenso wenig wie Ayrian und Thrush. Mithilfe von Fergus’ Kugelschreiber, von dem sie alle ausgiebig Gebrauch machten, brachten sie die Prozedur irgendwie hinter sich, ohne sich zu blamieren.
    »Und nun«, fuhr Lucasta mit ungebremster Begeisterung fort. »Nun trinken wir zusammen Tee oder Kaffee, dann wollen wir etwas Praktischeres tun.«
    Tee und Kaffee waren schon schlimm genug, da Julia sich Kaffee abgewöhnt und bei Tee enorm wählerisch geworden war. Aber das »Praktische« danach war noch schlimmer. Bei den Übungen spielte ein Plastikbecken eine besondere Rolle, also der mittlere Teil des menschlichen Skeletts, sowie eine Puppe, die aussah, als wäre sie unter einen Müllwagen geraten. Das Ding hatte einen Plastikkopf, Gliedmaßen aus Stoff und war unübersehbar schmuddelig.
    »Jetzt werde ich Ihnen die verschiedenen Haltungen demonstrieren, die ein Baby einnehmen kann, sowie die drei Phasen der Wehen, damit Sie alle wissen, was passiert.«
    »Genau deshalb wollte ich eine Vollnarkose«, sagte der Coronation-Street-Fan, »weil ich das alles nicht wissen will. Werde ich mich auch von mir aus für einen Kaiserschnitt entscheiden können?«
    »Wahrscheinlich nicht auf Kosten des staatlichen Gesundheitsdienstes«, antwortete Julia. »Sie werden wohl beten müssen, dass Ihr Baby eine Steißgeburt ist.«
    Lucasta bewegte die Gliedmaßen des Babys wie eine Marionettenspielerin und brachte sie in verschiedene Positionen, aber als die Hebamme den Kopf zur Seite bog, um die Puppe in den Geburtskanal eintreten zu lassen, wollten die meisten Anwesenden nicht glauben, dass sie jemals hindurchpassen würde.
    »Dieser riesengroße Kopf geht nie und nimmer durch so eine kleine Öffnung. Und wenn doch, dann will ich definitiv einen Kaiserschnitt«, murmelte Julias Verbündete.
    »Es scheint in der Tat unvorstellbar zu sein, aber ich versichere Ihnen, es geht.« Lucasta bog den Kopf des Babys noch weiter zur Seite, und im nächsten Augenblick kam er heraus. »Sehen Sie? Ein Kinderspiel. Später werden Sie Videos von sieben verschiedenen Arten von Geburten sehen. Wenn Sie sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt haben, wird das alles Ihnen nicht mehr so beängstigend erscheinen.«
    »Ich könnte mir eine

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