Wellentänze: Roman (German Edition)
alleinerziehende Frauen oft bessere Mütter seien als verheiratete Frauen.«
»Stimmt das?«
»Keine Ahnung. Aber diese Feststellung hat meine ehemalige Kollegin jedenfalls in ihre Schranken verwiesen. Die Sache ist die, mir ist klar geworden, dass ich dieser Einstellung in Zukunft immer wieder begegnen werde.« Und während sie sprach, ging ihr auf, dass sie Fergus eine exzellente Gelegenheit geliefert hatte, seinen Heiratsantrag zu wiederholen. »Natürlich weiß ich, wie ich mit so etwas umzugehen habe.«
»Natürlich«, murmelte Fergus, ohne ihren Ausrutscher auszunutzen. »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du allzu glücklich darüber bist, meine Identität vor deiner Mutter geheim zu halten.«
Sie sah ihn forschend an. Zwar hatte sie gerade jetzt nicht an dieses Problem gedacht, aber er hatte Recht, es breitete ihr Kummer. Sie hatte es immer vorgezogen, lieber mit ihrer Mutter aneinander zu geraten, als sie zu belügen. »Hm, nein. Es gefällt mir gar nicht, es vor ihr geheim zu halten.«
»Warum erzählst du es ihr dann nicht einfach?«
»Du hast es immer noch nicht kapiert, was? Sie wird eine Kathedrale für unsere Hochzeit mieten und über deine Mutter herfallen und behaupten, es sei alles ihre Schuld. Deine Mutter wird dann über dich herfallen und dir wahrscheinlich genauso zusetzen, wie Margot mir zugesetzt hat! Und ich kann dir nicht garantieren, dass meine Mutter nicht auch über dich herfallen wird.«
»Ich habe einen breiten Rücken, ich kann allerhand vertragen. Außerdem sind wir erwachsene Menschen, Julia. Wenn man erst einmal ein gewisses Alter überschritten hat, sind der elterlichen Autorität Schranken gesetzt.«
»Das weiß ich doch! Aber ich glaube nicht, dass unsere Mütter uns jemals als Erwachsene betrachten werden. Sie werden bis in alle Ewigkeit denken, sie könnten uns vorschreiben, was wir zu tun und zu lassen haben. Und obwohl es töricht ist – ich kenne wirklich starke Frauen, die immer noch Angst davor haben, ihren Müttern Dinge zu erzählen, die ihnen missfallen könnten.« Er sollte nicht denken, dass sie der einzige Schwächling auf der Welt war. »Aber du nimmst das alles sehr nett auf. Die meisten Männer würden lieber sterben, als sich der Art von Beschuss auszusetzen, mit der du rechnen musst.«
»Es ist auch mein Kind. Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht meinen Anteil des ›Beschusses‹, wie du es nennst, auf mich nehmen sollte.«
»Trotzdem.«
Fergus stand auf. »Ich muss gehen. Sonst schlafe ich am Ende auch noch ein, und dann wird es zu spät für mich.«
»Gehst du heute Abend aus?« Julia gab sich alle Mühe, den sehnsüchtigen Unterton, der in ihren Worten mitschwang, zu kaschieren, und um ein Haar wäre es ihr auch gelungen.
Fergus nickte. »Ein Essen mit Freunden«, antwortete er. »Und sprich mit deiner Mutter. Es geht dir dann bestimmt besser.«
Sie schloss die Tür hinter ihm und fühlte sich, gänzlich ungerechtfertigt, wie das Bauernmädchen, das vom Gutsherrn geliebt und wieder verlassen wurde. Sie beschloss, seinen Rat zu beherzigen und ihre Mutter anzurufen, nicht um es ihr unbedingt zu erzählen, sondern um sich ein Stück Unabhängigkeit zurückzuerobern.
»Hallo, Liebling. Wie schön, von dir zu hören.« Ihre Mutter schien in Wirklichkeit über Julias Anruf eher überrascht zu sein. »Also, wie geht es dir, mein Kind?«
»Gut, vielen Dank.«
»Trinkst du auch reichlich von diesem Himbeerblatttee, den ich dir geschickt habe?«
»Also ...«
»Liebling! Dieser Tee ist gerade jetzt so wichtig für dich. Er wird dir bei den Wehen helfen. Und hast du mal darüber nachgedacht? Möchtest du, dass ich dabei bin?«
»Nein!« Julia konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. Der Gedanke, ihre Mutter könne die Befehlsgewalt über die Entbindungsstation in der gleichen Art übernehmen, wie sie sie über die Kombüse auf dem Boot übernommen hatte – und über jeden anderen Aspekt ihres Lebens, dessen sie sich hatte bemächtigen können –, war entsetzlich. Dann ging Julia auf, wie unfreundlich sie geklungen haben musste, und sie fügte hinzu: »Eigentlich rufe ich aus einem ganz bestimmten Grund hat, Mummy. Ich dachte, ich sollte dir erzählen, wer der Vater ist.«
»Oh, Liebling. Ich weiß, du hast erwähnt, er sei noch sehr jung, aber ich hoffe doch sehr, es ist nicht dieser junge Mann auf den Booten. Er ist ein Adonis, das stimmt, aber als Vater total ungeeignet, jedenfalls noch für einige Jahre. Was ist mit diesem
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