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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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nach und nahm einen Stapel Schwangerschaftszeitschriften vom Schaukelstuhl, damit Fergus seine Füße darauflegen konnte. Es war ein wunderbares Gefühl, ausnahmsweise einmal ihm zu Hilfe kommen zu können, statt umgekehrt.
    Aber sie wünschte doch, sie hätte nach oben gehen und etwas Makeup auflegen können. Es war eine Sache, ihn zu bemuttern, aber eine ganz andere, auch so auszusehen, als könnte sie seine Mutter sein.
    »Ich würde dir ja ein Bad anbieten«, sagte sie, weil sie fand, sie müsse ihre hochroten, glänzenden Wangen irgendwie erklären, »aber ich habe gerade selbst gebadet und den größten Teil des warmen Wassers verbraucht.«
    »Oh, ein Bad wäre himmlisch gewesen! Ich war über Weihnachten bei Freunden, die außer mir noch viele andere Leute eingeladen hatten. Eine Dusche gab es nicht, und Bäder waren eine Sondervergünstigung.«
    »Nun, also eigentlich ...« War das der Augenblick, zu gestehen, dass sie das Badewasser noch nicht hatte ablaufen lassen? Einer der vielen Vorteile des Alleinseins war, wie Julia fand, der Umstand, dass man die Badewanne nicht schrubben musste, sobald man ausgestiegen war, oder dass man seine schmutzigen Kleider erst einmal liegen lassen konnte. Das Saubermachen konnte genauso gut bis zum nächsten Morgen warten.
    »Was?«
    »Ich habe das Wasser noch gar nicht ablaufen gelassen. Aber du würdest wahrscheinlich sowieso nicht in schmutzigem Wasser baden wollen.«
    »O doch, das würde ich. Außerdem glaube ich nicht, dass es wirklich schmutzig ist.«
    »Aber was willst du denn anziehen, wenn du rauskommst? Es hat keinen Sinn zu baden, wenn du anschließend wieder deine nassen Kleider anziehen musst.«
    »Oh, ich habe meinen Koffer im Wagen. Noch unausgepackt.«
    »Aber dein Wagen steht doch ziemlich weit weg, oder?«
    »Nicht zu weit, um noch mal rasch rüberzulaufen.«
    Julia stieg ihrerseits ziemlich langsam nach oben ins Badezimmer, um ihre benutzte Unterwäsche, die durchweichte Zeitschrift und die Kerzen wegzuräumen, die sie um die Badewanne herum aufgestellt hatte (um die ansonsten grelle Beleuchtung auszugleichen). Während sie das Badezimmer wieder in einen halbwegs annehmbaren Zustand versetzte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass irgendetwas an Fergus’ Geschichte merkwürdig klang. Sie war sich nicht ganz sicher, was es war. Bei vielen Leuten platzten wirklich die Rohre, vor allem wenn sie nicht zu Hause waren und die Heizung abgestellt hatten. Und es gab immer wieder Leute, denen das Benzin ausging. Also, warum hatte sie dann das Gefühl, dass er log? So etwas würde sich doch wohl niemand ausdenken.
    Andererseits war es himmlisch, Fergus endlich auch einmal einen Gefallen tun zu können. Nachdem sie die weniger appetitlichen Spuren weiblicher Benutzung aus dem Badezimmer entfernt hatte, ging sie nach unten, um einen Kessel aufzusetzen, falls das Wasser nicht mehr heiß genug war. Wenn doch, konnte sie später einen heißen Grog davon machen. Wenn Fergus Alkohol trank und später noch fuhr, war das nicht ihr Problem. Obwohl sie persönlich fand, dass sie nicht einmal eine Likörbohne essen und anschließend noch Auto fahren sollte, würde wohl ein Spritzer Whisky in einem großen Becher heißen Wassers mit Zitronensaft nicht allzu viel ausmachen.
    Fergus blieb lange genug weg, um Julias Zweifel an seiner Geschichte zu zerstreuen. Niemand würde bei einem solchen Sauwetter zwanzig Minuten hin- und zwanzig Minuten zurücklaufen, wenn er nicht einen sehr guten Grund dafür hatte. Als er schließlich wieder auftauchte, war er nasser denn je. »Es hat angefangen zu schneien. Ich glaube nicht, dass viel davon liegen bleiben wird, aber es ist deutlich kälter geworden.«
    »Möchtest du zuerst einen Drink oder ein Bad?«
    »Ein Bad, bitte.« Er zitterte.
    »Ich gieße nur schnell einen Kessel heißes Wasser nach, damit die Temperatur stimmt. Ich habe dir auch schon ein Handtuch hingelegt.«
    Während er im Bad war, beschloss Julia, das Gästezimmer zu inspizieren. Sie hatte ihn zwar nicht direkt eingeladen, über Nacht zu bleiben, nahm aber an, dass eine solche Einladung unvermeidlich sein würde. Es war ein scheußlicher Abend, und ihre Keuschheit (oder das, was davon noch übrig war) würde wohl kaum in Gefahr geraten. Nur der hingebungsvollste und verliebteste Ehemann würde mit einer Frau schlafen wollen, die nicht nur die gleichen Maße wie der Weihnachtsmann hatte, sondern auch die gleichen Kleider trug. Und Fergus war weder ihr Ehemann noch

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