Wellentänze: Roman (German Edition)
Hand hatte – ihr Bauch verkrampfte sich ein paar Sekunden lang – und die zufällig schwanger war. Sie ging die Treppe hinunter und fragte sich, was um alles in der Welt sie Fergus zum Frühstück anbieten sollte.
Er hatte das Feuer angemacht. »Oh! Guten Morgen!«, sagte sie, überrascht, den Kamin von knisternden Flammen erfüllt zu sehen.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber draußen liegt Schnee, und es ist Weihnachten.« Einen Augenblick lang sah er ein wenig töricht aus in seinem riesigen, etwas unförmigen Pullover mit den eingestrickten Rentieren; es fehlte eigentlich nur noch die Aufschrift »Weihnachtsgeschenk« in großen Lettern quer über der Brust. Dann bemerkte Fergus ihre Aufmachung. »Wieso hast du dich angezogen? Ich wollte dir das Frühstück ans Bett bringen!«
»Ich wollte gerade dasselbe sagen«, erwiderte Julia unter leichter Verbiegung der Wahrheit. »Schließlich bist du der Gast.«
»Aber ich bin nicht Oscars Mutter. Ich brauche kein Frühstück am Bett.«
»Genauso wenig wie ich.«
Sie lachten beide.
»Oh, sieh doch!«, rief Fergus plötzlich und blickte hinab. »Ich habe gesehen, wie es sich bewegt, das Baby!«
Julia blickte auf den mittlerweile vertrauten, aber immer wieder wunderbaren Beweis für die Gesundheit und Kraft ihres Babys hinab. Sekundenlang beobachteten sie beide die Umrisse einer winzigen Hand oder eines Fußes, die sich in Julias Bauch bewegten. »Darf ich?«, fragte Fergus. Dann legte er eine Hand auf ihren Leib.
Es war eine peinliche Situation. Immerhin war es sein Baby, und er hatte wahrscheinlich das Recht, es zu spüren, aber es war in ihrem Bauch, und um es zu spüren, musste er auch sie spüren. Julia errötete. Irgendwie war ihr das doch zu intim. Selbst über ihren Kleidern hatte seine Hand auf ihrem Körper eine beunruhigende Wirkung.
»Soll ich das Frühstück machen?«, bot sie an, als sie es nicht länger aushalten konnte.
»Was ist los? Hast du Schmerzen?«
»Nein, mir geht es gut. Ich habe lediglich Hunger, das ist alles.« Sie versuchte ein Lächeln; was dabei herauskam, war eine Art schiefes Grinsen.
»Das ist es nicht, oder?«
In seinen Augen stand ein Ausdruck der Sorge, die sich aber jeden Augenblick in Frustration verwandeln würde. Julia konnte es ihm nachfühlen, es war in der Tat lästig, wenn jemand offensichtlich erregt war und nicht sagen wollte, warum. Aber wie hätte sie ihm das erklären können? »Ich bin nur ein wenig verlegen, weil du mich anfasst.«
Er trat, sichtlich verletzt, einen Schritt zurück. »Entschuldige. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich fand es nur so aufregend, das Baby spüren zu können, das ist alles.«
»Oh, ich weiß. Ich habe auch nichts anderes hineininterpretiert, versprochen.« Julia war den Tränen nahe. Es war alles so ein Durcheinander.
»Nun, vielleicht hättest du das aber tun sollen. Du bist mir als Frau alles andere als gleichgültig. Die Schwangerschaft macht dich nämlich nicht zu einem asexuellen Wesen, falls dir das noch niemand gesagt hat.«
Das war es nicht, was sie hören wollte, obwohl das in gewisser Weise nicht stimmte: Schließlich hatte sie sich beträchtliche Mühe mit ihrem Aussehen gegeben. Und die Schwangerschaft hatte auch ihren sexuellen Wünschen kein Ende gemacht.
»Ich will dich immer noch«, fuhr er fort. »Aber da du meine Gefühle offensichtlich nicht erwiderst ...« Er brach ab. Julia hatte angefangen zu weinen. Die Tränen rannen ihr bereits über ihre Wangen, sodass ihr Gesicht sich feucht und kalt anfühlte. »Oh, Julia!«, sagte er ungehalten, und plötzlich fand sie sich von dem selbst gestrickten Pullover umschlungen, und im nächsten Augenblick lagen Fergus Lippen auf ihren.
All ihre verwickelten Gefühle sammelten sich in diesem Kuss. Wilde Pläne durchzuckten sie: Sie könnte ihn bitten, sie zu heiraten, könnte sich an die Chance klammern, dass er nicht nur das Baby lieben würde, sondern auch sie. Wie die Sternchen und die schwarzen Punkte, die man vor sich sah, wenn man ohnmächtig wurde, wirbelten diese Gedanken um sie herum. Ein paar Sekunden lang vergaß sie das Baby, vergaß alles und überließ sich einfach diesem Gefühl. Aber das Baby bewegte sich abermals, Fergus merkte es, und er löste sich von ihr. »Ich entschuldige mich«, murmelte er. »Das hätte ich nicht tun dürfen. Es war unfair, die Situation auszunutzen.«
»Schon gut«, erwiderte Julia, der bewusst wurde, dass der Kuss sie viel mehr aufgewühlt haben musste als ihn.
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