Wellentänze: Roman (German Edition)
nett, und Mummy war ganz hingerissen von ihm, aber Dad, hm, Dad war eben Dad, der reinste Platzhirsch. Wayne ist nur eine Nacht geblieben. Aber ich denke, Daddy wird sich am Ende schon an ihn gewöhnen.«
Was Julia dahingehend interpretierte, dass Suzy die Absicht hatte, ihren Vater erneut um den kleinen Finger zu wickeln.
Es war schön, wieder arbeiten zu können; beim Kochen wusste sie genau, was sie empfand und was sie tat. Die Kombüse schien seit ihrem letzten Besuch furchtbar zugestaubt zu sein, aber mit einer Energie, die sie lange nicht mehr in sich gespürt hatte, wischte Julia alle Arbeitsflächen ab. Sie deckte den Tisch, dass niemand etwas daran hätte aussetzen können, und dekorierte alles neu, damit das Boot, anders als der Rest der Welt so kurz nach Weihnachten, nicht trübselig aussah.
Anschließend fühlte sie sich dann doch ein wenig erschöpft und überlegte, ob sie nicht Suzy bitten sollte, die große, mit Folie abgedeckte Porzellanschüssel für sie in den Ofen zu schieben. Aber Suzy spülte gerade draußen das Boot ab.
Als sie sich aufrichtete, beschloss Julia, Suzy auf jeden Fall um Hilfe zu bitten, wenn die Schale aus dem Ofen geholt werden musste. Die Vorwehen, die inzwischen so sehr ein Teil ihrer Existenz geworden waren, schienen Pausen zu erzwingen, während sie früher unermüdlich hatte arbeiten können. Ein leises Prickeln der Erregung stieg in ihr auf, und sie biss sich auf die Unterlippe. Konnte dies der Augenblick sein, auf den sie so lange gewartet hatte? Aber dann trug die Vernunft den Sieg davon. Es waren noch Wochen bis zum Geburtstermin, und da jeder ihr erzählt hatte, dass das erste Kind immer mit Verspätung käme, durfte sie ihrer Fantasie nicht einfach die Zügel schießen lassen.
Alles, was sich an Fantasiebildern noch in ihrem Kopf herumtreiben mochte, löste sich beim Anblick von Mrs. Anstruther, Oscars Mutter, in Luft auf. Es war tatsächlich Mrs. Anstruther, die da mit gezierten Schritten an Bord kam, am Arm eines silberhaarigen Charmeurs, der für Julia wie ein Betrüger aussah.
»Ich war schon einmal auf diesem Boot, Arnold. Der liebe Oscar – er meint es ja immer so gut – war damals mit einer schrecklichen Frau zusammen. Es waren die grässlichsten ...« Julia entfernte sich, bevor jemand sie sehen konnte. Mit diesem Dilemma würde Suzy allein fertig werden müssen.
Suzy sah das anders. »Das ist ja Mrs. Anstruther! Was macht die denn hier? Ich kann nicht mit ihr reden. Das wirst du tun müssen.«
»Ich koche, Suze. Und ich bin schwanger. Außerdem ist es deine Schuld, dass sie hier ist. Du hast die Reservierungen in Empfang genommen.«
»Sie nennen sich ›Antiquitätenclub‹! Ich dachte, es sei ein Club für Leute, die Antiquitäten sammeln.«
»Nun, sie ist mit einem Mann da, der mit Sicherheit hinter ihrem Geld her ist. Vielleicht könntest du Oscar anrufen und ihn warnen, dass sein Erbe auf dem Spiel steht. Wenn wir Glück haben, kommt er dann sofort her und holt seine Mutter ab.«
»Glaub ich nicht. Aber mach dir deswegen keine Sorgen, Julia. Ich regle das ganz allein, und du kannst dich hier in der Küche verstecken ...«
»Und kochen, ein Baby bekommen ...«
»Was?«
»Ich meine – demnächst.«
»Oh, das ist kein Problem. Ich dachte, du wolltest damit sagen, die Wehen hätten eingesetzt!«
Julia brachte ein fröhliches Lachen zustande.
Trotz aller Bemühungen, sich in der Küche zu verstecken, geriet Julia dennoch Oscars Mutter unter die Augen. Der entsetzte Ausdruck auf Mrs. Anstruthers Gesicht entschädigte Julia beinahe für alle Sorgen und alles Unbehagen, das sie während ihrer Schwangerschaft empfunden hatte.
»Und hast du gehört, was sie gesagt hat?«, wollte Suzy wissen, die gerade die Vorspeise serviert hatte. »›Wie kann sie sich in diesem Zustand sehen lassen?‹ Dann verstummte sie mit einem Mal. Sie muss sich plötzlich gefragt haben, ob das Kind nicht am Ende von Oscar ist!«
Das Essen war zu Ende, und die meisten Gäste hatten es sehr genossen, der Abwasch war im Gang, und Julia stellte gerade die Kaffeetassen auf ein Tablett, als es ihr plötzlich feucht zwischen den Beinen hinunterlief. Einen Moment hielt sie irritiert inne, aber dann wurde ihr klar, dass ihre Fruchtblase geplatzt war. Plötzlich schien es ihr keine so gute Idee mehr zu sein, ausgerechnet jetzt ein Baby zu bekommen. Sie hätte lieber bis Februar gewartet – da hatte sie sonst nicht viel vor. Sie ging zur Toilette, um sich frisch zu machen und
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