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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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schieben würde, begriff dann aber, dass diese Aufgabe im Zweifelsfall der schmächtigen, kleinen Krankenschwester zufallen würde. Sie zögerte.
    »Setz dich in den Rollstuhl, ich werde ihn schieben«, erklärte Fergus, der die lästige Angewohnheit hatte, ihre Gedanken lesen zu können. Er ließ ihr zwei Plastiktüten auf den Schoß fallen und setzte sich in Bewegung.
    Julia hatte das Gefühl, dass sie Fergus unmöglich in Anwesenheit der neben ihnen hertrabenden Krankenschwester für immer aus ihrem Leben verbannen konnte, das wäre zu undankbar gewesen.
    »Wo hast du so spät am Abend noch einen Laden gefunden?«, wollte sie wissen, während sie die Plastiktüten an sich drückte.
    »Es ist Schlussverkauf. Die großen Kaufhäuser haben abends länger geöffnet.«
    »Oh.« Es war schon seltsam mit Fergus, grübelte sie, wenn er da war, versuchte sie, ihn wegzuschicken, und wenn er nicht da war, wünschte sie sich sehnlichst, er möge kommen.
    Sie fuhren mit dem Aufzug nach oben, und als die Türen sich öffneten, wurden sie von Lucasta begrüßt.
    »Julia! Sie sind ein bisschen früh dran, oder? Wie schön! Alle meine Mütter erzählen mir, die letzten Wochen seien die schlimmsten. Und Sie haben Fergus mitgebracht. Wunderbar.«
    »Lucasta! Wie schön, Sie zu sehen!« Die schillernde Gestalt ihrer Hebamme munterte Julia beträchtlich auf. Sie wandte sich an Fergus. »Jetzt, da Lucasta hier ist, brauche ich dich nicht länger.«
    »Ich bin nur zufällig hier. Ich wollte nach einem Baby sehen, dem ich gestern auf die Welt geholfen habe.«
    »Aber Sie werden doch bleiben?« Julia wusste, dass die Chancen, Lucasta bei der Geburt dabeizuhaben, eins zu fünf standen, aber es wäre zu grausam, wenn Lucasta ihr jetzt wieder entrissen würde.
    »Natürlich. Sie beide gehen jetzt rüber ins Wehenzimmer, und die Schwester wird es Ihnen dort bequem machen, während ich ein paar Anrufe tätige. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
    Fergus wartete draußen, während die Krankenschwester Julia half, die beiden Taschen zu inspizieren. In der ersten befand sich ein Baumwollnachthemd – viel zu schade, um darin ein Kind zur Welt zu bringen, fand Julia –, eine Anzahl von Taschenbüchern und eine riesige Flasche Chanel Nr. 19.
    »Hm. Hat man Ihnen keine Liste der Dinge gegeben, die Sie mitbringen sollen? Was ist in der anderen Tasche?« Die Krankenschwester klang ziemlich kritisch.
    In der zweiten Tüte fanden sich drei Babystrampler, Größe null bis drei Monate, eine Flasche mit Babyöl und ein Päckchen mit Frotteewindeln.
    »Hat Ihr Mann denn überhaupt keinen Schimmer, was Sie und Ihr Baby brauchen werden?«
    »Er ist nicht mein Mann, und ich finde, er hat das sehr gut gemacht! Er muss wie ein Wahnsinniger durch die Geschäfte gelaufen sein, um all diese Sachen zu besorgen! Die Wehen haben erst vor anderthalb Stunden eingesetzt!«
    »Sie hätten Ihre Sachen schon vorher packen müssen«, beharrte die Krankenschwester. »Hat man Ihnen nicht gesagt, dass Sie eine Tasche für sich und eine für Ihr Baby packen sollen?«
    Die nächste Wehe enthob Julia einer Antwort, und endlich kam auch Lucasta zurück. »Hm«, meinte sie wissend. »Gehen Sie schnell rüber ins Badezimmer und nehmen Sie eine Dusche. Wir werden Ihnen ein Krankenhausnachthemd heraussuchen, das da ist viel zu elegant für den Augenblick. Und wenn Sie fertig sind, sehe ich Sie mir an.«
    Sauber und ohne die Krankenschwester war Julia weitaus entspannter, als Lucasta sie untersuchte.
    »Hm«, murmelte sie noch einmal. »Der Muttermund ist sechs Zentimeter geöffnet. Sie haben ein bisschen lange gewartet, hm?«
    Julia schüttelte hechelnd den Kopf. Der Schmerz erreichte ein Stadium, in dem sie sich zu fragen begann, ob sie sich nicht doch ein Medikament hätte geben lassen sollen. Aber ihre Schwester hatte ihr geraten, so lange wie möglich auf Schmerzmittel zu verzichten, damit sie in den Genuss der Wirkung kam, wenn sie es am nötigsten hatte.
    »Es wird Ihnen gleich besser gehen, wenn Sie sich ein bisschen bewegen, nachdem ich Sie jetzt untersucht habe«, riet ihr Lucasta. »Ich hole Fergus, und er kann Sie stützen, falls Sie ein wenig auf und ab gehen wollen.«
    »Ich will ihn wirklich nicht dabeihaben«, beteuerte Julia. »Er ist einfach mit ein paar Sachen in der Hand aufgetaucht. Und er hat Oscar geschlagen. Es war wirklich furchtbar peinlich. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich mich am besten von Anfang an daran gewöhne, eine alleinerziehende Mutter zu

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