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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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benutzt wurde, standen Klappstühle. An hölzernen Haken über der Theke hingen Weingläser, und darüber standen Flaschen. Bei näherem Nachsehen stellte Julia fest, dass die Kognakschwenker in dem Schrank auf der obersten Treppenstufe aufbewahrt wurden. Ein Karteikasten legte die Vermutung nahe, dass die Gäste sich selbst bedienten und aufschrieben, was sie getrunken hatten. Julia war erleichtert; es würde schon schlimm genug sein, vor den Augen des zahlenden Publikums zu kochen, ohne gleichzeitig auch noch Rechnungen addieren zu müssen.
    Mit einem Gefühl ängstlicher Erwartung drückte sie die Schwingtür zur Kombüse auf. Bei Ralphs lässiger Einstellung zu ihrer Unterbringung gestern Nacht wäre es nicht weiter überraschend gewesen, hätte er von Julia erwartet, dass sie auf einem Campingherd für dreizehn Personen kochte. Aber nein. In der Kombüse stand ein normal großer Herd, der wahrscheinlich mit Flüssiggas betrieben wurde, ferner gab es einen Kühlschrank und einen Mixer wie in einer Großküche sowie eine Spüle mit einer zwar nicht üppig bemessenen, aber bei guter Organisation durchaus ausreichenden Arbeitsfläche. Julia wurde mit einem Blick klar, dass sie ihre unglückliche Neigung, sich in der Küche auszubreiten, bezähmen musste. Aber alles in allem war die Kombüse hell und einladend, und trotz der beengten Verhältnisse würde es Spaß machen, dort zu arbeiten.
    Hinter der Kombüse folgte ein Badezimmer mit Dusche und Waschbecken, das die Größe einer Besenkammer hatte. Über der Toilette hing eine lange Liste mit Anweisungen. Warum?, überlegte Julia. Waren Toiletten auf Booten wirklich so kompliziert? Da gerade niemand in der Nähe war, der sie bei einem Fehler ertappen konnte, betätigte Julia probehalber die Spülung und nutzte die Gunst der Stunde außerdem, um die dringend nötige Morgenwäsche nachzuholen. Das Einzige, was noch fehlte, war ein gutes Raumspray, dann hatte sie hier ein beinahe annehmbares Badezimmer.
    »Hey!« Suzy erschien gerade in dem Augenblick, als Julia rückwärts aus dem Badezimmer heraustrat. »Könntest du wohl Wasser aufsetzen? Wir werden in einer Minute nach Stratford aufbrechen. Ted und Donald begleiten uns – jedenfalls das erste Stück, und sie hätten gern eine Tasse Kaffee, während Ralph und Jason versuchen, die Gebühren für das Trockendock herunterzuhandeln. Es ist alles so aufregend!«
    Suzys Begeisterung war ansteckend. Julia machte Kaffee und brachte ihn den anderen nach oben. Anschließend versetzten Ted und Donald die beiden Frauen mit ihren Geschichten von Booten, denen bei einer Tunneldurchfahrt die Nieten abgeplatzt waren, und anderen Horrorstorys in Todesangst. Als Jason und Ralph zurückkehrten und alles zum Aufbruch bereit war, hatte sich Julias Eifer zumindest teilweise in Panik verwandelt.
    Eine ganze Schar kritischer Zuschauer verfolgte ihr Ablegemanöver. Die Leinen beider Boote wurden losgemacht, und Jason, der mit Suzy das motorisierte Boot führte, legte langsam ab und nahm dann das hintere Boot in Schlepp, indem er die beiden kurzen Leinen von dessen Bug übernahm und auf dem Schlepper belegte.
    Ralph stand mit Julia auf dem Butty und nutzte die Gelegenheit, um einige unhöfliche Bemerkungen mit dem Publikum auszutauschen, bis Jason sein Manöver beendet hatte und sie außer Hörweite kamen.
    Die große hölzerne Ruderpinne, die Ralph als »Helm« bezeichnete, war heruntergeklappt worden, sodass man jetzt damit das gewaltige Ruderblatt bewegen konnte.
    »Man bewegt die Pinne immer entgegen der gewünschten Fahrtrichtung«, erklärte Ralph. »Aber eigentlich braucht man gar nicht viel zu tun, wenn man so wie jetzt mit den Schleppleinen über Kreuz ganz dicht hinter dem Schlepper fährt, es bei denn, es geht durch eine wirklich enge Kurve.«
    Julia konzentrierte sich darauf, das Ruder immer in die richtige Richtung zu legen.
    »Stellen Sie es sich folgendermaßen vor: Wenn Ihre Nase in die eine Richtung geht, geht Ihr Hinterteil in die andere Richtung.« Ralph hatte sich inzwischen auf das Dach der hinteren Kabine gesetzt. »Können Sie von hier aus genug sehen, um zu steuern? Wenn der Ofen brennt, ist es sehr gemütlich hier.«
    Julia, die kleiner und weniger beweglich war als ihr siebzigjähriger Begleiter, hievte sich auf das Dach. »Ich kann so gerade eben etwas sehen, aber ich glaube nicht, dass ich die Ruderpinne sehr weit rüberziehen kann.«
    »Das brauchen Sie zunächst einmal auch gar nicht.« Ralph zeigte auf einen

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