Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
Vom Netzwerk:
zehn auf.«
    Es war sieben Uhr, als Onkel Ralph mit zwei halbvollen Teebechern in ihre Kabine trat. »Hoch mit euch, Mädchen, Morgenstund hat Gold im Mund, und die Sonne brennt auf die Felsen.«
    »Du hast gut reden«, brummte Suzy und nahm einen Becher entgegen, »wir beide enthalten uns besser jeder Bemerkung. Onkel Ralph war Seemann, bevor er auf die Kanäle kam«, erklärte sie Julia. »Er hat für jede Gelegenheit das passende Bonmot.« Aus Suzys Mund klang das nicht nach einem Kompliment.
    »Danke für den Tee«, sagte Julia mit Blick auf ihren Becher. »Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
    »Tut mir leid, dass ich das meiste verschüttet habe. Aber ich wollte dafür sorgen, dass ihr zwei aus den Federn seid, bevor Terry Merchant auftaucht. Er ist normalerweise um halb acht hier.«
    »O Gott, o Gott! Warum denn das?« Suzy zog ihre Beine mitsamt dem Schlafsack aus dem Loch und hievte sich nach einem kurzen Ringkampf mit der Daunendecke so weit hoch, dass sie sich aufrecht hinsetzen konnte.
    »Damit er sich davon überzeugen kann, dass kein Müll im Trockendock rumschwimmt, bevor er es flutet. Also, trödelt nicht.« Ralph schob sich durch die Doppeltür und ließ sie hinter sich offen, sodass das bisschen Wärme, das sich während der Nacht angesammelt hatte, verloren ging.
    Julia quetschte sich an Suzy vorbei, um die Tür wieder zu schließen. »Dieser Terry wird die Zahnpasta sehen. Am Ende schreit er uns noch an.« Aber Julias Gejammer stieß auf taube Ohren; Suzy putzte sich bereits mit Hingabe die Zähne.
    Es war ein aufregendes Erlebnis zu beobachten, wie das Wasser das Trockendock füllte und allmählich am Boot hochstieg, bis es schwamm. Noch beeindruckender war es zu sehen, wie das Boot langsam ans Tageslicht hinauskam, gestakt von Jason, der sich dazu aufs Deck begeben hatte, und gezogen von Ralph. Auch wenn die Sonne nicht wirklich warm war, so schien sie wenigstens, und zum ersten Mal konnte Julia die Thisbe in ihrer ganzen Pracht sehen.
    Jason hatte das Achterschiff mit den traditionellen Rauten und Romben frisch gestrichen. Der Name war in einem passenden Farbton aufgemalt worden, und das ganze Schiff sah aus wie aus dem Ei gepellt.
    »Sie sieht wunderbar aus«, sagte Julia zu Jason, der das Boot den Treidelpfad entlanggestakt hatte und nun heruntersprang. »Sie sind sehr geschickt mit dem Pinsel. Diese Blumen sind Ihnen wirklich gut gelungen.«
    »Rosen. Aber man braucht nur eine ruhige Hand und ein gutes Auge dafür. Und natürlich die richtige Farbe. Nicht diesen neumodischen Kram, diese Fertigfarben.«
    Julia, die sich einen freundschaftlicheren Umgang mit Jason wünschte, machte sich auf einen längeren Vortrag gefasst.
    »Heutzutage glaubt jeder, er könne traditionelle Kanalbilder malen. Oder die Leute benutzen Abziehfolien.« Er spie das Wort förmlich aus. »Ich nehme die traditionelle Bleifarbe, wie man es früher gemacht hat.«
    Jetzt erschien Ralph hinter ihnen, nachdem er das Boot festgemacht hatte. »Als ich vor gut zwanzig Jahren das erste Mal auf den Kanal kam, benutzte man überall diese Modellbaufarbe. Traditionell! Dass ich nicht lache! Kein Bootsmann, der auch nur einen Pfifferling wert war, benutzte Bleifarbe, wenn er irgendetwas bekommen konnte, das die Sache einfacher machte.«
    Julia, die sich mir nichts, dir nichts mitten in einer Diskussion über Farbe wiederfand, die nur geringfügig interessant war, döste vor sich hin, während die beiden Männer das Butty neben das Schleppboot stakten. Sie wollte endlich die Pyramus mit der Kombüse inspizieren, und zwar bei Tageslicht und nicht halb tot vor Müdigkeit.
    Breite Holzstufen, auf denen man auch sitzen konnte, führten von einer Doppeltür an Deck in den Salon hinunter. Unter der Treppe befand sich Stauraum.
    Die Kombüse war vor Blicken nur notdürftig geschützt, mit zwei zweiteiligen Klapptüren, deren obere Hälften offensichtlich nie geschlossen wurden. Dieses Arrangement unterstützte die Illusion von Geräumigkeit, was eine echte Leistung war für ein Boot von nur zwei Metern Breite; trotzdem versetzte Julia der Gedanke, unter vielleicht ständiger Beobachtung kochen zu müssen, nicht gerade in Begeisterung. Sie hoffte, dass die Gäste auf der Sitzbank oben an der Tür bleiben würden.
    Es gab einen Tisch, der im Augenblick an die Wand geklappt war und den man zur Benutzung wahrscheinlich irgendwie abstützen musste. Zwischen den Stufen des Niedergangs und einer kleinen Theke, die unter anderem als Bar

Weitere Kostenlose Bücher