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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Ich staune, dass Sie überhaupt etwas Essbares gefunden haben. Ich wusste, dass wir nicht mehr viel da hatten. Eigentlich wollte ich vor dem Ablegen noch einkaufen gehen, aber dann reichte die Zeit nicht mehr.« Er holte die Whiskyflasche. »Was zu trinken?«, fragte er grinsend. »Um die wirklich notwendigen Dinge zu kaufen, scheine ich immer noch etwas Zeit abknapsen zu können.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen«, erwiderte Julia. »Und was den Whisky betrifft, ja, gern.«
    Julia warf einen Blick in den Ofen. Ihr Auflauf war gerade richtig und noch nicht angebrannt. Er gurgelte wie eine heiße Quelle. Mit einiger Mühe räumte sie einen Platz auf dem Abtropfbrett leer, sodass sie die Auflaufform aus dem Ofen nehmen konnte. Sie griff nach der Form und bemerkte zu spät, dass der Ofenhandschuh ein Loch hatte. Julia wollte das Ganze gerade fallen lassen und ihren Händen Brandwunden dritten Grades ersparen, als Jason in der Kombüse erschien und sich vor ihrer kostbaren freien Stelle auf dem Abtropfbrett aufbaute.
    »Was ist das?«, fragte er scharf und beäugte das Gericht mit größtem Argwohn.
    »Sehr, sehr heiß! Wenn Sie bitte ...« Sie schob ihn mit dem Ellbogen aus dem Weg und setzte die Form erleichtert ab.
    »Was sagten Sie, was das ist?« Jason ignorierte Julias Nöte vollkommen. Während sie mit ihren verbrannten Fingern wedelte, musterte er misstrauisch den Auflauf.
    Julia hoffte, dass er sich die Nase verbrennen würde. »Makkaroni mit Käse«, antwortete sie aus einem Impuls heraus.
    »Oh. Ich dachte, es wären Nudeln. Nudeln vertrage ich nämlich nicht.«
    Julia fragte sich, ob sie ihm erzählen sollte, was Makkaroni waren, entschied sich dann aber dafür, ihren Vorteil zu nutzen.
    Jason trocknete sich die Hände an ihrem sauberen Geschirrtuch ab, während sie einige Kräcker mit Margarine bestrich. Sie waren alle vollkommen ausgehungert, aber obwohl Julia ihr Bestes getan hatte, gab es nicht viel zu essen. Wenn Jason hungrig vom Tisch aufstand, würde es nicht ihre Schuld sein – aber ihr Pech.
    Ralph hatte den Klapptisch teilweise ausgezogen und Messer und Gabeln herausgeholt. Suzy, die noch die Zeit gefunden hatte, sich die Haare zu kämmen und einen frischen Pullover anzuziehen, trat nun ebenfalls in die Küche.
    »Das riecht ja toll. Ich bin schon halb verhungert. Soll ich das nehmen?« Sie stellte die Platte mit den Kräckern auf den Tisch. »Du hast nicht zufällig irgendwo eine Flasche Wein versteckt, Ralph? Zu Nudeln kann ich unmöglich Whisky trinken.«
    Glücklicherweise achtete Jason nie darauf, was Suzy sagte. Er saß, die Beine von sich gestreckt, am Ofen, sodass Suzy über ihn hinwegklettern musste, während sie das Besteck auf dem Tisch verteilte.
    »Mistkerl. Wenn ich noch ein Fünkchen Energie im Leib hätte, würde ich ihn umbringen.« Suzy griff sich den Stapel mit Tellern und die Bohnenschüssel und stolzierte zurück in den Salon. Julia folgte ihr mit dem Nudelauflauf.
    »Ich hoffe, der Auflauf ist in Ordnung«, murmelte sie kaum hörbar, bevor sie mit einem Löffel die erste Portion heraushebelte. Als jeder etwas auf dem Teller hatte, hob Ralph sein Glas.
    »Auf eine gute Saison und auf ein erstklassiges Team. Jason, Julia und Suzy.«
    Julia und Suzy griffen nach ihren Gläsern und tranken. Jason sparte sich jede Mühe. Das wird nie und nimmer funktionieren, dachte Julia, wir werden nie zu einem Team werden, jedenfalls nicht, wenn nicht einer von uns eine Persönlichkeitstransplantation vornehmen lässt.
    Aber am nächsten Tag wurden sie dann doch so etwas wie ein Team – es war ein langer Tag für sie alle, denn sie brachten die Boote zu ihren Anlegestellen in der Nähe des Hafens von Stratford. Die von Bäumen überschatteten Schleusen, die Schleusenwärterhäuschen daneben mit ihren Tonnendächern und die schmiedeeisernen Brücken, die jeden bezauberten, der die Muße hatte, sie zu bemerken – all diese Dinge hatten sich in eine geheime Welt hinter einer von Leben strotzenden Stadt verwandelt.
    Es war nicht nur die Landschaft, die sich verändert hatte. Vielmehr kam Julia sich nicht länger wie ein absoluter Neuling vor. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, das motorlose hintere Boot zu ziehen, und Suzy bediente das Steuer jetzt wie ein alter Hase. Aber während der Umgang mit dem Boot ihnen immer leichter fiel, widerstrebte ihnen Jasons Haltung mehr und mehr.
    »Er muss kapieren, dass ich hier der Boss bin«, sagte Suzy. »Vielleicht weiß er hundertmal mehr über

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