Wellentänze: Roman (German Edition)
allerlei Tipps und Tricks auf Lager gehabt. Eingedenk dieser Ratschläge brachten die beiden Frauen die Kabinen auf Hochglanz, schafften Behaglichkeit, wo es nur ging, und sorgten dafür, dass die Bäder vor Hygiene blitzten.
»Aber wir müssen etwas wegen der Bäder unternehmen«, meinte Suzy zum Schluss. »Sie riechen sauber, aber wohlriechend kann man sie nicht gerade nennen. Wir brauchen ein gutes Spray. Das setze ich am besten gleich auf die Liste zu den kleinen Seifenstückchen und den Kleenextüchern.«
»Jason wollte doch in die Stadt fahren, um ein paar Schrauben zu kaufen. Bitte ihn doch, den Rest auch gleich mitzubringen.«
Suzy stieß einen Laut aus, der wie das Wiehern eines empörten Ponys klang. »Wenn du ihn bittest, in eine Drogerie zu gehen, erklärt er dir wahrscheinlich, er sei allergisch gegen Toilettenartikel!«
Julia hatte die Speisepläne für die erste Woche ausgearbeitet und sich verpflichtet, am Anfang das Kochen ganz allein zu übernehmen, damit Suzy freie Hand hatte, um Jason Mores zu lehren.
»Aber eigentlich sollte mir noch genug Zeit bleiben, um ziemlich oft die Kombüsensklavin zu machen«, beteuerte Suzy. »Ralph sagt, die Fahrt den Avon runter sei nicht schwierig, und natürlich kennt Jason den Fluss wie seine Westentasche. Die meiste Zeit fahren wir nebeneinander oder dicht hintereinander, sodass das hintere Boot kaum gesteuert werden muss. Bei nur sechs Passagieren sollte eigentlich alles reibungslos verlaufen.«
»Fordere bloß das Schicksal nicht heraus!« Julia war älter als Suzy, und manchmal kam ihr diese Tatsache deutlich zu Bewusstsein.
Das Schicksal widerstand der Versuchung genau bis zum ersten Tag der Saison. Die Passagiere wurden an diesem Samstagmittag zur Teezeit erwartet. Julia musste die Vorbereitungen für das Dinner treffen, allerlei Müll von der Renovierung der Boote beseitigen, einen Kuchen und Scones zum Tee backen und hatte außerdem noch Schinkensandwiches für alle gemacht. Suzy hatte das Bier für die Fahrgäste bereit gestellt, das aus dem Supermarkt kam, den sie mit einem Taxi aufgesucht hatten. Sie warteten nur noch auf Jason.
Als er auftauchte, hatte er seinen Rucksack bei sich. »Also, ich gehe jetzt«, erklärte er.
»Wohin? Wir haben alle Einkäufe erledigt.« Suzy öffnete eine Dose Lager-Bier und reichte sie ihm.
Jason zögerte, kam in den Salon, setzte sich und nahm die Dose entgegen.
Julia wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie reichte ihm den Teller mit Sandwiches. »Hier, nehmen Sie eins.«
Jason nahm sich ein Sandwich, aß es mit drei großen Bissen auf und leerte dann seine Bierdose. »Wie ich schon sagte, ich gehe jetzt.« Julia spürte, wie ihre Glieder schwer wurden, als es ihr langsam dämmerte. »Ich kann nicht für eine Frau arbeiten – beziehungsweise für zwei Frauen. Also haue ich ab.«
»Jason, das kannst du nicht machen.« Suzys Stimme zitterte vor Entsetzen und Empörung. »In zwei Stunden kommen die Fahrgäste. Wir schaffen das nicht ohne dich.«
»Ich fürchte, ihr werdet es schaffen müssen. Könnte ich jetzt mein Geld bekommen?«
»Du kannst nicht gehen. Du hast für die Saison angeheuert. Onkel Ralph verlässt sich auf dich – wir verlassen uns auf dich!«
»Ich werde wöchentlich ausgezahlt, nicht wahr? Und ich will mein Geld.«
Suzy sah, dass er es ernst meinte, und versuchte, einen versöhnlichen Ton anzuschlagen. »Ich habe nicht genug Bargeld«, erwiderte sie. »Bleib wenigstens noch bis Ende der Woche, bitte. Gib uns Zeit, einen Ersatz zu suchen.«
Jason schüttelte den Kopf. »Ist nicht drin. Auf dem Fluss braucht ihr mich sowieso nicht. Das ist ein Kinderspiel. Erst wenn es durch den Canyon geht, muss jemand das hintere Boot steuern. Also, gibst du mir jetzt mein Geld, oder muss ich erst unangenehm werden?«
Suzy versuchte nicht länger, an sein besseres Ich zu appellieren. »Du warst schon unangenehm, als du geboren wurdest, Jason.« Sie angelte nach ihrer Handtasche, die sie hinter den Flaschen in der Treppe versteckt hielt, und nahm ihr Portemonnaie heraus. »Hier sind siebzig Pfund.«
»Du schuldest mir hundert.«
»Du bekommst nicht einen Penny mehr, es sei denn, du hältst deine Kündigungsfrist ein.« Julia bemerkte, dass Suzys Hand zitterte, und hoffte nur, dass Jason es nicht ebenfalls sah.
»Ach nein? Da wäre ich mir nicht allzu sicher!«
Dann nahm er das Geld, nahm sich noch ein Sandwich, schulterte seinen Rucksack und verschwand.
Kapitel 6
B astard!«, zischte Suzy
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