Wellentänze: Roman (German Edition)
sich so ergeben? Was will uns das sagen?«
»Wie bitte?«, hakte er höflich nach.
Julia erinnerte sich noch allzu gut an seine schleimigen Manieren vor fünfzehn Jahren. Heute wie damals verursachten sie ihr Übelkeit.
»Ich meine«, erklärte Suzy, »haben Sie Urlaub oder so etwas?«
»Könnte man sagen, ja. Ich bin auf dem Weg nach Italien, zu einem Freund, der eine Villa in der Toskana hat.«
Julia beschloss, diesen Leckerbissen irgendwann Angela zu servieren. Fergus Grindley war genau der Typ Mann, der Freunde mit Villen in der Toskana haben musste.
»Und wahrscheinlich freuen Sie sich schon wahnsinnig darauf?«, fuhr Suzy fort.
»Hm, ja.«
»Es ist nur ...«
»Suzy!«, unterbrach Julia ihre Freundin. »Mir ist gerade etwas eingefallen, das ich dir unbedingt sagen muss. Unter vier Augen. Es ist dringend und kann wirklich nicht warten.«
Julia stand auf und zerrte Suzy praktisch in die Kombüse. »Tu es nicht«, flehte sie ihre Arbeitgeberin an. »Bitte Fergus nicht, uns zu helfen. Er ist ein Trottel und unausstehlich. Glaub mir.« Suzy sah sie skeptisch an. »Ehrlich!« Julia sprach hastig weiter. »Ich habe keine Zeit, dir alle Einzelheiten zu erzählen, aber vertrau mir, wenn ich sage, dass wir schon genug Probleme haben, ohne ihn unserer Liste hinzuzufügen.«
»Tut mir Leid. Ich werde dir nicht glauben, bevor du mir sämtliche Einzelheiten erzählt hast.« Suzys Augen glitzerten bei der Aussicht auf Klatsch, und sei er noch so verjährt.
Julia schnitt eine Grimasse. »Vor einer Ewigkeit, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, mussten meine Schwester und ich mit ihm und seinem Freund zu einer Party gehen ...«
»Du Glückspilz. Ich durfte mit zehn keine Partys besuchen.«
»Unterbrich mich nicht! Es war grässlich. Angela und ich mussten Kleider tragen, während alle anderen in Jeans kamen! Freddie – Fergus, meine ich – und sein Freund lockten uns in seinen grässlichen Keller, angeblich, um uns das Klo zu zeigen. Wir mussten beide dringend. Mom und Lally hatten uns versprochen, dass die Jungen sich um uns kümmern würden. Aber sie haben uns in diesem Keller sitzen lassen, und wir haben Stunden gebraucht, um die Party wiederzufinden.«
»Es war den beiden wahrscheinlich peinlich, mit euch gesehen zu werden, wenn ihr, hm ... total falsch angezogen wart.«
Julia legte die Stirn in Falten. »Und am nächsten Tag haben sie uns zu einer Fahrradtour mitgenommen, auf Fahrrädern, die einen Meter zu groß für uns waren. Fergus hat uns gezwungen, meilenweit zu strampeln. Und als ich eine Panne hatte, ist er von seinem Fahrrad gestiegen und neben mir hergelaufen und hat sich pausenlos über mich lustig gemacht.«
»War doch unheimlich nett von ihm, mit dir zu Fuß zu gehen.«
Da Suzy nicht so leicht zu überzeugen war, zog Julia das Ass aus dem Ärmel, von dem sie dachte, dass es Suzy auf alle Fälle zur Vernunft bringen würde. »Irgendwie zogen meine Mutter und Lally ihre Schlüsse aus der Tatsache, dass er mit mir zu Fuß gegangen war. Sie dachten, es sei eine kindliche Liebelei – und frag mich bitte nicht, wer von uns in wen verliebt gewesen sein soll –, und seit jenen Tagen versuchen beide Mütter, uns miteinander zu verheiraten. Nachdem ich mit Oscar Schluss gemacht habe und Fergus’ Ehe in die Brüche gegangen ist, fängt das Ganze wieder von vorn an. Das ist der Grund, warum meine Mutter ihn hergeschickt hat.«
»Ich wollte ihn gar nicht bitten, uns zu helfen«, flunkerte Suzy. »Ich wollte ihn bloß einladen, ein paar Tage mit uns den Fluss hinunterzuschippern. Wir haben schließlich noch Platz in den Gästekabinen.«
»Wenn wir irgendetwas nicht gebrauchen können, dann noch mehr Gäste, jetzt, wo wir keine Mannschaft haben!«
»Und wir könnten ihn doch bitten, uns ein bisschen beim Steuern zu helfen. Damit ich etwas Luft habe und dir in der Küche helfen kann.«
Julia wollte kein Spielverderber sein, konnte aber ihren Argwohn nicht abschütteln. Sie wollte Suzy gerade Näheres über Fergus Grindley erzählen, als dieser in der Schwingtür auftauchte. »Bin ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen?«
»Ja«, antwortete Julia.
»Ganz und gar nicht«, sagte Suzy gleichzeitig, aber lauter. »Es ist nur so, dass wir gerade einen ziemlichen Schock erlitten haben.«
»Wie wahr«, murmelte Julia.
»Unsere Mannschaft hat gerade gekündigt. Zwei Stunden bevor wir unsere Gäste erwarten. Ich weiß wirklich nicht, was wir machen sollen. Mein Onkel, dem die Boote gehören, hat am
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