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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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wahrscheinlich keine Ahnung, dass ihre Mutter sie verkuppeln wollte. Und selbst wenn er sich als nutzlos erweisen sollte, opferte er immerhin seine Freizeit, um ihnen zu helfen. Aber eine kleine Bemerkung, die ihre Mutter über das Ende seiner Ehe hatte fallen lassen, nagte an Julia und stachelte ihre Wut auf ihn an: Fergus hatte, so wusste sie von ihrer Mutter, von seiner Frau verlangt, ihre Karriere aufzugeben und Kinder zu bekommen. Er war schlicht und einfach ein zweiter Oscar, und wenn ihre Mutter glaubte, dass sie auch nur einen Blick in seine Richtung werfen würde, konnte sie ihre Kristallkugel zurate ziehen und sich etwas Neues überlegen. Hin- und hergerissen zwischen ihren persönlichen Gefühlen und der Verpflichtung den Gästen gegenüber (in dieser Hinsicht war Fergus zumindest besser als gar nichts), verabschiedete sie sich unter einem Vorwand.
    »Ich muss noch einmal überprüfen, ob in den Kabinen alles in Ordnung ist«, sagte sie und musste sich auf die Zunge beißen, um ihn nicht zurechtzuweisen, weil er sich die Hände an dem sauberen Trockentuch abwischte, das sie gerade erst aufgehängt hatte.
    Ein paar Minuten später kam er gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie die kleine Vase mit frischen Blumen aus seiner Kabine holte. »Ah, da bist du ja. Suzy lässt fragen, ob du eben mit anfassen könntest, falls du einen Augenblick erübrigen kannst? Es wird Zeit, dass wir in den Hafen kommen.«
    »Ach?«
    »Suzy hält es für besser, zuerst mit dem Motorboot hinzufahren und das hintere Boot getrennt zu verholen, damit du nicht allein längs seit gehen musst.« Er schien verwirrt zu sein. »Zumindest glaube ich, dass es das war, was sie sagte.«
    »Es ist ein Fachausdruck«, erklärte Julia. »Es bedeutet, dass die Boote Seite an Seite miteinander vertäut werden.« Sie wurde plötzlich nervös. Die Proben waren jetzt vorbei. Nun kam die eigentliche Vorstellung. Vielleicht war es doch gar nicht schlecht, Fergus dabei zu haben.
    Suzy manövrierte das Motorboot langsam und mit äußerster Vorsicht die kurze Strecke den Kanal hinunter, der sich an dem Geschiebe und Gedränge von Englands berühmtestem Touristenort vorbeischlängelte. Niemand bemerkte etwas. Julia stand am Bug, eine Leine in der Hand und einen Bootshaken in Bereitschaft, aber sie brauchte nicht einzugreifen. Suzy kam blendend zurecht. Zum Teufel mit Jason, dachte Julia.
    Aber sobald sie unter der Brücke durchfuhren, zuckten plötzlich, wie es schien, hundert Blitzlichter gleichzeitig auf. Plötzlich standen sie mitten auf der Bühne.
    Julia, die am Bug nach wie vor den Staken in Bereitschaft hielt, hätte sich am liebsten eine Papiertüte über den Kopf gestülpt. Es erschien ihr unhöflich, die Leute, die nur ein paar Dutzend Meter entfernt standen, einfach zu ignorieren, andererseits musste sie arbeiten und konnte sich nicht gleichzeitig mit so vielen Personen beschäftigen. Allerdings musste sie einen guten Eindruck machen, für den Fall, dass sich unter den unverdrossen knipsenden Touristen ihre zukünftigen Fahrgäste befanden, daher setzte sie eine nichtssagende Miene auf und blickte geradeaus, ohne irgendetwas wahrzunehmen. Wenn sie geahnt hätte, dass sie im Hafenbecken von Stratford im Mittelpunkt des Interesses stehen würde, hätte sie sich vorher das Haar gekämmt.
    Obwohl Suzy viel mehr an die Aufmerksamkeit von Fremden gewöhnt war, musste sie sich zu sehr auf ihre Arbeit konzentrieren, um ihr Publikum zu beachten. Onkel Ralph hatte schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass ein Anlegeplatz für sie reserviert worden war. Aber würden sie es schaffen anzulegen, ohne die kleinen, zerbrechlichen Plastikboote zu beiden Seiten zu streifen? Ralph hatte ihnen beiden mit seinen Geschichten von Schadensersatzprozessen eine Heidenangst eingejagt.
    Julia beobachtete das Manöver vom Bug aus und sprang, sobald sie das gefahrlos tun konnte, an Land, entschuldigte sich flüsternd bei den Leuten, die sie zur Seite drängte, und hielt sich bereit, das Boot mit der Leine abzustoppen – oder sogar mit ihrem Körper, falls es so aussah, als würde Suzy irgendwo auffahren. Aber Suzy handhabte das Boot, als hätte sie jahrelang nichts anderes getan. Julia grinste.
    »Gut gemacht«, lobte sie, als Suzy die Achterleine auf einem Poller belegte. Jetzt, da die Touristen einer nach dem anderen das Interesse verloren und davonschlenderten, sah Julia sich um. Es war wirklich ein sehr hübsches Kanalbecken. Ringsherum waren Rasenflächen und gut

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