Wellentänze: Roman (German Edition)
gepflegte Blumenbeete angelegt, und überall standen Statuen. Auf der anderen Seite waren Bäume gepflanzt. Sie zwang sich, an weniger reizvolle Dinge zu denken. »Wo ist eigentlich Fergus?«
»Oh, er bringt das hintere Boot her. Ich brauche eine Tasse Tee, bevor die Gäste kommen. Mein Mund ist völlig ausgetrocknet, so nervös war ich.«
Julia kochte den Tee, erlaubte Suzy aber nicht, den Kuchen anzuschneiden oder noch mehr Scones zu vertilgen. Stattdessen stellte sie ihr ein Päckchen Kekse hin. »Fergus braucht aber lange«, bemerkte Julia nach einer Weile. Obwohl es ihr gegen den Strich ging, hatte sie ein schlechtes Gewissen. »Sollten wir nicht zurückgehen und ihm helfen?«
»Er meinte, er würde schon zurechtkommen, aber wenn du willst, gehen wir rüber und sehen mal nach.«
Doch als Julia den Kopf über die Seitenluke hob, bemerkte sie, dass alle Zuschauer, die noch am Rand des Hafenbeckens standen, zu der Brücke hinüberblickten. Sie drehte sich um und begriff sofort, was die Aufmerksamkeit der Leute fesselte.
»Suzy, komm mal her und sieh dir das an!«
Suzy trat neben sie, und zusammen mit ein paar hundert Touristen beobachteten sie, wie ein zwanzig Meter langes Kanalboot lautlos unter der Brücke hindurchglitt und in das Hafenbecken einlief.
»Das Ding hat anscheinend keinen Motor«, bemerkte ein Mann, der munter drauflos knipste.
»Aber wie bewegt es sich dann?«, fragte seine Frau.
»Der Mann auf dem Dach hat einen Staken«, erklärte ein anderer Zuschauer. »Sehen Sie? Er stößt sich mit dem Staken vom Grund ab und schiebt das Boot auf diese Weise vorwärts.«
Julia musste kichern. »Du hast doch gesagt, er hätte nicht die geringste Erfahrung mit Booten, aber er hat offensichtlich gelogen. Er kann staken. Ich nehme an, das hat er in Oxbridge gelernt«, lächelte sie, während Fergus das hintere Boot neben das Motorboot manövrierte.
»Wo war er denn eigentlich, in Oxford oder in Cambridge?«, wollte Suzy wissen, ohne den Blick von Fergus abzuwenden.
»Keine Ahnung. Meiner Mutter zufolge handelt es sich um ein und dieselbe Universität.« Julia sah zu, wie Fergus genau die richtige Stelle auswählte, um den Staken ins Wasser zu stoßen, damit das Boot in einem passenden Winkel anlegen konnte. »Aber wie ich ihn kenne, hat er wahrscheinlich beide Universitäten besucht.«
»Nun, sein Studium hat sich ausgezahlt. Er stakt erstklassig.« Suzy bewunderte Fergus noch ein paar Sekunden länger. »Wenn ich nicht auf Männer stehen würde, die noch grün hinter den Ohren sind, würde ich meine Netze nach Fergus auswerfen.« Sie warf Julia einen nachdenklichen Blick zu. »Er ist geschieden und wieder frei. Einfach perfekt für dich.«
Julia verbarg ihre Überraschung, dass Suzy bereits von seiner Scheidung erfahren hatte. »Suzy, der Grund, warum Frauen sich scheiden lassen, ist der, dass ihre Männer nicht perfekt sind. Die guten Typen lassen sie nicht so einfach laufen.«
»Wie gut muss er denn sein, um Himmels willen? Menschenskinder, du hast dich mit Oscar verlobt, weil du seinen Hund mochtest!«
»Und sein Haus!«, konterte sie. »Aber ich habe aus meinem Fehler gelernt und lasse mich auf keinen Fall in die Ehe mit einem Mann drängen, den ich mein Leben lang gehasst habe!« Zu spät fiel ihr ein, wie weit eine Stimme auf dem Wasser trug.
Suzy stieg auf das Dach des Motorbootes und nahm auf dem Achterschiff Aufstellung, um den Festmacher zu fangen. Fergus warf ihn ihr zu, legte seinen Staken bedachtsam auf dem Dach ab und schlenderte dann gemächlich zum Bug der Thisbe. Dort nahm er die zusammengerollte Leine, hielt ein Ende fest und warf sie lässig über die Klampe auf dem Vorschiff des Schleppbootes. Entweder war er in Oxbridge ein Meisterwerfer gewesen, oder das Glück war ihm hold: Jedenfalls hielt das Seil, und er zog das hintere Boot mit einigen wenigen eleganten Bewegungen neben das Motorboot.
Die Leute am Ufer klatschten und pfiffen. Julia, die ehrlich beeindruckt war, konnte ein Lächeln nicht unterdrücken und überlegte hektisch, wie sie Fergus daran hindern konnte zu glauben, Suzy und sie hätten über ihn geredet. Suzy, die von Natur aus überschwänglicher veranlagt war, umarmte ihn stürmisch. »Sie sind wunderbar! Ein echter Held.« Der schmatzende Kuss, mit dem sie ihm dankte, verfehlte nur um Haaresbreite seinen Mund. »Kommen Sie, lassen Sie uns eine Tasse Tee trinken, bevor die Fahrgäste auftauchen.«
Suzy und Fergus waren unter dem Vorwand, irgendetwas
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